Skip to main content

„Frauen und Fahnen in die Mitte“ – Ultraspezifische Artefakte und ihre Bedeutung für eine Konstruktion von Geschlecht

  • Chapter
  • First Online:
Book cover Stilbildungen und Zugehörigkeit

Part of the book series: Erlebniswelten ((ERLEB))

Zusammenfassung

Der Beitrag schlägt eine praxistheoretische Betrachtungsweise jugendszenischer Artefakte vor. Mit dieser theoretischen Brille ist es möglich die Zusammenhänge von Praktiken, Artefakten und Geschlechterkonstruktionen zu rekonstruieren. Ausgehend von ethnographischem Datenmaterial zeigt dieser Beitrag wie zwei jungen Frauen in einer sonst aus männlichen Mitgliedern bestehenden Ultragruppe ihr Geschlecht konstruieren und damit gleichzeitig ihr doing ultra verkörpern. Daran kann deutlich gemacht werden, dass ein mit Artefakten verbundenes Praxiswissen Körper dazu befähigt zwei Praxiskomplexe miteinander zu verbinden. Geschlechterpraxis kann dabei Ultrapraxis sein und umgekehrt. Artefakte tragen demnach verschiedene Wissensbestände in sich.

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this chapter

Chapter
USD 29.95
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
eBook
USD 39.99
Price excludes VAT (USA)
  • Available as EPUB and PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
Softcover Book
USD 49.99
Price excludes VAT (USA)
  • Compact, lightweight edition
  • Dispatched in 3 to 5 business days
  • Free shipping worldwide - see info

Tax calculation will be finalised at checkout

Purchases are for personal use only

Institutional subscriptions

Notes

  1. 1.

    Eine einzelne Praktik, wie das Beine überschlagen, ist erst Teil des doing gender, wenn es mit anderen Praktiken und Artefakten verbunden wird, wie Kleidung, Blicken, Handhaltung usw.

  2. 2.

    Wieser stellt heraus, dass sich gerade beim (argumentativen) Umgang mit Artefakten zwei „Versionen“ praxistheoretischer Perspektiven herausgestellt haben (vgl. Wieser 2004, S. 93). Die eine betrachtet Artefakte als Elemente bzw. Objekte mit denen Praktiken verkörpert werden, die andere betont die Praktiken der Artefakte (vgl. ebd.). Letztere ist vor allem prominent vertreten in der Akteur-Netzwerk- Theorie von Latour (z. B. 2002) erstgenannte vor allem durch Hörning (2001) oder auch Schatzki (2008).

  3. 3.

    Damit ist hier zunächst ein Mittelweg zwischen einem Tun mit Dingen und einem Tun der Dinge (vgl. Wieser 2004) gemeint. Siehe Fußnote 2.

  4. 4.

    Zum Ursprung der europäischen Ultraszene in den 1960er Jahren in Italien siehe vor allem Kathöfer und Kotthaus (2013) und Gabler (2011).

  5. 5.

    Dazu gehört, dass einige schon sehr früh im Stadion sein wollen, um sich um Choreographiematerialen zu kümmern oder um Kontakte zu pflegen, andere wiederum das gemeinschaftliche Beisammenstehen vor dem Stadion bevorzugen und erst kurz vor Spielbeginn das Stadion betreten.

  6. 6.

    Hier sind alle Artefakte denkbar von A wie Alkohol oder alkoholfreies Bier bis Z wie Zaun oder Zeitschrift.

  7. 7.

    Darüber hinaus werden solche Verbote auch genutzt, um Ultragruppen zu sanktionieren, da die Verantwortlichen oder die Polizei sich durchaus darüber bewusst ist, wie wichtig die Zaunfahnen für die Ultras sind.

  8. 8.

    Mit Überfall meine ich hier die Auseinandersetzung mit anderen Gruppen oder auch mit der Polizei, erstere habe ich während meines Feldaufenthaltes nicht miterlebt.

  9. 9.

    Es wäre auch möglich zu interpretieren, dass vor allem die Frauen in der Gruppe die Dramatisierungspraxis an den Tag legen, vielleicht weil sie zeigen wollen, dass sie Ultrapraktiken beherrschen oder auch, weil sie sich selbst als weiblichen (und schwachen) Körper inszenieren. Diese Interpretationslinie muss allerdings aus Platzgründen an dieser Stelle ausgespart werden.

Literatur

  • Berger, P. L.; Luckmann, T. (2016): Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit. Eine Theorie der Wissenssoziologie. 26. Auflage. Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch Verlag

    Google Scholar 

  • Connell, R. W. (1999): Der gemachte Mann. Wiesbaden: VS Verlag

    Book  Google Scholar 

  • Duttler, G.; Haigis, B. (Hg.) (2016): Ultras. Eine Fankultur im Spannungsfeld unterschiedlicher Subkulturen. Bielefeld: Transcript

    Google Scholar 

  • Gabler, J. (2011): Die Ultras. Fußballfans und Fußballkulturen in Deutschland. Köln: PapyRossa

    Google Scholar 

  • Heyde, J. von der (2018): Doing Gender als Ultra – Doing Ultra als Frau. Weiblichkeitspraxis in der Ultrakultur. Eine Ethnographie. Weinheim: Beltz-Juventa

    Google Scholar 

  • Hirschauer, S. (2014): Verhalten, Handeln, Interagieren. Zu den mikrosoziologischen Grundlagen der Praxistheorie. In: Schäfer, Hilmar (Hg.): Praxistheorie. Ein soziologisches Forschungsprogramm. Bielefeld: Transcript

    Google Scholar 

  • Hitzler, R.; Niederbacher, A. (2010): Leben in Szenen. Formen juveniler Vergemeinschaftung heute. 3. Aufl. Wiesbaden: VS Verlag

    Chapter  Google Scholar 

  • Hörning, K. H. (2001): Experten des Alltags. Die Wiederentdeckung des praktischen Wissens. 1. Aufl. Weilerswist: Velbrück Wiss

    Google Scholar 

  • Kathöfer, S./Kotthaus, J. (Hg.): Block X – Unter Ultras. Ergebnisse einer Studie über die Lebenswelt Ultra in Westdeutschland. Weinheim und Basel: Beltz Juventa

    Google Scholar 

  • Knoblauch, H. (2014): Wissenssoziologie. 3. Aufl. Konstanz, Stuttgart: UVK

    Google Scholar 

  • Kotthaus, J. (2017): Ultras als Szene. Methodologische Überlegungen zu einer Konzeptionalisierung der Ultrabewegung als posttraditionale Vergemeinschaftung. In: Grau, A. et al. (Hrsg.) (2017): Sozialwissenschaftliche Perspektiven der Fußballfanforschung. Weinheim: Beltz Juventa, S. 91–113

    Google Scholar 

  • Latour, B. (2002): Wir sind nie modern gewesen. Versuch einer symmetrischen Anthropologie. Frankfurt am Main: S. Fischer

    Google Scholar 

  • Polanyi, M. (1966): The tacit dimension. Chicago: Univ. of Chicago Press

    Google Scholar 

  • Reckwitz, A. (2003): Grundelemente einer Theorie sozialer Praktiken: Eine sozialtheoretische Perspektive. In: Zeitschrift für Soziologie 32 (4), S. 282–301

    Article  Google Scholar 

  • Schäfer, H. (2014): Einleitung. Grundlagen, Rezeption und Forschungsperspektiven der Praxistheorie. In: Schäfer, H. (Hrsg.): Praxistheorie. Ein soziologisches Forschungsprogramm. Bielefeld: Transcript, S. 9–25

    Google Scholar 

  • Schatzki, T. R. (2008): Social practices. A Wittgensteinian approach to human activity and the social. Cambridge: Cambridge University Press

    Google Scholar 

  • Schatzki, T. R. (2016): Praxistheorie als flache Ontologie. In: Schäfer, H. (Hg.): Praxistheorie. Ein soziologisches Forschungsprogramm. Bielefeld: Transcript, S. 29–44

    Google Scholar 

  • Schmidt, R. (2012): Soziologie der Praktiken. Konzeptionelle Studien und empirische Analysen. Berlin: Suhrkamp

    Google Scholar 

  • Walgenbach, K. (2012): Gender als interdependente Kategorie. In: Walgenbach, K./Dietze, G. (Hg.) (2012): Gender als interdependente Kategorie. Neue Perspektiven auf Intersektionalität, Diversität und Heterogenität. Opladen: Barbara Budrich, S. 23–64

    Chapter  Google Scholar 

  • West, C./Zimmerman, D. H. (1987): Doing Gender. In: Gender & Society 1 (2), S. 125–151

    Article  Google Scholar 

  • Wieser, M. (2004): Inmitten der Dinge. Zum Verhältnis von sozialen Praktiken und Artefakten. In: Hörning, K. H./Reuter, J. (Hg.): Doing Culture. Neue Positionen zum Verhältnis von Kultur und sozialer Praxis. Bielefeld: Transcript

    Google Scholar 

  • Zifonun, D. (2014): Die interkulturelle Konstellation. In: Soeffner, H.-G./Boldt, T. D. (Hg.): Fragiler Pluralismus. Wiesbaden: Springer VS, S. 189–205

    Chapter  Google Scholar 

Download references

Author information

Authors and Affiliations

Authors

Corresponding author

Correspondence to Judith von der Heyde .

Editor information

Editors and Affiliations

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 2019 Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature

About this chapter

Check for updates. Verify currency and authenticity via CrossMark

Cite this chapter

von der Heyde, J. (2019). „Frauen und Fahnen in die Mitte“ – Ultraspezifische Artefakte und ihre Bedeutung für eine Konstruktion von Geschlecht. In: Böder, T., Eisewicht, P., Mey, G., Pfaff, N. (eds) Stilbildungen und Zugehörigkeit. Erlebniswelten. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-21661-0_8

Download citation

  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-21661-0_8

  • Published:

  • Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-658-21660-3

  • Online ISBN: 978-3-658-21661-0

  • eBook Packages: Social Science and Law (German Language)

Publish with us

Policies and ethics