Zusammenfassung
Lukács hat einst provokativ auf seine Frage „Was ist der orthodoxe Marxismus“ geantwortet, dass er in einer bestimmten Methode bestehe. Was aber wenn wir heute fragen, worin orthodoxe kritische Theorie besteht? Meine Antwort ist hierbei nicht eine bestimmte Methode, aber dafür nicht weniger provokant. Was die kritische Theorie kritisch macht ist auch nicht – trotz der vorherrschenden Meinung – ein Begründungsprogram. Im Gegenteil, nur ohne ein Begründungsprogram ist kritische Theorie angemessen kritisch. Ich umreiße meine Antwort mit Rückgriff auf Horkheimers Schriften der ’30er Jahre (und Adornos Werk). Das vorgebrachte Verständnis der kritischen Theorie ist orthodox auch in einem weiteren Sinn: darin, dass es ein bestimmtes Interesse – das Interesse an der Abschaffung von Unrecht, Elend, und Unfreiheit – als konstitutiv für kritische Theorie erachtet, und somit, obwohl nicht religiös, doch etwas mit Strenggläubigkeit zu tun hat. Dieser Ansatz wird zum Schluss skizzenhaft auf die Idee der Sozialpathologie angewendet.
Meinen Dank möchte ich an alle diejenigen aussprechen, die Kommentare und Kritik zu früheren Fassungen abgegeben haben, insbesondere an Timo Jütten und Jörg Schaub sowie an die Herausgeber dieses Bandes und die anderen Teilnehmer der zugrundeliegen den Konferenz. Dieser Aufsatz erschien zuerst in Deutsche Zeitschrift für Philosophie 65.3 (2017): 456-69.
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Freyenhagen, F. (2018). Was ist orthodoxe kritische Theorie?. In: Dannemann, R., Pickford, H., Schiller, HE. (eds) Der aufrechte Gang im windschiefen Kapitalismus. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-20520-1_6
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