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Bausteine einer psychodynamischen Subjektkonzeption

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Gesellschaft und Psychodynamik
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Zusammenfassung

Mit soziologischen Mitteln lassen sich menschliches Handeln und die Funktionsweise der Psyche nur begrenzt erfassen. Das hängt vor allem mit dem Ziel, soziale Realität unreduziert zu erfassen und der Strategie, Soziales nur durch Soziales zu begründen zusammen. Eine Folge ist, dass im Rahmen soziologischer Analysen Handeln auf soziologische Gründe reduziert und Psyche mit Eigenmitteln konzipiert wird, was in mancher Hinsicht zu unbefriedigenden Ergebnissen führt. In diesem Kapitel werden anthropologische, neurowissenschaftliche und psychologische Theorien vorgestellt, die dazu beitragen können, das subjekttheoretische Repertoire der Soziologie zu erweitern.

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Notes

  1. 1.

    An den Folgen laboriert die volkswirtschaftliche Theorie immer noch. Die Dominanz modelltheoretischer Konstruktionen hat zum Festhalten am „homo oeconomicus“ geführt, was zwangsläufig Wirklichkeitsferne zur Folge hatte und hat. Dagegen haben sich immer wieder Kritiker zu Wort gemeldet, die entweder versucht haben, das Repertoire des „homo oeconomicus“ auszuweiten (z. B. McKenzie und Tullock 1987) oder (in letzter Zeit häufiger) andere Konzepte dagegen zu stellen (etwa Akerloff und Shiller 2008). Dass Kirchgässner (2008) in seiner sorgfältigen Analyse der Situation letztlich am homo oeconomicus festhält, liegt am Theorieverständnis und daran, dass auch hier die Verwendung der Eigenmittel präferiert wird.

  2. 2.

    Was nicht heißt, dass Durkheim Psychologie für gänzlich irrelevant hielt. Aber individuelle Motive spielen keine Rolle in der Erklärung sozialer Phänomene. Seine Studie über den Selbstmord enthält daher eine Fülle von Bedürfnissen, Impulsen der Akteure – bedeutsam werden sie doch erst und nur durch die soziale Organisation und in ihrer sozialen Funktion. Insofern spricht sich Durkheim für eine Art soziologische Sozialpsychologie aus, die funktionalistische und konstruktivistische Elemente enthält. Dies ist ein sinnvoller Ausgangspunkt für den nächsten Schritt, der versucht, die darin noch liegende cartesianische Trennung aufzuheben und das Verhältnis von sozialer und psychischer Realität als Austauschprozess zu behandeln.

  3. 3.

    Vgl. Weber (1964, S. 50 ff.). Zumindest da, wo Weber (absichtlich oder unabsichtlich) normativ wird, wird die Argumentation auch affektiv. – Unabhängig davon: Auch Weber sieht die „Innenseite“ der von ihm diskutierten sozialen Phänomene sehr genau. Er behandelt sie jedoch – ähnlich wie Durkheim – für Material, welches sozial aktiviert werden kann. Diese Perspektive ist sinnvoll, aber sie reicht nicht aus, um die volle Komplexität der Beziehung von psychischer und sozialer Realität zu erfassen.

  4. 4.

    Dahinter steht bei Simmel ebenfalls eine Sichtweise, die zwar individuelle psychische Prozesse annimmt, aber das, was daraus sozial resultiert, darauf nicht reduzieren will. Ebenso lehnt er die Vorstellung einer (einheitlichen) „Kollektivseele“ ab. Soziales Geschehen basiert also auf psychischem, aber ist in seiner Logik davon völlig unabhängig (vgl. Simmel 1992, S. 35 ff. und 625 ff.).

  5. 5.

    Gemeinsam ist der Argumentation von Durkheim, Weber und Simmel jedoch auch, dass sie auf das Fehlen einer ausgearbeiteten psychologischen Theorie verweisen. Tatsächlich waren die meisten der zeitgenössischen Angebote für die Soziologie – etwa die „Psychophysik“ nicht sonderlich hilfreich.

  6. 6.

    H.-J. Wirths Studie über Macht und Narzissmus (2002) wurde in der politisch interessierten Öffentlichkeit breit rezipiert und diskutiert. In der politikwissenschaftlichen Diskussion wurde der Text nicht zur Kenntnis genommen. Das Argument: die „gedankliche und methodische Ferne von genuin politikwissenschaftlichen Fragestellungen“ (Nitzsche 2006).

  7. 7.

    Er wird noch weiter unten ausführlicher diskutiert.

  8. 8.

    Erkennbar plagt Dahrendorf daher auch eine Art schlechtes Gewissen gegenüber der humanitätslastigen Aufklärungstradition, für die diese Reduktion des ganzen Menschen auf fragmentierte soziale Formen schwer verdaulich erscheinen musste. Deshalb fügte er seiner Darstellung eine lange Coda über eben diesen ganzen Menschen hinzu, in der er versicherte, dass die Konstruktion des „homo sociologicus“ dessen Freiheit und Würde in keiner Weise tangiere, sondern einfach nur eine andere Sichtweise darstelle.

  9. 9.

    Mit Bezug auf die Schottische Moralphilosophie betont Esser, dass es nicht Aufgabe der Subjekttheorie sei, Makrophänomene zu erklären. Der methodologische Individualismus sieht sie gerade nicht als Ergebnis individueller Entscheidungen, sondern als Aggregationseffekte, die eine andere Qualität besitzen als individuelles Handeln. Die zweite Annahme: Die menschliche Natur sei konstant; alle Variationen der Kultur seien auf dieser Basis entstanden (und könnten daher auch darauf zurückgeführt werden). Der dritte Punkt: Kurzsichtiger Egoismus ist das dominante Merkmal von Handeln – eingebettet in Soziabilität und (erforderliche) Soziabilität.

  10. 10.

    „Emotionale Signifikanz hat ein Stimulus dann, wenn er (eindeutig) anzeigt, dass die Situation von einem neutral bewerteten Standard einer eingelebten Normalität abweicht: eine Schlange signalisiert (große) persönliche und aktuelle Gefahr, ein Hase nicht, das Siegtor in letzter Minute (großes) persönliches und aktuelles Glück, das Läuten des Telefons im Büro nicht.“ (Esser 2007, S. 161) Ohne diese Beispiele überstrapazieren zu wollen: Es gibt auch Menschen, deren Herz an Hasen hängt, während Tore in letzter Minute sie völlig kalt lassen. – Esser beschreibt den Mechanismus, stellt aber keine Verbindung zum Sinnkontext her und gerät dadurch wieder ins Fahrwasser der Naturalisierung (man freut sich über ein Tor in letzter Minute).

  11. 11.

    Es mag ästhetisch ansprechender (und praktisch einfacher) sein, nur ein Prinzip der Integration zu verwenden. Vorausgesetzt wird dabei jedoch eine Monologie, die problematisch ist. Zumindest in Bezug auf Hybridsysteme wie die Psyche (und vermutlich auch der sozialen Realität) bildet dies jedoch nicht deren volle Komplexität ab.

  12. 12.

    Selbstverständlich wird diese kurze Bemerkung den Leistungen der „sociology of emotions“ nicht gerecht. Der von manchen konstatierte „affectice turn“ in Soziologie und Kulturwissenschaften (Greco und Stenner 2008) öffnet den Blick auf Themen, die oft zu kurz kommen (auch wenn dabei gelegentlich offene Türen eingerannt werden). Hier geht es lediglich darum, dass die bloße Ausweitung des Blicks (und die mittlerweise häufig genug geäußerte Kritik am „Rationalismus“ der Soziologie) noch zu wenig ist, wenn man dabei stehen bleibt, nur mit Mitteln der Soziologie zu arbeiten.

  13. 13.

    Parsons hat seine Konzeption nicht nur von der „theory of action“ auf die strukturell-funktionale Systemtheorie umgestellt, sondern vor allem letztere ständig weiter entwickelt. Auch daraus ergibt sich eine gewisse Unübersichtlichkeit, sodass es schwer fällt, die Fülle seiner Gedanken einigermaßen schlüssig darzustellen. Was sich jedoch in seiner Theorie ebenfalls weiter entwickelte, war das Bemühen um eine anwendungsbezogene Matrix der Beziehung zwischen sozialer und psychischer Realität (vgl. Parsons 2002, Teil II und III).

  14. 14.

    Die „guten“ Bauern stehen bei Riehl mit beiden Beinen noch im (angeblich deutschen) Mittelalter und sind sittlich-konservativ; die „guten Bürger“ treiben ihre Arbeit voran und sorgen für die Aufrechterhaltung der familiären Ordnung; schwärmerische Politik ist ihnen ebenso fremd wie „Philistertum“ (vgl. Riehl 1858, S. 57 ff., 158 ff.).

  15. 15.

    Neuere Beispiele finden sich in den Diskussionen über „postmoderne“ Subjekte, über „Fragmentierung“ und „Flexibilisierung“ des Selbst o. ä.

  16. 16.

    Dieser Eindruck ist insofern richtig, als eine – korrekte – denotative Abbildung autopoietischer Prozesse das hervorhebt, was nomologischen Charakter daran hat. Es handelt sich jedoch um ein zweischneidiges Schwert, weil zugleich die Autopoiesis nicht zur Geltung kommt.

  17. 17.

    Statt dies als Problem (oder gar als Kinderkrankheit eines Fachs) zu sehen, könnte man auch sagen, dass Multiparadigmatik der Modus ist, über den Erkenntnis die Komplexität autopoietischer Realität zu balancieren versucht. Insofern ist sie ein Zeichen von Reife – dafür, dass Erkenntnis auf einem Niveau betrieben wird, welches (anders als ein Monotheismus, der Eindeutigkeit bietet und dafür Abweichung verbietet) unterschiedliche Möglichkeiten toleriert und unterstützt.

  18. 18.

    Die folgenden Hinweise finden sich in der umfangreichen Einleitung von Lüdtkehaus (1989, S. 7 ff.) zu den dokumentierten Texten.

  19. 19.

    Hier steht „Subjektivität“, weil es nicht um die traditionelle Kontraposition von Gesellschaft und Subjekten geht, sondern in einem weiteren Sinn um die Beziehung von sozialer Realität und dem Prinzip Subjektivität, welches sich in unterschiedlichen Formen auf unterschiedlichen Ebenen realisiert.

  20. 20.

    Einen Überblick versuchen u. a. die groß angelegte Reihe „Neue Anthropologie“ Gadamer und Vogler 1972 ff.) sowie das Handbuch Anthropologie (Bohlken und Thies 2009).

  21. 21.

    An sich besteht kein zwingender Grund, Soziobiologie reduktionistisch zu betreiben. Die Versuchung scheint jedoch groß zu sein. Vgl. z. B. die Ausführungen von Kotrschal (2003) und die Kritik von Seifert (2004).

  22. 22.

    Es geht hier nicht um eine Kritik der (über weite Strecken leer laufenden) Debatte um die Bedeutung neurophysiologischer Befunde. Reduktionen à la: „Der Mensch ist sein Gehirn“ und unnötig hochgefahrene Debatten über die Frage, ob es einen „freien Willen“ gäbe (wenn alles Tun neurologisch determiniert ist) zeigen nur, dass das neue Wissen noch nicht angemessen verdaut ist. Das legendäre „Manifest“ prominenter Neurowissenschaftler (2003), in dem sie letztlich behaupten, alle relevanten Fragen beantworten und für alle psychischen wie sozialen Probleme in absehbarer Zukunft Lösungen bieten zu können, ist vor allem ein Dokument anmaßender Selbstüberschätzung, wie sie häufig bei einer neuen Forschungsrichtung auftritt.

  23. 23.

    Dies ist keine zufällige Ähnlichkeit zur skizzierten Problemlage konnotativer Theorien, auch wenn es um denotative geht: Der Kampf um Aufmerksamkeit und Durchsetzung aller Theorien ist ein autopoietischer Prozess, der entsprechende wissenschaftspolitische Prozesse impliziert.

  24. 24.

    Im Hin und Her der Theoriekonjunkturen und der ideologischen Auseinandersetzungen ist der Begriff häufig missbraucht worden. Er leidet zudem an einem hohen Maß an Unschärfe und Äquivokationen. Das in der Psychologie lieber verwendete „angeborene Verhaltensweisen“ ist jedoch noch unschärfer und lässt auch die sinnvolle Unterscheidung von Instinkten und Trieben nicht zu. Präziser, aber auch semantisch schwächer ist die Bezeichnung „regelmäßige Verhaltensweisen“ ohne den Bezug auf den genetischen Code, der sich in der Tat als wesentlich komplexer als ursprünglich angenommen herausgestellt hat (s. u.).

  25. 25.

    Die Fülle der komplizierten Details und Besonderheiten – zum Beispiel: die Möglichkeit spontaner Auslösung, des Aufsuchens von Auslösereizen usw. usw. – kann hier ausgeklammert werden. Vgl. ausführlicher dazu: Schurig (1975a).

  26. 26.

    Es gibt jedoch auch Hormone (Sexualhormone, Oxytocin), die zwar einem physiologischen Funktionskreis entstammen, aber nicht vollständig determinierend und determiniert sind. Sie spielen eine wichtige Rolle für die Eigendynamik der Psyche und die psychische Offenheit der Gattung (s. u.).

  27. 27.

    Um Näheres über die Abhängigkeiten und Zusammenhänge des Verhaltens herauszubekommen, werden in vielen ethologischen Experimenten idealisierte Auslöser verwendet. Seit Lorenz und Tinbergen werden Stichlinge mit Attrappen von Konkurrenten dazu gebracht, anzugreifen; bei Fröschen wird Jagdverhalten mit ungenießbaren Imitaten ausgelöst; Jungvögel werden gezwungen, künstliche Schnäbel zum Füttern zu bringen usw. usw. (vgl. dazu ausführlich z. B. Eibl-Eibesfeldt 1984). Hier zeigt sich die strikte Koppelung von Schlüsselreizen und Verhaltensmustern in aller Deutlichkeit.

  28. 28.

    Die parallel laufenden anatomischen Evolutionsschritte, die vor allem darin bestehen, dass passive Anpassung durch aktive ersetzt wird, müssen hier nicht diskutiert werden. Vgl. dazu z. B. Gehlen (1974).

  29. 29.

    In der Wissenschaft ist MacLeans Modell zum Teil heftig kritisiert worden. Für den externen Gebrauch stellt es jedoch eine gute Übersicht und Orientierung zur Verfügung.

  30. 30.

    Damit ist nichts über Leistungsdifferenzen gesagt, weil die Ausbildung der kognitiven Funktionen in erheblichem Maß von genetischen Vorgaben und externen Einflüssen während der Entwicklung und die aktuelle Funktionsweise von den Umständen wie dem erworbenen Wissen und den etablierten Denkroutinen abhängig sind. Unabhängig von Differenzen im Leistungsvermögen ist dies jedoch ein Hinweis darauf, dass das kognitive System keine Möglichkeiten hat, auf verschiedenen Niveaus zu operieren und sich so auf unterschiedliche Situationen einzustellen – etwa auf Notsituationen. Diese Leistung übernimmt daher das limbische System im Sinne einer Vorsteuerung der kognitiven Aktivitäten.

  31. 31.

    Die breite Diskussion der Experimente von Libet, in der es um die Prioritätsfrage des Geschehens ging, muss hier nicht rekapituliert werden. Reduktionisten (nicht Libet selbst) hatten aus seinen Befunden herausgelesen, dass Handeln (immer) funktional unbewusst konstituiert wird – das Gehirn handelt, wir denken im Nachhinein, wir hätten gehandelt. Vgl. dazu die Debatte in Geyer (2004). Man könnte die Experimente von Libet (2004) auch so verstehen, dass Handeln immer ein zweistufiger Vorgang ist, bei dem eine bewusste Aktivität eine unbewusste Aktivierung voraussetzt – was weiter nichts über Priorität, Willensfreiheit sagt. – Dass es unbewusste Vorab-Qualifizierung von Situationen geben kann, die dann erst bewusst weiter verarbeitet (und u. U. uminterpretiert) werden, ist sicher möglich, steht aber auf einem anderen Blatt.

  32. 32.

    Unbestreitbar ist, dass gerade motivationale Prozesse massiv von spezifischen biochemischen Auslösern (etwa Sexualhormonen) und unspezifischen Aktivierern (etwa Adrenalin) abhängen, ohne dass dies auf die Auslösung durch neuronale Vorgänge reduziert werden könnte (und ohne das die biochemischen Vorgänge eine direkte Erklärung für die damit verbundenen psychischen Prozesse wären).

  33. 33.

    Insofern liegt aus neurowissenschaftlicher Sicht eine rationalistische Handlungstheorie falsch. Auch die Vorstellung einer „bounded rationality“ greift noch zu kurz, weil sie Emotionen als „Störvariablen“, nicht aber als konstitutive Bestandteile eines komplexen Prozesses begreift. Auch die Frage nach der Sinnhaftigkeit des Methodologischen Rationalismus stellt sich von hier aus. Zwar wird von Weber bis Esser immer wieder betont, dass dieses Konzept nicht realistisch gemeint ist, sondern nur der Klarheit (Weber) und Einfachheit (Esser) halber benutzt wird. Es ist jedoch ein Unterschied, ob der Rationalismus sich auf die Methode der Rekonstruktion bezieht oder ob er semantisch dominiert und mit der Fokussierung eines Handlungstyps andere ausblendet.

  34. 34.

    Einige psychologische AutorInnen akzeptieren zwar das Konzept basaler Emotionen, gehen aber davon aus, dass sie über einheitliche Beurteilungsprozesse konstituiert werden (z. B. Scherer 1994). Andere lehnen die Vorstellung von Basisemotionen gänzlich ab. So Averill (1994) mit dem erstaunlichen Argument, es gäbe auch keine Basiskrankheiten.

  35. 35.

    Nicht alles, was die Verständigung zwischen Soziologie und Psychologie erschwert, ist abgrenzungsbedingt. In der Literatur wird immer wieder auf Unterschiede der Methodologie im thematischen Fokus hingewiesen, die den Kontakt zur Soziologie erschweren (so etwa Graumann 1975, S. 50 ff.). Unabhängig davon gewinnt man jedoch den Eindruck, dass es auch seitens der Psychologie (keine formellen, aber deutliche) Kontaktsperren zur Soziologie gibt.

  36. 36.

    Für viele Ansätze in der Sozialpsychologie (vgl. Graumann 1975; Irle 1975) gilt dies nicht. Hier werden in den meisten Fällen mikrosoziale Prozesse und Interferenzen von Akteuren mit ihrer Umwelt fokussiert – allerdings nicht selten auf eine Weise, die für soziologische Zwecke nicht oder nur indirekt anschlussfähig ist.

  37. 37.

    Auch hier gab es früh Versuche, diese Restriktionen zu überwinden. Forscher wie E. Tolman (1948) oder G. Kelly (1955) haben sich auf behavioristischer Basis mit kognitiven Prozessen beschäftigt, aber dabei dessen Restriktionen nur zum Teil überwunden.

  38. 38.

    Die enorme Fülle der (mehr oder weniger relevanten) kognitionspsychologischen Befunde kann hier nicht angemessen diskutiert und gewürdigt werden.

  39. 39.

    Viele Konzepte sehen inzwischen bereits die intrauterine Entwicklung des Fetus als von sozialen Faktoren beeinflusst – vermittelt über bereits funktionierende Sensorik, aber auch über die Befindlichkeit der Mutter. Auf jeden Fall nimmt der soziale Einfluss im „extrauterinen Frühjahr“ erheblich zu.

  40. 40.

    Umstritten sind neben dem kulturspezifischen Bias vor allem die (implizite) Normativität von Kohlbergs Entwicklungsmodell sowie die Annahme einer mehr oder weniger ontologischen Entwicklungslogik.

  41. 41.

    „Über-Ich“ ist bereits bei Freud eine psychische Instanz, die für bestimmte „Funktionen“ und „Tätigkeiten“ des Seelenlebens zuständig ist (GW XV, S. 65 f.). Dieser Blick auf identifizierbare Aktivitäten und die Reflexion ihrer Funktionen steht in einer modernen Sicht (die die Gefahr der Verdinglichung vermeiden will und muss) im Vordergrund. Insofern handelt es sich um einen Begriff, der wie „Institution“ oder „Rolle“ die Logik von Leistungen mit ihrer Systemgrundlage verbindet.

  42. 42.

    Insofern ist Kohlberg 0 zwar „unmoralisch“, weil gesellschaftliche Moral (noch) nicht Thema ist. Tatsächlich handelt es sich jedoch um eine hochrelevante Primitivform von Moral, die unter Umständen handlungsleitend wird.

  43. 43.

    Selman schreibt, dass er das experimentelle Arrangement so angelegt hat, dass die Probanden ihr höchstes mögliches Funktionsniveau erreichen und demonstrieren können. Das verweist darauf, dass unter weniger günstigen Bedingungen dieses Niveau nicht erreicht wird. Tatsächlich ist Selman einer der wenigen kognitivistischen Forscher, der sich bemüht, die Methode auf den Gegenstand einzustellen (und nicht umgekehrt). Auf diese Weise gewinnen seine Befunde mehr Kontakt zu den performatorischen Leistungen der Akteure (und damit zu den psychodynamischen Themen, die sie beschäftigen, da Performanz konfigurationsabhängig ist).

  44. 44.

    Selman (1984, S. 282 ff.) kritisiert beispielsweise, dass Loevingers Hierarchie-Konzept zu einer Art abstrakten Automatismus erstarrt und sich dabei zu sehr vom realen Geschehen entfernt. Er bringt dies mit der methodischen Einseitigkeit ihres Vorgehens in Verbindung: Ihr Streben nach „nomothetischer Validität“ (a. a. O., S. 282) führe zu einem Verlust an Gegenstandsnähe. Selman wirft Loevinger zudem vor, dass sie normativ vorgehe und dabei einen „Erwachsenenstandpunkt“ einnähme, sodass das Erleben der Kinder völlig unzugänglich bleibe bzw. verzerrt dargestellt werde.

  45. 45.

    Damit begab er sich auf ideologisch vermintes Gebiet. Bis zu den Demonstrationen von Charcot galt Hysterie (von hystera = Gebärmutter) als rein weibliche Erkrankung. Freuds Vorführung einer männlichen Hysterie wurde daher in der Wiener Ärztekammer mit so viel Zurückhaltung und Skepsis aufgenommen, dass (der selbst recht empfindliche) Freud dort nie wieder auftrat. Später musste sich Freud für seine herausfordernden Thesen zur Entwicklung und Funktionsweise der Psyche tatsächlich allerhand Schmähungen anhören – wenn auch nicht so viel und so exklusiv, wie er selbst sie gelegentlich darstellte (vgl. Ellenberger 1985).

  46. 46.

    Es lohnt sich nach wie vor, seine Texte zu lesen, weil Freud ein ausgezeichneter Schriftsteller und ein stringenter Theoretiker war. Aber zu modernen psychoanalytischen Theorien bieten sie kaum Zugang (und erst recht keinen Überblick).

  47. 47.

    Der Versuch, Psychoanalyse insgesamt zu beschreiben, ist ebenso problematisch, wie der, Soziologie als Einheit zu behandeln – es ist fast aussichtslos, die Fülle der Kontroversen und die verschlungenen Pfade der Diskussionen nachzuzeichnen und allen Entwicklungen gerecht zu werden. Ich bediene mich daher auf unvermeidlich willkürliche Art bei unterschiedlichen Theorierichtungen, bemühe mich jedoch um eine generell treffende Charakterisierung der Entwicklungen.

  48. 48.

    Die intensiven Diskussionen über den harten Kern der Psychoanalyse dauern an. Freud selbst sah die Traumlehre, das Unbewusste und den Ödipuskomplex als „Schibboleth“ (XIII, S. 239; XV, S. 6 f.); die neueren Diskussionen sehen – angesichts der Schwierigkeiten einer punktuellen inhaltlichen Festlegung – eher klinische Praxis (Wallerstein 1990) oder spezifische Methoden als Kandidaten für einen „common ground“ (Gabbard 1995).

  49. 49.

    Vgl. dazu die grundlegenden Arbeiten von Gehlen (1974), Portmann (1976) und Remane et al. (1980). Ein gemeinsamer Nenner ist die „Trieboffenheit“ menschlichen Handelns – ein vektorieller Topos, der noch nichts darüber sagt, was das genau bedeutet. Hier setzt das psychoanalytische Triebkonzept an.

  50. 50.

    Es wäre möglich und nötig, das Verständnis von Sexualität und Aggression weiter zu entwickeln bzw. zu präzisieren. Eine Möglichkeit besteht darin, sie als komponiert aufzufassen. Fisher (2004) hat beispielsweise vorgeschlagen, Lust, Liebe und Bindung als die drei Komponenten der Sexualität anzunehmen, also eine eher körperliche, eine beziehungsspezifische und eine narzisstisch-kollusive Dimension von Sexualität zu unterscheiden. Das würde unterschiedliche hormonelle und neuronale Prozesse sowohl trennen als auch ihre Verbindung sichtbar werden lassen – mit der Annahme, dass sie unterschiedlich zusammengesetzt sein können, was auf ein unterschiedliches biografisches Schicksal schließen lässt. Analog könnte man versuchen, Aggression aus Gewalt (als körpergebundene Aktivität), Hass (als aversiver Beziehungstyp) und Auflösung/Trennung (als distanzierender und dekomponierender Modus) zusammengesetzt sehen.

  51. 51.

    Dies verdeutlicht auch die Gewichtung der frühen Psychoanalyse: Sie tendierte zur Annahme der kausalen Prävalenz primärprozesshaften Geschehens und zur Vernachlässigung des Sekundärprozesses. Erst mit der Ich-Psychologie wurde dieser Bias korrigiert.

  52. 52.

    Dem entspricht die inzwischen deutlich gewordene doppelte Funktionsweise der Psyche: eine kurzschlüssige, die über eine direkte Verbindung von der Reizverarbeitung im Thalamus über die Amygdala in Handlungen mündet, und eine Verbindung, die über den Frontalkortex verläuft und entsprechend langsamer und aufwendiger ist, aber mehr Freiheitsgrade besitzt. Erstere fungiert als „quick-and-dirty“-Modus, letztere als „clean-and-slow“-Operation (vgl. LeDoux 1998). Darauf wird noch weiter unten eingegangen.

  53. 53.

    Dornes (1993, Kap. 9) geht davon aus, dass der Sekundärprozess nicht aus dem Primärprozess entsteht, sondern beide – in einem spezifischen Mischungsverhältnis – aus einer vorausgehenden Phase sensomotorischen Handelns und Erfahrens hervorgehen. Dies ergibt sich auch aus einer evolutionären Perspektive, in der beide die Nachfolge und Konsequenz aufgelöster und differenzierter Instinktsteuerung sind. Daraus ergäbe sich eine noch stärkere Konsonanz mit Piagets Theorie.

  54. 54.

    Erikson nahm nicht nur eine inhaltliche Neuformulierung von Freuds rudimentärer Entwicklungspsychologie vor, er entwickelte sie auch konzeptuell weiter. Inhaltlicher Schwerpunkt ist – wie bei Loevinger, s. o. – die Identitätsentwicklung, wobei Erikson davon ausgeht, dass es entwicklungs- und altersspezifische Themenschwerpunkte gibt, die die einzelnen physischen und psychischen Aspekte bündeln. Diese Abfolge von Themenschwerpunkten wird jedoch nicht ontologisiert. Erikson konzipiert sie als Entwicklungsaufgaben, die auf Vorläufern und deren „Schicksal“ aufbauen. Ihre Lösung wird von der Interferenz von Rahmenbedingungen und dem aktuellen Status Quo der Identität bestimmt; wie wird zum orientierenden Repertoire weiterer Entwicklungen. Damit verknüpft Erikson die Möglichkeit der Imprägnierung durch Rahmenbedingungen mit der Vorstellung von Deformation und Scheitern, die sich in Bezug auf den Umgang mit der Thematik selbst, aber auch in Abstrahlungen auf Nebenthemen und zukünftige Entwicklungsmöglichkeiten auswirken. Eriksons Konzept ist daher nicht nur inhaltlich systematisch, sondern in der Konzipierung der Entwicklungsphasen differenzierter als Freud, aber auch als andere Theorien (beispielsweise Kohlberg).

  55. 55.

    Die Ergebnisse stehen durchwegs in Einklang mit den dargestellten Ergebnissen der kognitiven Entwicklungspsychologie (Kohlberg, Piaget, Selman). So lässt sich relativ zwanglos eine Parallele zwischen Kohlbergs Konzept der Moralentwicklung und den psychoanalytischen Vorstellungen über die Über-Ich-Entwicklung herstellen. Ebenso lassen sich Selmans Befunde bezüglich der Entwicklung von Selbstbild, Freudbild und Problemlösungsstrategien mit psychoanalytischen Konzeptualisierungen der Ich-Entwicklung und den dazu gehörenden Beziehungsstrategien verbinden. Insofern bietet die Psychoanalyse einen systematischen theoretischen Rahmen zu den kognitionspsychologischen Befunden.

  56. 56.

    Auch die Vorgänge, die die Psychoanalyse als „Abwehr“ bezeichnet hat, sind inzwischen experimentell nachgewiesen. Die Tendenz zur Verleugnung von unangenehmen Tatsachen ist ohnehin nicht nur in klinischen Zusammenhängen unübersehbar. Es hat sich experimentell gezeigt, dass bereits absichtliches Vergessenwollen die Erinnerbarkeit reduziert (Anderson und Green 2001). Dabei sind die bewusst nicht erinnerten Vorstellungen unbewusst weiter wirksam (Wegner 1992).

  57. 57.

    In der empirischen Forschung gibt es eine breite Diskussion des „coping“-Konzepts, welche in dieser Hinsicht eine Fülle von Hinweisen bietet. Allerdings besteht eine Tendenz, „coping“ mit Stressreduzierung gleich zu setzen (vgl. Carver et al. 1989). Das ist nicht falsch, lenkt jedoch ab von den Funktionsstörungen und Konflikten, die das Abwehr-Konzept thematisiert.

  58. 58.

    Der Ausdruck „Diffusion“ steht hier für Funktionsstörungen des psychischen Apparats, die schwere Beeinträchtigungen von Wahrnehmung, Denken und Erleben zur Folge haben.

  59. 59.

    Die Tatsache, dass psychische Prozesse unbewusst ablaufen, ist inzwischen weitgehend anerkannt. Fast alle modernen Konzepte (nicht nur psychoanalytischer Herkunft) sehen „unbewusst“ als einen normalen psychischen Modus (vgl. z. B. Kihlstrom 1987; Weston 1999). Was oft fehlt, ist die wichtige Unterscheidung von funktional und dynamisch Unbewusstem. Während ersteres aus systematischen Gründen nicht bewusstseinsfähig ist, enthält letzteres Fehlinterpretationen und Zugangssperren, die bewusste Reflexion verhindern/beeinträchtigen.

  60. 60.

    Inzwischen gibt es eine Reihe von empirischen Untersuchungen, deren Ergebnis die Existenz dynamisch unbewusster Prozesse belegen. Bekannt geworden sind beispielsweise die Untersuchungen von Ramachandran und Blakeslee (2001), die gezeigt haben, wie psychische Verarbeitung von Geschehen am Bewusstsein vorbei funktioniert und dabei anderen Prinzipien folgt als rationales Denken (vgl. auch Kihlstrom 1987; Schüssler 2002).

  61. 61.

    Bewusstheit lässt sich hier pragmatisch als uneingeschränkt verfügbare Symbolisierungsfähigkeit verstehen. Dabei ergeben sich wichtige Unterschiede in Bezug auf eindeutige Objektlogik, die in einem definiten Symbolsystem abgebildet werden kann und der Logik von autopoietischen und normativen Themen, die nicht so eindeutig erfassbar sind. Definitive Objektlogik als eigenes Universum lässt sich als kognitive Insel im psychischen Prozess implementieren und unabhängig von zusätzlichen psychodynamischen Funktionen betreiben; autopoietische und normative Themen müssen in Symbolsystemen behandelt werden, die schon aus Gründen ihrer Logik mit psychodynamischen Themen direkt wie indirekt kommunizieren und davon beeinflusst werden.

  62. 62.

    Freud ging (mindestens implizit) davon aus, dass die biografische Entwicklung gewissermaßen mit dem Erreichen des Erwachsenenalters abgeschlossen wäre. Seit Erikson hat sich auch hier der Blick der Psychoanalyse auf spätere Strukturthemen und live-events sowie deren Auswirkungen auf die Psychodynamik gerichtet.

  63. 63.

    Damit steht die Psychoanalyse bekanntlich nicht allein. Seit einiger Zeit gibt es auch unter Neurowissenschaftlern Überlegungen in diese Richtung. Angesichts der Notwendigkeit, psychische Regulationsmechanismen anzunehmen, da die Steuerung der komplexen und heterogenen neuronalen Vorgänge nicht rein physiologisch erklärbar ist. Hier tendieren einige Autoren dazu, die bewussten (Gazzaniga 1992) und unbewussten (Bucci 1997) Selbstkonzepte als Organisatoren anzunehmen.

  64. 64.

    In seinen sozialpsychologischen Schriften betonte er dagegen, dass „die Individualpsychologie […] von Anfang an auch gleichzeitig Sozialpsychologie“ (GW XIII, S. 73) sei und argumentierte entsprechend beziehungstheoretisch, d. h. er diskutiert die Beziehungen des Individuums zu anderen Individuen als Phänomen, welches sich aus der Abhängigkeit (und der Kopräsenz) ergibt. Allerdings hat er dieses Programm nie konsequent durchgeführt. Außerdem wurde in seinen Darstellungen die primäre Verschränktheit von Ego und Alter zu wenig sichtbar.

  65. 65.

    Damit änderte sich auch das Prinzip der Beeinflussung von psychischen Prozessen. Im klassischen Modell wurde davon ausgegangen, dass Symptome und Störungen zwar Fremdkörper im psychischen Geschehen sind, die Psyche gegen eine Behandlung jedoch Widerstand leistet – bewusst, weil die Thematisierung wunder Punkte mit Schmerzen verbunden ist, unbewusst, wo der Konflikt selbst unbewusst ist und als latentes Hintergrundprogramm Thematisierungssperren enthält. Daher reicht auch bloße Information über Konflikte nicht aus; der bewusste und unbewusste Widerstand muss überwunden werden. Aus diesem Grund war für Freud Therapie vorrangig Widerstands-Analyse.

  66. 66.

    Mit dem besseren Verständnis der frühen Entwicklungsphasen, der Struktur- und Balanceprobleme und der Fokussierung aktuellen Übertragungsgeschehens hat sich nicht nur das Behandlungs-, sondern auch das Beschreibungs-/Reflexionspotenzial erhöht. Die Aufmerksamkeit richtet sich auf die (bewusste wie unbewusste) Art, wie Themen und Situationen vom Analysanden erlebt und inszeniert werden, also auf die innere Bedeutung, die sich in Reaktionen umsetzt. Dadurch verbindet die moderne Perspektive den Blick auf die historische Genese mit dem auf die gegenwärtige Relevanz von Ereignissen. – Es ist evident, dass diese Perspektive auch für die Analyse nicht-pathologischer Prozesse – etwa „normaler“ Interaktion – von höchster Bedeutung ist: Sie behandelt die Definition der Situation, die Definitionsaufforderungen von Situationen, die Art der Bindung an Situationen aus Perspektiven, die die des Symbolischen Interaktionismus in wesentlichen Punkten ergänzen und erweitern.

  67. 67.

    Allerdings gelang es nicht, dieses revolutionäre Programm vollständig durchzuhalten, sodass sich vor allem in der Frühzeit der Psychoanalyse eine Tendenz zeigt, zu ontologischen Reduzierungen zu greifen. Freud selbst ging eher vorsichtig mit diesem Thema um, aber eine Reihe seiner Schüler tendierte beispielsweise dazu, Gegenständen feste Bedeutung zuzuweisen (z. B. einen länglichen Gegenstand als Phallussymbol zu interpretieren). Dieses objektivistisch-verdinglichende Verfahren der Sinnzuweisung hat sich in der öffentlichen Meinung hartnäckig festgesetzt. Dagegen ist die Psychoanalyse von dieser Art ontologischer Bedeutungsbestimmung längst abgerückt und sieht heute den latenten Sinn in der individuellen Übertragung der Patienten oder, allgemeiner ausgedrückt: in dem, was in Übertragungsprozessen an Bedeutung generiert wird. Im modernen Verständnis gibt es demnach keinen Katalog an feststehenden symbolischen Bedeutungen – (unbewusste) Bedeutungen sind psychodynamische Konstruktionen idiosynkratischer Art.

  68. 68.

    Auf diese Weise wird auch der Doppelfunktion von kognitiven Symbolisierungen als Einbindung in das soziale Symbolsystem und als Ausdruck privatsprachlicher Konnotationen (vgl. Lorenzer 1970) besser Rechnung getragen.

  69. 69.

    Im umgekehrten Prozess infiltriert sozialer Sinn mit seinen manifesten und latenten Programmen nicht nur die psychische Entwicklung qua Sozialisation, sondern steuert auch das situative psychische Funktionieren (s. u.). Auf diese Weise ist sozialer Sinn Teil des psychischen Geschehens und reproduziert sich (in transformierter Form) durch die Instrumentalisierung psychischer Realität.

  70. 70.

    Was nicht heißt, dass jede Kritik berechtigt und kompetent war und ist. Weiter oben wurde diskutiert, dass die herausfordernden Denkweisen und Befunde der Psychoanalyse häufig mit schlichter Ignoranz und Inkompetenz behandelt worden sind. Selbst neuere Publikationen sind voller unglaublicher Fehler und Missverständnisse (z. B. Selg 2002; vgl. zu gängigen Fehlinterpretationen: Köhler 1989).

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Schülein, J. (2018). Bausteine einer psychodynamischen Subjektkonzeption. In: Gesellschaft und Psychodynamik. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-21439-5_1

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