Zusammenfassung
Es wird die These aufgestellt und expliziert, dass für diskursive Interaktionsformen im Rahmen der universitären Lehre die Unwahrscheinlichkeit der Kohärenz der inhaltlichen Bezüge aufeinander einen empirischen Normalfall darstellt. In der Rekonstruktion einer Interaktionssequenz aus einem erziehungswissenschaftlichen Seminar werden sowohl die Unwahrscheinlichkeit einer tatsächlichen Kohärenz als auch die Wahrscheinlichkeit einer gespielten Kohärenz vor Augen geführt: Die Teilnehmer reden nicht über ein gemeinsam geteiltes Thema, obwohl sie dies prätendieren, sondern „aneinander vorbei“. Diese Eigenschaft der universitären Lehre wird zum einen als Ausdruck einer ausbildungslogischen Zweckfreiheit interpretiert und zum anderen als Bedingung hochschulsozialisatorischer Interaktion.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Literatur
Bourdieu, P. (1993). Homo academicus. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
Burkholz, R. (2008). Problemlösende Argumentationsketten. Ein Modell der Forschung. Weilerswist: Velbrück Wissenschaft.
Chomsky, N. (1973). Strukturen der Syntax. Paris: Mouton.
Dzengel, J., Kunze, K., & Wernet, A. (2012). Vom Verschwinden der Sache im pädagogischen Jargon. Überlegungen zu einem Strukturproblem der Ausbildungskultur im Studienseminar. Pädagogische Korrespondenz, 45, 20–44.
Gülich, E., & Mondada, L. (2008). Konversationsanalyse: eine Einführung am Beispiel des Französischen (Romanistische Arbeitshefte, 52). Tübingen: Niemeyer.
Habermas, J. (1987). Theorie des kommunikativen Handelns, Bd. 2. Kritik der funktionalistischen Vernunft. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
Habermas, J. (2009 [1973]). Wahrheitstheorien. In J. Habermas, Studienausgabe, Bd. 2. (S. 208–269). Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
Kalleberg, R. (2007). A Reconstruction of the Ethos of Science. Journal of Classical Sociology, 7(2), 137–160.
Kunze, K., & Wernet, A. (2014). Diskurs als soziale Praxis. Über pragmatische Zumutungen erkenntnisorientierter Kommunikation. Sozialer Sinn, 15(2), 161–180.
Liebermann, S. (2016). Autonomie und Verantwortung im Studium. Zur Diskussion über Anwesenheitspflicht im Studium und ihre Aufhebung. Sozialer Sinn, 17(1), 143–163.
Liebermann, S., & Loer, T. (2007). Krise der Kritik. Die Misere der Universität – eine Misere der Kollegialität. In A. Franzmann & B. Wolbring (Hrsg.), Zwischen Idee und Zweckorientierung. Vorbilder und Motive von Hochschulreformen seit 1945 (S. 196–214). Berlin: Akademie.
Luhmann, N. (1971). Systemtheoretische Argumentationen. Eine Entgegnung auf Jürgen Habermas. In J. Habermas & N. Luhmann, Theorie der Gesellschaft oder Sozialtechnologie – Was leistet die Systemforschung? (S. 291–405). Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
Mehan, H. (1979). Learning lessons: Social Organization in the Classroom. Cambridge, MA: Harvard University Press.
Merton, R. K. (1968). Science and Democratic Social Structure. In R. K. Merton, Social Theory and Social Structure (pp. 591–603). New York: The Free Press.
Merton, R. K. (1972). Insiders and Outsiders: A Chapter in the Sociology of Knowledge. American Journal of Sociology, 78(1), 9–47.
Oevermann, U. (1985). Zur Sache. Die Bedeutung von Adornos methodologischem Selbstverständnis für die Begründung einer materialen soziologischen Strukturanalyse. In J. Habermas & L. Friedeburg (Hrsg.), Adorno-Konferenz 1983 (S. 234–289). Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
Parsons, T., & Platt, G. M. (1970). Age, Social Structure, and Socialization in Higher Education. Sociology of Education, 43(1), 1–37.
Prange, K. (1984). Bauformen des Unterrichts. Eine Didaktik für Lehrer. Bad Heilbrunn: Julius Klinkhardt.
Przyborski, A., & Wohlrab-Sahr, M. (2008). Qualitative Sozialforschung: Ein Arbeitsbuch. München: Oldenbourg.
Rademacher, S. (2016). Zur Sache – Zum Fall: Eine kasuistische Analyse zur Aufgabenstruktur von Unterricht und zur Logik dyadischer Unterrichtsinteraktion. In M. Hummrich, A. Hebenstreit, M. Hinrichsen & M. Meier (Hrsg.), Was ist der Fall?: Kasuistik und das Verstehen pädagogischen Handelns (S. 231–248). Wiesbaden: Springer VS.
Reichertz, J. (2013). Gemeinsam Interpretieren. Die Gruppeninterpretation als kommunikativer Prozess. Wiesbaden: Springer VS.
Sacks, H. (1995). Lectures on Conversation, Vol. I & II. Oxford: Blackwell.
Silkenbeumer, M., & Wernet, A. (2010). Biographische Identität und Objektive Hermeneutik: Methodologische Überlegungen zum narrativen Interview. In B. Griese (Hrsg.), Person – Subjekt – Identität?: Gegenstände der Rekonstruktion der Biographieforschung (S. 171–196). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
Wenzl, T. (2014). Elementarstrukturen unterrichtlicher Interaktion: zum Vermittlungszusammenhang von Sozialisation und Bildung im schulischen Unterricht. Wiesbaden: Springer VS.
Wernet, A. (2009). Einführung in die Interpretationstechnik der objektiven Hermeneutik (3. Aufl.). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
Author information
Authors and Affiliations
Corresponding author
Editor information
Editors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 2019 Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature
About this chapter
Cite this chapter
König, H. (2019). Die Unwahrscheinlichkeit der Kohärenz. In: Tyagunova, T. (eds) Studentische Praxis und universitäre Interaktionskultur. Studien zur Schul- und Bildungsforschung, vol 69. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-21246-9_3
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-21246-9_3
Published:
Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-658-21245-2
Online ISBN: 978-3-658-21246-9
eBook Packages: Education and Social Work (German Language)