Warum Dresden?

Zusammenfassung

Der Beitrag schlägt den Bogen von Werner J. Patzelts Ankunft in Dresden 1991 als Gründungsprofessor des Instituts für Politikwissenschaft an der TU Dresden bis in die Gegenwart, in der Patzelt jüngst als akribischer Beobachter die Pegida-Bewegung analysiert hat. Der Autor berichtet dabei auch von seinen persönlichen Erfahrungen mit den Dresdnern, die er von 1986 bis zum Ende der DDR als Oberbürgermeister sammeln konnte, von Niedergang, Verfall, Unzufriedenheit, dem ungewöhnlichen Stolz der Dresdner Bevölkerung sowie der nach der manipulierten Kommunalwahl im Mai 1989 wachsenden Bereitschaft zur Obrigkeitskritik, die letztlich im Wendeherbst und der friedlichen Revolution mündete. Diese zeitgeschichtliche Reflexion eröffnet neue Perspektiven auf das seit 2015 bei vielen Ostdeutschen erneut aufkommende Gefühl der Unsicherheit und Zukunftsangst sowie auf die damit einhergehende Entfremdung von der etablierten politischen Klasse – also möglicherweise auf den Beginn einer Sinnkrise der Demokratie.

Wolfgang Berghofer war von 1986 bis 1990 Oberbürgermeister in Dresden. Während der politischen Wende 1989/1990 galt „Bergatschow“ (in Anlehnung an den damaligen sowjetischen Reformer Michail Gorbatschow) als einer der wenigen Reformsozialisten der DDR.