Zusammenfassung
Auf zweckmäßiges Handeln in der Krise zu schauen, heißt, Perioden öffentlicher Anspannung zu betrachten, mithin Momente, in denen jeder das Gefühl hat, er müsse besondere Vorkehrungen treffen, um nicht „unter die Räder“ zu kommen. Unsichere Zeiten waren in der Zivilisationsgeschichte eher Regel denn Ausnahme. Häufig erlebten die Menschen am selben Ort sowohl innere Gefahren (Aufruhr, Feuer, Flut, Krankheit) als auch äußere Schadwirkung (Krieg). Nach einem Blick auf historische Lehren vergleicht der Beitrag das – gut planbare, aber stark pfadabhängige – Institutionenhandeln mit den Möglichkeiten der Bürger, die – ohne rechte Übung – schlecht auf angemessenem Niveau reagieren können. Grund ist oft nicht zuletzt die Einstellung gegenüber der Gemeinschaft. Resümee: Zumindest einzelne Bürger sollten praktisches Wissen und damit Urteilskraft für das Handeln in unsicheren Zeiten erlangen.
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Ein überregionaler Stromausfall am 25. November 2005 (und teils an den Folgetagen) während des „Münsterländer Schneechaos“ zeigt die Notwendigkeit an, diese Art von Großschaden einzukalkulieren. 2018 sollte der Umgang mit einem plötzlichen Gasmangel geübt werden.
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Einsehbar bei der AKNZ – das Zitat findet sich im Jahresprogramm 2016 auf S. 7: http://www.bbk.bund.de/SharedDocs/Downloads/BBK/DE/Downloads/AKNZ/AKNZ_Box_Jahresprogramm_2016.pdf?__blob=publicationFile (4. Januar 2016).
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Neben bereits existierenden (Warnung u. a. vor Unwetter, Landkarten, Notfallkontakte) plant das BBK weitere Funktionen (Kontakt zu Behörden, Bildmaterial).
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Im ordnungspolitischen Sinne – die Überlegung betrifft nicht zunehmende Umverteilungsmaßnahmen und die somit beständig steigende Staatsquote.
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Eine Möglichkeit der Kontigentierung waren in vergangenen Mangelzeiten Lebensmittelmarken.
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Pragmatismus und Entscheidungsfähigkeit als Voraussetzung von Urteilskraft betonen u. a. Bredow und Noetzel (2009).
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Bildung sollte neben Gegensätzen auch Gemeinsamkeiten herausstellen, also etwa: Freiheit und Sicherheit als zwei Seiten einer Medaille zu betrachten (Marciniak 2015).
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Studien zur Verfügbarkeit von Sirenen sind rar; während die Warnung als kommunale Aufgabe in Deutschland – nach 1990 – zu einem Flickenteppich von Gemeinden mit Sirenenanlagen (wie etwa die Stadt Düsseldorf ausweislich der Angaben der Feuerwehr unter www.duesseldorf.de/feuerwehr/schutz/sirenen.shtml) und solchen ohne geführt hat, existiert diese Technik etwa in Österreich nach wie vor in allen Ortschaften.
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Selbstkritisch gibt sich beispielsweise die Studie der Allianz Deutschland AG (2008).
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So der Tenor in Michael Pawliks Rezension zu Möllers (16. Dezember 2015).
Literatur
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Liebold, S. (2018). Kornspeicherprinzip und partizipatives Krisenhandeln. In: Jäger, T., Daun, A., Freudenberg, D. (eds) Politisches Krisenmanagement. Sicherheit – interdisziplinäre Perspektiven. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-20811-0_13
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