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Pädagogischer Vernunftgebrauch statt Normen, Normierung, Normativität

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Normativität in der Erziehungswissenschaft

Zusammenfassung

Der Artikel skizziert in seinem ersten Teil das problematische Verhältnis zwischen dem Normbegriff und Bestrebungen, Pädagogik als eine wissenschaftliche Erkenntnisaufgabe mit eigenständiger Sachstruktur zu begründen. Er vertritt die These, dass das sogenannte Normproblem uneinlösbare Ansprüche auf Letztbegründung nach sich zieht. Angebliche pädagogische Normen müssten demzufolge in Fragen einer vernünftigen Argumentation zu pädagogischen Sachverhalten überführt werden. Im zweiten Teil wird mit Hinweisen auf die Problemgeschichte die grundsätzliche Fragwürdigkeit der traditionellen Unterscheidung zwischen einer „theoretischen“ und einer „praktischen“ Vernunft angesprochen. Es wird nahe gelegt, dass weder ein Verständnis von Theorie und Wissenschaft in strenger Abhebung von Aufgabenstellungen noch ein Verständnis von Aufgaben, die sich vernünftiger Begründung vollständig entziehen, haltbar sein dürfte.

Jörg Ruhloff ist verstorben.

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Notes

  1. 1.

    Ausführlicher dazu Bien (1998, S. 583–590, hier S. 585). Zum pädagogischen Kontext vgl. Ruhloff (2015, S. 304 ff.).

  2. 2.

    Eine Ausnahme ist neuerdings die Wiederaufnahme von Natorps transzendentalkritischer Gesellschaftstheorie in den aktuellen sozialpädagogischen Diskurs, bemerkenswerterweise unter Berücksichtigung der pädagogisch bislang nur wenig rezipierten Spätphilosophie Natorps (vgl. Lütke-Harmann (2016), bes. Kapitel III.1., S. 87–140 und S. 271–282).

  3. 3.

    Vgl. dazu die Rezension von Ruhloff (2011, S. 407 ff.).

  4. 4.

    Brezinka (1971). Zur Analyse der Argumentation Ruhloff (1979, S. 66 ff.).

  5. 5.

    Diese Überlegungen verdanken wichtige Anregungen den Analysen von Richard Kubac (2013).

  6. 6.

    Für Natorp s. u. a. dessen Vorlesungen über praktische Philosophie (1925), für Arendt: „Vita activa oder vom tätigen Leben“ (1981). In der gegenwärtigen Erziehungswissenschaft hat Jan Masschelein mit Rekurs auf Hannah Arendt an das prononciert politische, Sozialität stiftende Verständnis von Handeln, das aus der Erinnerung an die altgriechische Philosophie erwachsen ist, angeknüpft.

  7. 7.

    Eine Fülle von Argumenten und Beispielen für sinnvollen und unverzichtbaren Normgebrauch hat Christoph Möllers (2015) in seiner oben angeführten Untersuchung zusammengetragen, die leider die Pädagogik nicht mitberücksichtigt.

  8. 8.

    Dazu umfassend Koch (2003).

  9. 9.

    Zu dem von Marian Heitger vertretenen Konzept der Normativität vgl. Ruhloff (2013, S. 27 ff.).

  10. 10.

    Zu der häufig verwischten Unterscheidung von Erziehung und Fürsorge vgl. Fischer (1966, S. 15 ff.).

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Ruhloff, J. (2019). Pädagogischer Vernunftgebrauch statt Normen, Normierung, Normativität. In: Meseth, W., Casale, R., Tervooren, A., Zirfas, J. (eds) Normativität in der Erziehungswissenschaft. Springer, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-21244-5_8

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-21244-5_8

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  • Publisher Name: Springer, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-658-21243-8

  • Online ISBN: 978-3-658-21244-5

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