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Viel Lärm um Nichts? Der Einfluss von Vorwahlbefragungen auf die Beurteilung der Parteien und den Ausgang der Wahl

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Zusammenfassung

Dass die publizierten Ergebnisse von Vorwahlbefragungen sowie die daraus resultierenden Erwartungen der Wählerinnen hinsichtlich des Wahlausgangs das Potential haben, zumindest kurzfristig die Beurteilung der zur Wahl stehenden Parteien und damit die Meinungsbildung einer Wählerin zu beeinflussen, erscheint intuitiv einleuchtend. Ob Vorwahlbefragungen allerdings tatsächlich Auswirkungen auf das Verhalten der Wählerinnen und somit letztlich auf den Ausgang von Wahlen haben, und – falls ja – in welcher Art und Weise, ist Gegenstand einer seit langem geführten Debatte, in der Wahlforschung ebenso wie in der Öffentlichkeit.

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Notes

  1. 1.

    Mit der Sonntagsfrage werden die aktuellen Wahlabsichten der Befragten erhoben, indem diese gebeten werden, anzugeben, welche Partei sie wählen würden wenn am kommenden Sonntag die Bundestagwahl anstünde (siehe z.B. Hoffmann 2014).

  2. 2.

    Diese Abgrenzung ist nicht zuletzt deshalb von Bedeutung, weil Kampagnenereignisse nicht nur die Präferenzen der Wählerinnen beeinflussen können, sondern auch deren Teilnahme an Umfragen. Wie Gelman et al. (2016: 105) am Beispiel der US-Wahlen 2012 aufgezeigt haben, erklären Veränderungen in der Zusammensetzung der Stichproben einen beträchtlichen Teil der durch die Ergebnisse der verschiedenen Vorwahlbefragungen implizierten Änderungen in den Wahlabsichten. Sie sprechen in diesem Zusammenhang deshalb auch von „phantom swings“.

  3. 3.

    http://www.vsms-asms.ch/files/8213/5625/5613/3_Anhang_II_Abstimmungen_und_Wahlen_Oktober_2009.pdf

  4. 4.

    Verschiedene Befragungen hatten im Vorfeld der Abstimmung über die eidgenössische Initiative „Gegen Masseneinwanderung“ vom 9. Februar 2014 auf eine Ablehnung hingedeutet (siehe z.B. „SVP-Initiative legt nicht zu“, Tagesanzeiger vom 25. Januar 2014). An der Urne wurde das Begehren jedoch überraschend mit 50.3% der Stimmen gutgeheissen.

  5. 5.

    Auch andere, ähnlich gelagerte Vorstösse hatten bis anhin keine Chance im Schweizer Parlament, siehe Motion Zisyadis („Gesetz über Meinungsumfragen“, Amtliches Bulletin N 2004: 1426), Parlamentarische Initiative Dünki („Meinungsumfragen vor Wahlen und Abstimmungen“, Amtliches Bulletin N 1997: 2174) oder Interpellation Büttiker („Meinungsumfragen im Abstimmungskampf“, Amtliches Bulletin S 1993: 418).

  6. 6.

    Der Originaltext der Parlamentarischen Initiative Mörgeli vom 10. Dezember 2014 findet sich in der Geschäftsdatenbank des Schweizer Parlaments (Geschäftsnummer 14.464) und ist online zugänglich unter: https://www.parlament.ch/de/ratsbetrieb/suche-curia-vista/geschaeft?AffairId=20140464.

  7. 7.

    Seitdem die Masseneinwanderungs-Initiative der SVP im Februar 2014 – entgegen dem ablehnenden Trend in den vorab durchgeführten Befragungen – angenommen wurde, sind in Schweizer Medien immer wieder kritische Artikel erschienen, welche die Qualität von derartigen Befragungen im Vorfeld von Wahlen und Abstimmungen zum Thema hatten (siehe z.B. NZZ vom 30. September 2015, „Wenn das Barometer die Wettertendenzen falsch anzeigt“). Das damit einhergehende anhaltende Interesse der Öffentlichkeit dürfte zudem mit ein Grund dafür gewesen sein, dass zwei der prestigeträchtigsten Aufträge für Demoskopen im Kontext der schweizerischen Politik – die SRG-Trendumfragen vor nationalen Wahlen und die von der Bundeskanzlei finanzierten Nach-abstimmungsbefragungen (früher auch als „VOX-Analysen“ bekannt, neu als „VOTO-Studien“ bezeichnet) – im Herbst 2015 respektive im Frühjahr 2016 neu vergeben wurden.

  8. 8.

    Da die meisten der Bürgerinnen, die im Rahmen der Vorwahlbefragung ihre Wahlabsichten geäussert haben, einer Wählerin nicht persönlich bekannt sind, bezeichnet Mutz (1998) den Einfluss von Umfrageergebnissen auch als impersonal influence (vgl. Abschnitt 2.2).

  9. 9.

    Wie beispielsweise Schuh (2009) aufgezeigt hat, werden Publikationsverbote besonders häufig von Vertretern derjenigen Parteien gefordert, die in den aktuellen Umfragen nicht so gut abschneiden. Für die beiden Vorstösse von Herrn Mörgeli dürfte das freilich nicht der Grund gewesen sein, zählte doch die von ihm vertretene SVP seit 1995 fast durchgehend zu den Gewinnern der eidgenössischen Wahlen.

  10. 10.

    Es ist ebenfalls denkbar, dass die Ergebnisse von Vorwahlbefragungen dazu führen, dass sich Wählerinnen, die bis anhin unentschlossen waren, dem einen oder anderen Lager anschliessen (Mobilisierungs-Hypothese, siehe z.B. Sudman 1986; Brettschneider 2000). Studien in Zusammenhang mit dem so genannten „western voting“ – dem Phänomen, dass die Wahlabsichten von Bürgerinnen, die an der US-Westküste leben, aufgrund der Zeitverschiebung durch Medienberichte über das tatsächliche Wahlverhalten der Wählerinnen an der Ostküste beeinflusst werden – haben zudem gezeigt, dass auch eine demobilisierende Wirkung möglich ist (Lethargie- bzw. Defätismuseffekt, siehe z.B. Hardmeier und Sidler 2003: 415). Aufgrund der geringen Anzahl Fälle in den zur Verfügung stehenden Daten können diese Hypothesen im Rahmen der hier präsentierten Untersuchungen allerdings nicht mit der nötigen Seriosität überprüft werden, weshalb in der Folge nicht weiter darauf eingegangen wird.

  11. 11.

    Eine ausführliche Diskussion des Konzepts des Momentums, des während Wahlkampagnen in den USA immer wieder gerne beschworenen „Big Mo“, findet sich bei Bartels (1988).

  12. 12.

    Eine dritte, bis dahin noch nicht diskutierte Möglichkeit ist, dass Wählerinnen auf der Basis ihrer Erwartungen hinsichtlich des Wahlausgangs eine strategische Entscheidung treffen. Auf diese zusätzliche Option im Kontext von Mehrparteiensystemen, die gerade auch mit Blick auf Wahlkreise interessant ist, in denen es nur wenige oder sogar nur einen Sitz zu besetzen gilt, wird in Kapitel 9 noch im Detail eingegangen.

  13. 13.

    Auch wenn auf der Hand liegt, dass die beiden Konzepte nicht vollständig deckungsgleich sind (van der Eijk et al. 2006), so kann doch mit gutem Gewissen angenommen werden, dass die Sympathie einer Wählerin für eine bestimmte Partei ein wichtiger Faktor dafür ist, ob sie sich grundsätzlich vorstellen kann, die Partei in Zukunft einmal zu wählen. Womöglich sogar der wichtigste. Die Sympathie einer Wählerin für die einzelnen Parteien wird deshalb als gleichbedeutend mit der propensity to vote behandelt, wobei in Übereinstimmung mit dem Grossteil der einschlägigen Literatur davon ausgegangen wird, dass dieser Indikator metrisch skaliert ist (siehe dazu z.B. Bochsler und Sciarini 2010: 384).

  14. 14.

    Unter der Bezeichnung Wahlbarometer werden im Vorfeld von eidgenössischen Wahlen jeweils ungefähr im Monatsrhythmus repräsentative Vorwahlbefragungen veröffentlicht, im Auftrag der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft.

  15. 15.

    Für Wählerinnen, die im Rahmen des RCS vor dem 25. September 2011 befragt wurden, waren die Ergebnisse der sechsten Welle des SRG Wahlbarometers, die am 9. September 2011 veröffentlicht wurde, die letzten, die sie gesehen haben konnten.

  16. 16.

    Im Vergleich mit anderen Ländern sind diese Differenzen ziemlich gering, wie in Abschnitt 3.1 bereits diskutiert, führen Wahlen in der Schweiz in der Regel aber auch nur zu geringfügigen Verschiebungen der Stärkenverhältnisse im Parlament.

  17. 17.

    Eine andere mögliche Erklärung ist die, dass zumindest ein Teil der betreffenden Wählerinnen die Ergebnisse einer der beiden regionalen Vorwahlbefragungen gesehen hat, die ebenfalls im Untersuchungszeitraum publiziert worden waren (je eine für die Kantone Graubünden und Bern). Da davon ausgegangen werden muss, dass deren Aussagekraft räumlich begrenzt ist und sich auch allfällige Effekte auf die Bewohnerinnen der entsprechenden Kantone beschränken würden, werden diese in der Analyse nicht berücksichtigt.

  18. 18.

    Eine Übersicht über die Ergebnisse aller Wahlumfragen, die in den Vereinigten Staaten in der Woche vor den Präsidentschaftswahlen 2016 veröffentlicht wurden, findet sich auf der Website von Real Clear Politics unter: http://www.realclearpolitics.com/epolls/latest_polls/elections/.

  19. 19.

    Da sowohl Parteiidentifikation als auch die wahrgenommene issue handling competence in allen Modellen einen starken positiven Effekt auf die Beurteilung einer Partei haben, der zudem auch in allen Fällen hochsignifikant ist, wird dies in der Folge nicht mehr eigens erwähnt.

  20. 20.

    Auf den Anhang kann unter http://www.springer.com auf der Produktseite zu diesem Buch zugegriffen werden.

  21. 21.

    Die Stärke des Interaktionseffekts ist nicht direkt aus Tabelle 8.2 ersichtlich, sie ergibt sich erst aus der Addition der entsprechenden Koeffizienten. Dies gilt selbstverständlich auch für alle weiteren Interaktionen.

  22. 22.

    Obwohl dieses Sample deutlich kleiner ist als jenes, das für die Schätzung von Modell 9 zur Verfügung stand, so lassen sich mit Blick auf die soziodemographische Zusammensetzung der beiden Samples keine grossen Unterschiede ausmachen (siehe Tabelle A12 im Anhang).

  23. 23.

    An diesem Befund ändert sich auch nichts, wenn für allfällige Verzerrungen der Regressionskoeffizienten kontrolliert wird, die sich daraus ergeben könnten, dass es sich bei der Wahlabsicht für eine Partei um ein seltenes Ereignis handelt, das mit dem Fehlen identischer Absichten mit Blick auf die anderen sechs Parteien einhergeht. Das ergibt sich aus den insgesamt eher geringfügigen Abweichungen der kursiv dargestellten Koeffizienten, die unter Anwendung der Rare Event Korrektur von Tomz, King und Zeng (2003) in Ergänzung zu den Modellen 11 und 12 geschätzt wurden. Der einzige markante Unterschied zeigt sich im Hinblick auf den Einfluss der ebenfalls getesteten politischen Expertise der Wählerinnen (siehe Tabelle A11 im Anhang). Dessen statistische Signifikanz verschwindet durch die Anwendung der Rare Event Korrektur, was gegen die Robustheit des (ohnehin nur schwach signifikanten) Effekts spricht. In der Folge wird daher nicht weiter darauf eingegangen.

  24. 24.

    Wie oben erwähnt, wird üblicherweise auf der Basis der erklärenden Variablen gematcht. Da das Interesse im vorliegenden Fall jedoch nicht der abhängigen Variable (also der Wahlabsicht für eine Partei) gilt, sondern einer weiteren erklärenden Variable (der Beurteilung einer Partei), wurde zur Überprüfung der Belastbarkeit der Befunde von Modell 12 ein alternatives matching auf der Basis der erklärenden Variablen und der Wahlabsicht durchgeführt. Wie aus Tabelle A13 im Anhang hervorgeht, vergrössert sich dadurch das Sample auf 149 Befragte, respektive 988 Beobachtungen. Zudem hat die Wahrnehmung einer Partei als am kompetentesten, um das MIP zu handhaben, in diesem Fall ebenfalls einen signifikanten Effekt. An den zentralen Befunden von Modell 12 ändert sich dadurch jedoch nichts.

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De Rocchi, T. (2018). Viel Lärm um Nichts? Der Einfluss von Vorwahlbefragungen auf die Beurteilung der Parteien und den Ausgang der Wahl. In: Wie Kampagnen die Entscheidung der Wähler beeinflussen. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-20819-6_8

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-20819-6_8

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  • Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden

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