Zusammenfassung
Bis weit in die siebziger Jahre des 20. Jahrhunderts hinein fehlte ein ausgearbeitetes philosophisches Konzept von „Biographie“. Soziologische Biographieforschung wurde in Europa nicht mit der frühen Kritischen Theorie, sondern erst in den achtziger Jahren mit der Rezeption der amerikanischen Traditionen des symbolischen Interaktionismus und der „Chicago School“ sowohl Gegenstand methodischer Auseinandersetzungen, als auch Bezugspunkt transdisziplinärer und transnationaler Entwicklungen. Die Kritische Theorie zur Zeit Adornos und Horkheimers setzte sich nicht mit dem Konzept einer soziologischen Biographieforschung auseinander. Dies hing eng mit dem kritischen Blick auf die zeitgenössische literarische „Biographienmode“ (Adorno) sowie dem Fehlen eines soziologisch fundierten Alltagsbegriffs zusammen. Erst mit Jürgen Habermas und dessen Rezeption von Alfred Schütz’ Theorie der Biographie wurde letztere zu einem zentralen Begriff der Kritischen Theorie. Es ist die Intention dieses Artikels, anhand der Nachzeichnung von Diskussionen der älteren Kritischen Theorie zu den Themen Biographie und Alltag Zugänge zu den Methoden qualitativer Forschung aufzuspüren, die für die Entwicklung der neueren soziologischen Biographieforschung, nämlich die Gewinnung biographischen Materials sowie die fallbezogene Analyse biographischer Daten als Grundlage soziologischer Forschung, weiterhin produktiv sind.
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Apitzsch, U. (2018). Biographieforschung und Kritische Theorie. In: Lutz, H., Schiebel, M., Tuider, E. (eds) Handbuch Biographieforschung. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-21831-7_2
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