Zusammenfassung
In diesem Kapitel wird ein innovatives kognitiv-behavioral ausgerichtetes Interventionskonzept zur Reduktion dysfunktionaler Kognitionen vorgestellt, das speziell auf die Belange von Mitarbeitern und Führungskräften abgestimmt ist. Das Konzept besteht aus fünf Schritten: 1) Die Relativität von Überzeugungen erkennen – Loslösung von der Idee wahrer Gedanken, 2) Motive und Ziele identifizieren – Definieren, was man will, 3) Ideale zielführende Gedanken ermitteln – Hypothetisch analysieren, welche Gedanken- u. Verhaltensmuster günstig wären, 4) Eigene Gedankenmuster entlarven – Ermitteln, ob und inwieweit die eigenen Gedankenmuster dysfunktional sind, 5) Ideale Gedanken mit der Funktion eigener Gedankenmuster kombinieren – Funktionale Gedanken- u. Verhaltensmuster entwickeln und einüben. Dabei werden auch konkrete Techniken zur Reduktion spezieller dysfunktionaler Gedanken beschrieben, wie z. B. die Detektion von Negationen, Worst-Case-Szenarien, die Sokratische Methode, die Begründungssequenz, Wirkungsanalysen, Verhaltensexperimente, das intentionale Verstoßen, die paradoxe Intention, Distanzierungstechniken, das Merkmalskontinuum, die Schade-deinem-Feind-Methode, das konkrete Ausmalen, die Anteilsermittlung oder das Denken in Lösungen statt in Problemen.
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Notes
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Zumindest lässt sich dies nicht beweisen. Dafür müsste nämlich eine Korrespondenz zwischen den psychologisch generierten Theorien über die Beschaffenheit der Realität und den tatsächlichen Verhältnissen in dieser Realität (den Tatsachen) nachgewiesen werden. Zu diesem Zweck wiederum müsste eine Perspektive außerhalb des menschlichen Erkenntnisapparates eingenommen werden. Da sich der Intellekt aber nicht selbst transzendieren kann, kann er auch keine Korrespondenz zwischen sich und den gegebenen Dingen feststellen. Zu einer solchen Feststellung könnte er immer wieder nur sich selbst benutzen. Der Erkenntnissuchende ist außerstande – auch nicht unter Zuhilfenahme von Messinstrumenten oder Ähnlichem, aus seinem kognitiven Apparat herauszutreten, um zu beobachten, wie gut Theorien Tatsachen repräsentieren. Da Theorien streng genommen nicht einmal verifizierbar (Induktionsproblem) oder falsifizierbar (Problem der Vielzahl von Revisionsalternativen) sind, kann das Etikett „wahr“ eigentlich nie vergeben werden (vgl. Lauth und Sareiter 2002). Annahmen können sich lediglich bei der Vorhersage empirischer Daten mehr oder weniger gut bewährt haben, sie können für eine Person mehr oder weniger nützlich sein. Wenn in diesem Buch somit von „(un-)berechtigten“, „(ir-)rationalen“, „(un-)logischen“, „empirisch be- oder widerlegten“ Kognitionen oder Ähnlichem die Rede ist und empirische und logische Prüfungen von Gedanken propagiert werden, ist damit immer der Bewährungsgrad oder der zielführende Nutzen für eine Person gemeint.
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Diese Methode empfiehlt sich nicht, wenn für eine Person eigene Einflussmöglichkeiten auf einen negativen Ausgang eines Ereignisses bestehen, da mit der Wette ansonsten ein Motivator geschaffen werden könnte, das Ereignis absichtlich negativ ausgehen zu lassen. Es muss zumindest ausgeschlossen sein, dass die Person den negativen Ausgang in der einen oder anderen Hinsicht haben will!
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Die Konkretisierung ist notwendig, um das Katastrophisieren nicht zu stimulieren.
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Dieses aus dem wahren Leben gegriffene Beispiel soll nicht suggerieren, dass Kinder grundsätzlich Karrierechancen torpedieren.
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Die Bezeichnung „Feind“ wird hier lediglich aufgrund des Namens der vorgestellten Technik verwendet. Die Mehrzahl der Leser kann vermutlich keinen Feind im engen Wortsinn benennen. Das Prinzip der Technik funktioniert jedoch auch bei der Vergegenwärtigung von Personen, die einem nicht sympathisch sind.
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Bei dieser Art von Gedanken handelt es sich allerdings nicht immer um selbstbezogene Überzeugungen oder Denkfehler im engeren Sinn. Zudem ist darauf zu achten, dass lösungsorientierte Gedanken nicht blind aktionistisch sind, ansonsten werden sie schnell wieder dysfunktional.
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Selbstverständlich sollen auch solche Überzeugungen funktional bleiben und zwar insofern, als sie Personen dazu befähigen, ihre Ziele effizienter zu erreichen. Sie sollen also im konkreten Fall nicht in unreflektierte Machbarkeitsillusionen, situative Selbstüberschätzungen oder mangelnde Problemsensibilität abdriften – sie sollen fundiert und ehrlich gemeint sein! Auch bei solchen Überzeugungen ist somit zunächst zu testen, ob sie im konkreten Fall erfolgreicher sind als herkömmliche Überzeugungen.
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Sauerland, M. (2018). Die Reduktion dysfunktionaler Kognitionen. In: Design Your Mind! Denkfallen entlarven und überwinden . Springer Gabler, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-21462-3_4
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