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Sprache und Gesellschaft

Zum Ausschluss ästhetischer Reflexionsformen

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Zu einer Kritischen Gesellschaftstheorie der Kommunikation
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Zusammenfassung

Über zwei Jahrzehnte hinweg erarbeitet Habermas sukzessive ein theoretisches Konzept, das die geschichts- und subjektphilosophischen Grundannahmen der älteren Kritischen Theorie überwinden soll. In der Theorie des kommunikativen Handelns kulminieren seine Anstrengungen, die Kritische Theorie vor ihren eigenen Fallstricken zu bewahren und auf den sicheren Boden des intersubjektivistischen Paradigmas zu führen. Gleichwohl hält seine Theorie in den Grundzügen an den Intentionen und Motiven der älteren Kritischen Theorie fest. Das Kapitel rekonstruiert detailliert die sprachphilosophischen und rationalitätstheoretischen Annahmen der Theorie des kommunikativen Handelns. Diskutiert werden die von Habermas vollzogene sprachtheoretische Grundlegung der Gesellschaftstheorie sowie sein mehrdimensionales Konzept der Differenzierung, das zwischen Form der Rationalität und Geltungsansprüchen und zwischen kulturellen Wertsphären unterscheidet. Konkretisiert werden die konzeptionellen und methodischen Probleme primär hinsichtlich des Ausschlusses ästhetischer Reflexionsformen aus dem Rahmen der kritischen Gesellschaftstheorie.

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Notes

  1. 1.

    Erst Kapitel 5 dieser Arbeit diskutiert die Erfahrungsarmut der historischen Darstellung der Theorie des kommunikativen Handelns. Die von dieser Arbeit vorgenommene begriffliche und methodische Erweiterung der Theorie des kommunikativen Handelns, die auf deren Mängel reagiert, wird in den darauf folgenden Kapiteln vorgenommen.

  2. 2.

    In Kapitel 7 der vorliegenden Arbeit wird dargelegt, inwiefern das Ästhetische als Bereich normativer Artikulationsformen gelten kann, auf die insbesondere eine kritische Gesellschafstheorie rekurrieren muss. In diesem Kapitel wird zunächst rekonstruiert, aufgrund welcher hinterfragbaren Motive Habermas die Inhalte ästhetischer Arte Reflexionen nicht als Gegenstand einer kritischen Gesellschaftstheorie versteht.

  3. 3.

    Sicherlich unterscheidet sich die Theorie des kommunikativen Handelns ebenso von den Naturwissenschaften, die physikalische, nicht sozial konstituierte Gesetze abzubilden versuchen (vgl. Pedersen 2008: 461).

  4. 4.

    Kapitel 7 dieser Arbeit versucht, die Perspektive der Theorie des kommunikativen Handelns für weitere Artikulationsforme zu öffnen.

  5. 5.

    Ingo Elbe kritisiert, Habermas deute den von Marx stammenden Arbeitsbegriff unterkomplex und übersehe, dass Arbeit innerhalb der Theorie Marx’ ein gesellschaftliches Verhältnis ausdrückt: das der Waren tauschenden Individuen (vgl. Elbe 2014). Dies ist jedoch kein Argument dafür, die Theorie des kommunikativen Handelns ad acta zu legen und zu Marx’ Kritik der politischen Ökonomie zurückzukehren, wie es Elbe intendiert. Denn Habermas’ Suche gilt nicht lediglich gesellschaftlichen, sondern normativ gehaltvollen gesellschaftlichen Interaktionenformen. In diesem Sinne würde Habermas Marx’ frühe anthropologische Überlegungen in den Ökonomisch-philosophischen Manuskripten (Marx/Engels 1985: 465-588) zurückweisen. Denn sie sind von der Vorstellung des Menschen bestimmt, der sich durch Arbeit im Gegenstand entäußert, und bilden die Vorstellung einer Gesellschaft ab, in der alle sozialen Beziehungen als Subjekt-Objekt-Relationen gedeutet werden. Das Klassenkampfmodell des Manifests der kommunistischen Partei und die späten politökonomischen Analysen des Kapitals (Marx/Engels 1972, Marx 2007) sind hingegen in einen geschichtsphilosophischen Rahmen eingebettet, dessen metaphysischen Charakter Habermas strikt ablehnt.

  6. 6.

    Nicht in jedem Teil seines Werkes hält Habermas diese Grenzziehung aufrecht. So beschreibt er strategisches Handelns anderorts als Grenzfall einer immer noch sozialen Interaktion, der vorliegt, wenn Individuen in einer objektivierenden Einstellung zueinander und ohne zu kommunizieren interagieren (vgl. Habermas 2009f: 42).

  7. 7.

    In der Schrift „Theorie des kommunikativen Handelns“ rechnet Habermas die illokutionären Sprechakte dem kommunikativen, die perlokutionären Sprechakte dem strategischen Handeln zu. In der Auseinandersetzung mit seinen Kritikern/innen nimmt Habermas die starke Unterscheidung zwischen den beiden Sprechakten jedoch zurück. Perlokutionäre Effekte können zwar gezielt durch strategisches Handeln hervorgerufen werden, beispielsweise durch den Einsatz einer Lüge, aus der Handlungen folgen. Jedoch erkennt Habermas an, dass perlokutionäre Effekte ebenfalls aus Prozessen intersubjektiver Verständigung folgen können (vgl. Habermas 1986: 362-365).

  8. 8.

    Die Darstellung dieser Klassen im Rahmen der vorliegenden Arbeit erhöht sicherlich den Komplexitätsgrad, ist jedoch sinnvoll, da mit dieser weiterführenden Differenzierung verschiedene, für die vorliegende Arbeit ebenfalls relevante Weltbezüge des kommunikativen Handelns ausgewiesen werden können.

  9. 9.

    Habermas nennt zusätzlich die Sprechakt-Klasse der Kommunikativa, deren Sinn in einer Äußerung an sich und der Möglichkeit, sich grundlegend auszudrücken, besteht. Diese Klasse spielt in seinen wie in den Überlegungen dieser Arbeit jedoch keine relevante Rolle.

  10. 10.

    Innerhalb der Theorie- und Ideengeschichte erfühlt diese Methode jedoch einen anderen Zweck. Statt den historischen Wert oder Wahrheitsgehalt von Theorien zu würdigen, überführt die rationale Rekonstruktion Theorie in den Kontext gegenwartsbezogener Reflexionen (vgl. Bühler 2002). „Die Rationale Rekonstruktion besteht […] darin, eventuelle Schwächen in der Begriffsexplikation zu überwinden und (wo möglich und nötig) die Schlüssigkeit des Theoriegebäudes zu verbessern“ (Groeben/Pahlke 2016: 85). Zu prüfen, „WAS ein theoretischer Ansatz WIE zu leisten in der Lage ist, wenn man das zwischenzeitlich hinzugekommene Wissen auf inhaltlicher wie methodologischer Dimension hinzunimmt“ (ebd.), ist dort die Aufgabe der rationalen Rekonstruktion.

  11. 11.

    Die Geltungsansprüche der Wahrheit, Richtigkeit und Wahrhaftigkeit lassen sich formalisiert wiedergeben (vgl. Habermas 1981b: 65f.):

    Es ist war, dass ‘p’ (Aussage, Wahrheit);

    Es ist richtig, dass ‘h’ (Handlung, Richtigkeit);

    Ich meine, was ich sagen, wenn ich ‘s’ äußere (Erlebnis, Wahrhaftigkeit).

  12. 12.

    Mit dem Akzeptierten eines Geltungsanspruchs geht laut Habermas die Verpflichtung einher, die entsprechenden interpersonellen Beziehungen einzugehen (vgl. Habermas 1992b: 71). Lafont weist darauf hin, dass das Akzeptieren von Gründen andere nicht bedeutet, die Entscheidungen, die andere mit den akzeptieren Gründen rechtfertigen, für sich selbst zu treffen (vgl. Lafont 2009c: 335). Es mag überzeugend sein, dass ein Freund nach jahrelanger Arbeit in einem Designbüro, durch die er einen größeren Betrag an Geld sparen und Erfahrungen wie Kontakte sammeln konnte, nun selbst ein Büro eröffnen will. Für einen selbst scheint es in Anbetracht einer Anstellung als Oberarzt jedoch nicht sinnvoll, ebenfalls in das Büroprojekt einzusteigen. Die Fähigkeit zur Rollenübernahme bewirkt in diesem Fall, die Gründe des anderen zu akzeptieren, ohne jedoch die Eröffnung eines eigenen Geschäfts für sinnvoll zu erachten.

  13. 13.

    In früheren Schriften bezeichnet Habermas den Diskurs, in dem Fragen der Wahrhaftigkeit diskutiert werden, als therapeutischen Diskurs. Weil er jedoch das Ästhetisch als Bereich bestimmt, in dem individuelle, emotionale Regungen ihren Ausdruck finden, geht er dazu über, diesen Diskurs dementsprechend als ästhetischen Diskurs zu bezeichnen.

  14. 14.

    Entsprechend zu den vier Geltungsansprüchen fragen die Individuen dann:

    1) „Was bedeutet das?“, und versuchen, ihre Äußerungen sich wechselseitig verständlich zu machen;

    2) „Ist es wirklich so?“, und zielen auf eine gemeinsame Erklärung für einen Sachverhalt der objektiven Welt;

    3) „Warum verhältst Du dich so?“, und erwarten eine überzeugende Rechtfertigung für das Handeln anderer innerhalb der sozialen Welt;

    4) „Täuschst Du mich?“, und erwarten eine angemessene Darstellung der subjektiven Welt.

  15. 15.

    Da sein Rationalitätsbegriff die verschiedenen Geltungsansprüche und Weltbezüge umfasst, reduziert Habermas Rationalität nicht auf eine praktische Vernunft, die ausschließlich auf die soziale Welt und deren Normen bezogen ist.

  16. 16.

    Die Theorie des kommunikativen Handelns lässt sich ebenfalls als Versuch verstehen, abseits bürgerlicher Tugenden wie Fleiß, Disziplin oder Anstand – die all zu leicht in ein nationalsozialistisches Bewusstsein überführt werden können (vgl. Amery 1963) – eine anthropologische Grundstruktur zu rekonstruieren, auf die eine Kritik rekurrieren kann (vgl. Iser 2008: 81). Während Marx die Kritik der politischen Ökonomie immanent formuliert, indem er der bürgerlichen Gesellschaft die Abweichung von ihren eigenen Idealen vorhält, geht Habermas einen anderen Weg, weil diese Ideale für ihn und die gesamte Kritische Theorie schal geworden sind (vgl. Habermas 1976: 10f.). Habermas selbst gibt an, dass sich seine ersten demokratietheoretischen Überlegungen biographisch bis in die Zeit des Nationalsozialismus nachvollziehen lassen (vgl. Habermas 2009d: 9-12, Habermas 2004a). Jedoch nimmt eine Reflexion des totalitären Systems in seiner Theorie keinen systematischen Platz ein. Er gibt lediglich an, dass trotz Shoa und Nationalsozialismus kein Grund zu einer „hemmungslosen Vernunftskepsis“ (Habermas 1988: 156) besteht, da sich die normativen Grundlagen einer kritischen Gesellschaftstheorie derart tief anlegen lassen, dass diese selbst „von einer Dekomposition der bürgerlichen Kultur, wie sie sich damals in Deutschland vor allen Augen vollzogen hat, nicht berührt“ (ebd.) werden. Gerade gegenüber einer solchen Annahme bleibt Adornos skeptisch. Zeitlebens elaboriert er seine biographischen Erfahrungen zu philosophischen Gedanken, die einen vehementen Einspruch gegenüber der Annahme einer unversehrten normativen Struktur erheben.

  17. 17.

    Auch Nietzsche wird von Habermas für die Unterwanderung der klaren Trennung von Geltungsansprüchen kritisiert. Nietzsche, so Habermas, ästhetisiert den Wahrheitsgehalt von Aussagen in Form einer rhetorischen Ausdrucksweise, die keine Differenzierung zwischen propositionalen Gehalt der Aussagen von dem ästhetischen Empfinden zulässt. Statt zwischen wahr und schön zu unterscheiden, transformiert Nietzsche alle diskursiv einlösbaren Gründe in Geschmacksurteilen (vgl. Habermas 1988: 149).

  18. 18.

    In Kapitel 7 unternimmt die vorliegende Arbeit den Versuch der Entfaltung einer solchen Konstellation.

  19. 19.

    Vgl. zur ausführlichen Diskussion des Konzepts der Welterschließung Bohman 1993, Kompridis 1993b, Seel 1993a in der Deutsche Zeitschrift für Philosophie 41(3) sowie Baum/Dumke 2012, Honneth 2000b: 70-87, Kleimann 2001, Seel 1991, Strube 1991, Taylor 1986, Weißpflug 2016.

  20. 20.

    Die Genese der Wertsphäre wird erst im folgenden Kapitel detaillierter rekonstruiert, da dort der Fokus auf den historischen Darstellungen der Theorie des kommunikativen Handelns liegt, während hier die Handlungs- und Rationalitätstheorie im Vordergrund steht.

  21. 21.

    In einem Text zum Gelingen praktischer Vollzüge bei Derrida und Adorno interpretiert Menke das von Adorno so bezeichnete Hinzutreten als Moment des Gelingens, über das das Individuum nicht verfügt. Praktische Vollzüge basieren auf subjektiven Vermögen – aber nicht ausschließlich auf subjektiven Vermögen, da sie auf ein hinzutretendes Moment angewiesen sind (vgl. Menke 2008c).

  22. 22.

    Auch hier beschreibt Menke keinen Weg, der aus der zweiten Natur zu einer authentischen ersten Natur führt. Die erste Natur zeigt sich nur in den Momenten der Erstarrung und Befreiung, ohne zugleich ein Model der Freiheit an die Hand zu geben.

  23. 23.

    Dass Habermas seine moraltheoretischen Überlegungen als Ethik bezeichnet ist daher irritierend.

  24. 24.

    Habermas fokussiert ausschließlich praktisch-moralische Diskurse. Theoretische Diskurse betrachtet er innerhalb der Diskursethik ebenso wenig wie ästhetische Debatten. Er beschäftigt sich jedoch mit der Frage nach dem Status von Wahrheit. Habermas versteht den Konsens theoretischer Diskurse nicht als wahr in dem Sinne, dass das den erzielten Einigungen eine ewige Gültigkeit zukommt (vgl. Habermas 1983: 131, Habermas 1986: 352). Die diskursiv erzielten Einigungen gelten so lange als wahr, wie die Erfahrung es nicht anders lehrt. Erst wenn die Erfahrung die Resultate infrage stellt, müssen die Individuen erneut in das Medium der Argumentation treten. Das bedeutet, dass Habermas diejenigen Aussagen als wahr versteht, die nicht allein im Diskurs akzeptiert werden, sondern deren Wahrheit sich primäre in der Auseinandersetzung mit der Realität, auf die sich die Aussagen beziehen, erweist. Wahr sind somit Aussagen, wenn sie einen gelingenden Zugang zur Realität ermöglichen (vgl. Habermas 2004b: 284f., Habermas 2009f: 136ff.).

  25. 25.

    Diese Regeln besagen beispielsweise, dass sich die Teilnehmenden eines praktischen Diskurses nicht selbst widersprechen dürfen, oder nur behaupten dürfen, was sie selbst glauben (vgl. Habermas 1983: 97f.).

  26. 26.

    Im Kontext dieser Bestimmungen differenziert Wellmer zwischen einem Rationalitäts- und Moralargument für die Inklusion in den Diskurs (vgl. Wellmer 1986: 108). Ersteres zielt darauf, Argumente zum Diskurs zuzulassen, die gut begründet sind; letzteres darauf, alle Individuen abseits der Stichhaltigkeit ihrer Argumente zu Wort kommen zu lassen. Laut Wellmer amalgierte Habermas Moral und Diskurs, weil er aufgrund moralischer Achtung alle Individuen am Diskurs teilnehmen lasse. Würden Individuen nur aufgrund guter Gründe zum Diskurs zugelassen, könnte diskursive Verständigung kaum normativ begriffen werden. Problematisch ist Wellmer zufolge – nicht die normative Stoßrichtung Habermas’, mit der er sympathisiert –, dass moralische Achtung dem Diskurs vorausgesetzt wird, obwohl ihre Verallgemeinerbarkeit erst im diskursiven Verfahren zu prüfen ist.

  27. 27.

    Unter einem performativen Widerspruch versteht Habermas einen Sprechakt, der auf der Ebene des Gesagten den notwendigen Bedingungen beziehungsweise den implizit vorausgesetzten Annahmen dieses Sprechaktes widerspricht (vgl. Habermas 1983: 90). „Mit diesem Satz bestätige ich, dass ich nicht schreiben kann.“ wäre ein solcher Widerspruch.

  28. 28.

    Habermas geht davon aus, dass die am Diskurs Teilnehmenden im Falle der Beachtung der Verfahrensregeln die Gültigkeit der prozedural geprüften beziehungsweise gebildeten Normen anerkennen müssen. Den unbedingten Gültigkeitsanspruch diskursiver Verständigung begreift er analog zu dem unbedingten Gültigkeitsanspruch von Wahrheit.

  29. 29.

    Habermas ist in einer kantischen Tradition zu verorten, weil er wie Kant davon ausgeht, dass nur solche moralischen Normen als gerechtfertigt verstanden werden können, die einen Universalisierungstest bestehen. In einer unparteiischen Perspektive soll die Diskursethik Akteuren ermöglichen, unter allgemein gültigen Bedingungen die Verallgemeinerbarkeit von Normen zu prüfen (vgl. Honneth 2000b: 171). Der diskurstheoretische Ansatz ist zugleich ein Differenzierungsmerkmal gegenüber Kant. An dessen Konzeption kritisiert Habermas, dass den moralischen Gehalten keine öffentliche Zustimmung zuteilwerde und deren Geltungsanspruch daher zweifelhaft sei (vgl. Habermas 1991: 42f.). Denn Kant konzipiert den Test der Verallgemeinerbarkeit als ein von einem einzelnen Individuum monologisch durchgeführtes Verfahren. Habermas hingegen konzipiert den Test als kommunikativ geführten Diskurs. Zudem beruft sich Habermas zur Begründung seiner Konzeption nicht wie Kant auf einen metaphysischen Vernunftbegriff, sondern auf allgemeine Argumentationsvoraussetzungen (vgl. Habermas 1991: 20f.).

    Henrich 2007 bestreitet, dass Habermas ohne Metaphysik auskommt und verortet den metaphysischen Ballast Habermas’ in dessen formalpragmatischer Rekonstruktion einer Grundstruktur menschlicher Kommunikation, die er von der Phänomenebene trennt.

  30. 30.

    Auch Joas verweist darauf, dass Habermas’ Handlungsbegriff Körperlichkeit und vorsprachliche Sozialität nicht hinreichend reflektiert (vgl. Joas 1986: 151).

  31. 31.

    Auch in der Auseinandersetzung mit der Demokratietheorie Deweys thematisiert Honneth die kapitalistische Lohnarbeit mit dem Begriff der Integration. Dort versteht Honneth die durch die Arbeitsteilung bedingte soziale Integration als Bedingung der Motivation, an Prozessen demokratischer Willensbildung teilzunehmen (vgl. Honneth 2000b: 302-309).

  32. 32.

    So auch Iser 2008: 121f.

  33. 33.

    Vgl. Kapitel 7 der vorliegenden Arbeit für einen knappen Abriss der Geschichte der Ästhetik, in dem Habermas als Vertreter des Rationalismus, der alles Sinnliche als Irrational begreift, interpretiert wird.

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Baum, M. (2018). Sprache und Gesellschaft. In: Zu einer Kritischen Gesellschaftstheorie der Kommunikation. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-20694-9_4

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