Zusammenfassung
Zu den türkischen Parlamentswahlen im Juni und November 2015 konnten die knapp 1,4 Mio. wahlberechtigten Türkeistämmigen in Deutschland ihre Stimme abgeben. Die türkischen Parteien entdeckten die deutsch-türkische Gemeinde als Wählerpotenzial, so dass ein türkischer Wahlkampf auch in Deutschland zu beobachten war. Wie jedoch konnten die türkischen Parteien die türkeistämmigen Wähler in Deutschland mobilisieren? Um das Wahlverhalten der türkeistämmigen Bevölkerung zu analysieren, werden in dieser Studie die Analysekriterien des sozialpsychologischen Ansatzes verwendet. Mithilfe von leitfadengestützten Experteninterviews wird eine erste Orientierung in diesem thematisch neuen und zum Teil unübersichtlichen Forschungsfeld geboten. Die von der Autorin aufgestellte Vermutung, dass die Türkeistämmigen weniger aus rationalen Gründen, sondern mehr aus emotionalen Gründen und aus Fragen der eigenen Identität und Zugehörigkeit an den Wahlen teilnahmen, fand sich bestätigt. Zudem konnte festgestellt werden, dass sich die Konfliktlinien der türkischen Politik und die gesellschaftliche Polarisierung auf die deutsch-türkische Gemeinde übertragen. Interessant ist insbesondere, dass Erdoğan und die regierende AKP (Partei für Gerechtigkeit und Aufschwung) vor allem diejenigen erreichen können, die sich in Deutschland nicht gleichwertig behandelt und ausgegrenzt fühlen.
Abstract
Nearly 1.4 million eligible Turkish migrants in Germany were able to cast their vote in the Turkish parliamentary elections in June and November 2015. During this period a Turkish election campaign has been noticeable in Germany, since Turkish parties discovered in Germany? In order to analyze the electoral behavior of the Turkish population in Germany, the paper uses the analysis criteria of the social psychological approach. Thereby, guideline-based interviews with experts were used to create a first orientation in a thematically new and, in part, challenging research field. As the researcher assumed previously, it was confirmed that Turkish migrants participate in the elections not merely as a result of rational, but rather because of emotional reasons and identity issues. Further, the cleavages in Turkish politics and the social polarization are transferred to the German-Turkish community. Above all, Erdoğan and his AKP are able to reach those who feel not treated equally and being marginalized in Germany.
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