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Übersetzung pp 195–217Cite as

Nach der Globalisierung oder transnationales Wissen in der Übersetzung

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Zusammenfassung

Transnationalisierung auf Wissen zu beziehen ist etwas vertrackt. Denn normalerweise verbinden wir mit Wissen einen Geltungsanspruch, der im Prinzip nicht regional beschränkt ist. Wir sprechen nicht von deutschem, von polnischem oder von hessischem Wissen.

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Notes

  1. 1.

    Gleichwohl finden sich durchaus Versuche Wissen zu verorten. Deutlich tritt dies etwa in der Debatte um nationale Erinnerungskultur zutage (vgl. Assmann 2016), wenn hier der bildungspolitische Anspruch einer ethisch notwendigen Vermittlung von Erinnerungswissen formuliert wird.

  2. 2.

    Besonders gut beobachtbar ist dieses Spannungsverhältnis der im Rahmen des US-Wahlkampfs von Donald Trump ins Rollen geratenen Diskussion um „fake news“ und „alternative facts“ in der öffentlichen Kommunikation. Seither wird diskutiert, inwieweit sich „Fakten“ von „Meinungen“ trennen lassen und ob es so etwas wie alternative Fakten geben kann. Hier ist die Lage noch zugespitzt, weil mit den alternativen Fakten offen die Geltung zweier Wahrheiten an einem Ort vertreten wird.

  3. 3.

    Das Phänomen kennzeichnet den rezenten Klimadiskurs ebenso wie die Auseinandersetzung um die globale Geltung der Menschenrechte, es strukturiert die Debatte um die Verarbeitung des kolonialen Erbes des „Westens“ und das Postulat einer Bruchlinie zwischen dem „globalen Süden“ und den „globalen Norden“.

  4. 4.

    Die folgenden Überlegungen sind im Rahmen des DFG-‚Netzwerks „Trans/Wissen“ entstanden. Den Netzwerkmitgliedern: Johannes Bretting, Kristina Chmelar, Annemarie Duscha, Kathrin Klein-Zimmer, Stefan Köngeter, Anne Kraume, Christina May, Miriam Schader, Anna Spiegel, Karen Struve und Matthias Zach möchten wir für die kritische Diskussion und kollaborative Ideenentwicklung danken. Zu mehreren Tagungen des Netzwerks haben Boris, Nieswand, Monika Schmitz-Emans, Ralf Klausnitzer und Angelika Poferl in Mainz, Bochum und Fulda wichtige Inputs gegeben.

  5. 5.

    Umgekehrt formuliert ist dieser Sachverhalt wohlbekannt: Die Wahrheit von Wissensansprüchen ergibt sich aus einem Prozess sozialer Billigung und die Autorität von Wissensträgern ist Funktion seiner „credibility“ (dazu grundlegend: Schütz 1964; als soziale Praktik der Verbürgung des Zusammenhangs von Sprache und Welt durch das Geben und Nehmen von Gründen: Brandom 2004).

  6. 6.

    Der Verbindung von Geltungsansprüchen ‚authentischen‘ Wissens im Hinblick auf die Inanspruchnahme „indigener“ Identität spielt eine zentrale Rolle in den Auseinandersetzungen im Gefolge der UNO-Deklaration über die Rechte der indigenen Völker. Eine überzeugende empirische Analyse am Beispiel des Kampfes um die Fortführung des Walfangs in Grönland und Japan liefert Sowa (2014).

  7. 7.

    An dieser Stelle eröffnet sich eine Perspektive auf das Verhältnis von Wissen und Glauben. So wäre zu fragen, wie und in welchen Zusammenhängen Wissen belegen muss, dass es sich nicht um Glaubenssätze handelt und andersherum Glauben wiederum belegen muss, dass es sich um eine bestimmte Form des Wissens handelt (vgl. Schäfer und Thompson 2011, S. 10). Für unsere Diskussion um die Transnationalisierung von Wissen scheint dies eine vielversprechende Erweiterung. Sie erlaubt es, etwa Vorgänge des interreligiösen Dialogs in die Analyse einzubeziehen, wie sie aktuell im Kontext der Fluchtbewegungen für den schulischen Unterricht eingefordert werden und damit par excellance das Verhältnis von Glauben und Wissen im transnationalen Kontext thematisierbar werden lassen.

  8. 8.

    siehe https://www.welt.de/politik/deutschland/article172233266/Berlin-Sawsan-Chebli-fordert-verpflichtenden-KZ-Besuch-fuer-Asylbewerber.html (zuletzt abgerufen am 04.02.2019).

  9. 9.

    https://www.zeit.de/2015/18/kz-gedenkstaette-schueler-holocaust (zuletzt abgerufen am 04.02.2019).

  10. 10.

    Sehr drastisch und einsehbar wird einem die hegemoniale Struktur der Erinnerungskultur in Deutschland von Max Czollek in seinem Buch „Desintegriert Euch“ (2018) vor Augen geführt.

  11. 11.

    Der Menschenrechtsdiskurs hat freilich weiter zurückreichende Wurzeln. Er erreicht aber gemeinsam mit der Globalisierungsdebatte ein bis dahin ungekanntes Ausmaß (s. die entsprechende Diskussion in Heintz und Leisering 2015).

  12. 12.

    Die postkolonialen Studien leben von dieser Verräumlichung von Wissensansprüchen.

  13. 13.

    Entsprechend lässt sich die Geschichte des christlichen Glaubens als Dialektik von lebensnaher Aneignung und quasi-bürokratischer Dogmatik verstehen (s. dazu Renn 2014).

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Engel, N., Klemm, M. (2020). Nach der Globalisierung oder transnationales Wissen in der Übersetzung. In: Engel, N., Köngeter, S. (eds) Übersetzung. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-20321-4_11

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