Zusammenfassung
Von der Reformation sind entscheidende Impulse für die Entstehung des ethischen Denkens der Moderne ausgegangen. Die reformatorische Lehre von der Rechtfertigung allein aus dem Glauben ohne die Werke des Gesetzes hat eine Entsakralisierung des Handelns zur Folge gehabt im Sinne seiner Umorientierung vom Ziel des Heils bei Gott auf das Ziel des Wohles des Nächsten. Damit wurden die Weichen gestellt in Richtung auf ein ethisches Denken, für welches das menschliche Handeln und dessen Wirkungen in der Welt im Zentrum stehen. Das bedeutete eine Abkehr von der antiken Ethik, die bis in die Zeit der Reformation das ethische Denken bestimmte und die ihren Fokus in der Tugend hatte. Auch das moralische Sollen in der Unbedingtheit seines Anspruchs, wie er für die moderne Ethik charakteristisch ist, verweist zurück auf die Reformation mit ihrer Auffassung der göttlichen Gebote. Wie im Einzelnen ausgeführt wird, vollzog die Reformation entgegen ihrer eigenen Intention in alledem einen Bruch mit der ihr vorgegebenen biblischen Überlieferung, auf die sie sich gleichzeitig berief. Im Schlussteil des Beitrags wird am Beispiel der Rede von „Normen und Werten“ gezeigt, dass diese religiösen Wurzeln dem heutigen ethischen Denken weitaus näher sind, als es ihm selbst bewusst ist.
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Fischer, J. (2018). Weltgestaltung als ethische Aufgabe. In: Lindenau, M., Schmid Holz, D. (eds) Moral – Gnade – Tugend – Recht. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-20622-2_2
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