Zusammenfassung
Das Geschäft der Wirtschafts- und Unternehmensethik ist doppelter Natur: In der Wirtschaftsethik geht es angesichts von Dilemmasituationen um die politische Gestaltung der Spielregeln eines Wirtschaftssystems, während die Unternehmensethik im Fall von Kontingenzsituationen die Spielzüge oder Transaktionen der Unternehmen thematisiert. Es ist von daher nicht sinnvoll, ausschließlich makroanalytisch im Rahmen einer Ordnungsethik vorzugehen; vielmehr sollte auch mikroanalytisch eine Transaktionsethik (etwa Governanceethik oder Business Metaphysics) genutzt werden. Diese doppelte Strategie ist auch in der Finanzmarktethik zweckmäßig, in der es vor allem darum geht, den moralischen Zweck der Finanzmärkte zur Geltung zu bringen, der darin besteht, realwirtschaftliche Aktivitäten zu finanzieren und damit erwünschte Dinge zu ermöglichen. Die ethische Analyse zum Film „Der große Crash – Margin Call“ (USA 2011, R: Jeffrey C. Chandor) belegt ebenfalls die Notwendigkeit dieser doppelten Strategie, denn sie verdeutlicht die Gefahren einer überbordenden Virtualisierung der Finanzmärkte und der daraus resultierenden destruktiven Kräfte.
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Notes
- 1.
Statement von Charles Grassley; online verfügbar unter: https://www.youtube.com/watch?v=r3ACW3dDMQE (Stand: 02.03.2017).
- 2.
Im Fließtext zeigt der Asteriskus (*) an, dass ein englisches Zitat von mir ins Deutsche übersetzt wurde.
- 3.
- 4.
Eine „Ontologie“ beschreibt, welche Dinge es in unserer Wirklichkeit gibt (klassisch: physische, mentale und abstrakte Dinge) und wie diese beschaffen sind.
- 5.
In Hearings wurde von verschiedenen Goldman Sachs-Mitarbeitern bestätigt, dass die verkauften Papiere „junk or a piece of crap or a shi**y deal“ waren (Permanent Subcommittee on Investigations of the Committee on Homeland Security and Governmental Affairs 2010, S. 132).
- 6.
Darunter versteht man Finanzprodukte, mit denen unterschiedliche Hypothekenanleihen (MBS) – also zu Wertpapieren verbriefte Hypothekendarlehen – zu Paketen gebündelt, also „strukturiert“ werden. Diese Bündelung diente dazu, minderwertige Hypothekendarlehen so zu mischen, dass das Risiko des Ausfalls eines der Hypothekendarlehen durch die Strukturierung von vielen Hypothekenanleihen aufgefangen würde. Im Hintergrund stand dabei immer die Annahme, dass ein zeitgleicher Ausfall aller Darlehen unwahrscheinlich sei.
- 7.
Um das Beispiel (vgl. Sinn 2010, S. 186–187) einfach zu halten, werden immer nur zwei MBS zu einem CDO gebündelt („strukturiert“). Tatsächlich aber wurden „[i]n einem CDO […] hundert verschiedene Hypothekenanleihen zusammengefasst“ (Lewis 2011, S. 103). Dadurch ergaben sich bei den CDOs auch weit winzigere Ausfallwahrscheinlichkeiten als im Beispiel (vgl. Lewis 2011, S. 77, Anm. 2).
- 8.
Der erste Aspekt des „Spielverständnisses“, also das „Ziel“ oder der moralische Zweck eines Spiels, hat auch schon in der Ordnungsethik von Homann und Pies (vgl. Homann und Pies 1994), einen Platz, denn der Zweck liefert die Zielperspektive, auf die hin die systemeigenen „Spielregeln“ neu programmiert werden können. Neu gegenüber Homann und Pies ist bei Suchanek und Broock (2012) allerdings der zweite Aspekt des „Spielverständnisses“, der sich auf die Ebene der „Spielzüge“ bezieht und sich vor Ort darin auswirkt, „wie gespielt wird“.
- 9.
Man muss aber gerechterweise sagen, dass Alan Greenspan genau das nach dem Ausbruch der Finanzkrise dann doch getan hat (vgl. Ward 2008).
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Filme
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„The Wolf of Wall Street“ (USA 2013, R: Martin Scorsese).
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Schramm, M. (2018). Wirtschafts- und Unternehmensethik: Das kapitalistische System und seine Menschen – „Der große Crash – Margin Call“. In: Bohrmann, T., Reichelt, M., Veith, W. (eds) Angewandte Ethik und Film. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-20391-7_8
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