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Steuerung und Erfolgskontrolle im Übergangsmanagement

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Das Gefängnis auf dem Prüfstand

Zusammenfassung

Das in den letzten Jahren gewachsene Interesse an einem Übergangsmanagement zur (Wieder-)Eingliederung von (ehemaligen) Gefangenen ist einerseits auf die Einsicht in die begrenzten Wirkungsmöglichkeiten des Strafvollzuges zurückzuführen und wird andererseits mit der Aussicht auf ergänzende Wirkungspotenziale ambulanter Eingliederungshilfen nach der Entlassung aus einer Haft begründet. Der Beitrag beschreibt zunächst allgemein, was durch ein modernes Übergangsmanagement bewirkt werden soll. Anschließend wird dann speziell am Beispiel der beruflichen (Wieder-)Eingliederung Inhaftierter dargelegt, wie empirische Erfolgskontrollen für eine evidenzbasierte Steuerung des Übergangsmanagements genutzt werden können.

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Notes

  1. 1.

    Bezugsgröße sind hier die ursprünglich verhängten Sanktionen zu einer unbedingten Haftstrafe. Geht man von allen tatsächlich vollstreckten Haftstrafen aus, ergibt sich eine Rückfallquote von 46,0 % und eine „Rückkehrerquote“ von 19,9 % nach (teil-)verbüßter Freiheitsstrafe bzw. von 64,0 und 28,8 % nach (teil-)verbüßter Jugendstrafe (vgl. Jehle et al. 2016, S. 67).

  2. 2.

    Mit expliziter „Optimierungsterminologie“ etwa in Bayern und in Nordrhein-Westfalen (https://www.justiz.bayern.de/media/pdf/projekte/empfehlungsvereinbarung_unterzeichnet_mit_anlagen.pdf;https://www.justiz.nrw/Gerichte_Behoerden/Justizvollzug/justizvollzug1/leitlinien/Leitlinien_Strafvollzug.pdf; Zugriff: 22.01.2017); zur Schaffung der genannten Kooperationsvereinbarungen aber auch in anderen Bundesländern.

  3. 3.

    Beschluss der 86. deutschen Justizministerkonferenz vom 17./18.06.2015 (https://www.justiz.nrw/JM/leitung/jumiko/beschluesse/2015/fruehjahrskonferenz_15/TOP-II_15---Wiedereingliederung-entlassener-Strafgefangener-als-gesamtgesellschaftliche-Aufgabe-_oA_.pdf; Zugriff: 22.01.2017).

  4. 4.

    An dieser Definition orientiert sich die Gestaltung des Übergangsmanagements in Nordrhein-Westfalen. Dabei steht die berufliche Wiedereingliederung von (ehemaligen) Gefangenen im Zentrum, doch kann die Definition auch auf Ansätze mit anderen Integrationszielen oder größerer Risikoorientierung bezogen werden. Dazu wäre lediglich der Begriff der „Wiedereingliederung“ durch entsprechende Adjektive (etwa „soziale“ statt „berufliche“ Wiedereingliederung) zu ergänzen bzw. der Begriff der „Förderketten“ durch „Kontrollketten“ – oder allgemeiner „Interventionsketten“ zu ersetzen. Zur ausführlicheren Herleitung des Definitionsvorschlages (vgl. Wirth 2014, 2015b).

  5. 5.

    Das Strafvollzugsgesetz des Landes Nordrhein-Westfalen sieht hierzu einen an den Fähigkeiten und Entwicklungsmöglichkeiten der Gefangenen ausgerichteten Schlussbericht vor (§ 60 StVollzG NRW). Dieser soll zum Ende des Vollzuges erstellt werden und in standardisierter Form Angaben über den fortbestehenden Förderbedarf enthalten, namentlich eine Darstellung der Art und der Ergebnisse der angebotenen und durchgeführten Maßnahmen sowie der Angebote und Leistungen Dritter, soweit sie für die Eingliederung der Gefangenen von Bedeutung sind.

  6. 6.

    In die Analysen waren 3644 junge Gefangene einbezogen, die von Anfang 2010 bis Ende 2013 nach einer mindestens sechsmonatigen Vollzugsdauer aus einer Jugendstrafanstalt des Landes Nordrhein-Westfalen entlassen worden waren (Stand: 31.12.2015). Die Bedarfsanalysen werden kontinuierlich fortgesetzt und die Ergebnisse regelmäßig im Rahmen von Dienstbesprechungen mit den Anstaltsleitungen erörtert. Damit werden Möglichkeiten zur evidenzbasierten Weiterentwicklung des Behandlungs- und Förderangebotes geschaffen (vgl. Lobitz und Wirth 2015).

  7. 7.

    Zur Begründung dieser Zieltrias (vgl. Wirth 2018). Dabei ist bzgl. der grundlegenden Ausführungen von Suhling (2012, 2016 sowie in diesem Band) zu berücksichtigen, dass die Erreichung der im Vollzug messbaren „Befähigungsziele“ unter dem Aspekt der Leistungseffektivität zu diskutieren ist, während eine gelungene „Eingliederung“ als ein durch diese mitbestimmter Effekt begriffen werden kann, der die als Wirksamkeit des Strafvollzuges thematisierte „Rückfallprävention“ (zusätzlich) beeinflusst.

  8. 8.

    Die Gemeinschaftsinitiative wird in gemeinsamer Verantwortung des Justizministeriums und der Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit landesweit durchgeführt. Dabei steht das Kürzel B5 für die Leistungsziele „Berufsorientierung insbesondere bei jungen Gefangenen verbessern (B1)“, „Berufliche Qualifizierung im Vollzug arbeitsmarktnah weiterentwickeln (B2)“, „Beschäftigungsvermittlung im Übergang aus Haft in Freiheit intensivieren (B3)“, „Beschäftigung durch flankierende Hilfen für Haftentlassene stabilisieren (B4)“ sowie „Beschäftigungsanalysen und Erfolgskontrollen zur Programmsteuerung nutzen (B5)“. Die folgenden Ausführungen sind auf den letzten Arbeitsbereich (B5) in Bezug auf die „beschäftigungsorientierte Entlassungsvorbereitung und Nachsorge“ (B3 und B4) bezogen. Zur Darstellung des gesamten Arbeitsprogramms (vgl. Wirth 2016).

  9. 9.

    Die Zielerreichungsvorgaben sind in der B5-Leistungsbeschreibung definiert. Grundlegend ist dabei die Vorgabe eines Personalschlüssels von 45 laufenden Fällen pro Fachkraft. Bei Einhaltung der jeweils sechsmonatigen Entlassungsvorbereitung und Nachsorge führt dies zu 90 abgeschlossenen Fällen pro Jahr/Fachkraft. Im Rahmen der gegenwärtigen Personalausstattung ergeben sich daraus Sollwerte von jährlich 1641 Fällen in der Entlassungsvorbereitung (B3) und von 810 Fällen in der Nachsorge (B4). Eine differenzierte Darlegung der Erfolgskriterien ist bei Wirth (2016) zu finden.

  10. 10.

    Der KrimD NRW wurde anschließend von der DGCC das Recht zuerkannt, Case Management Ausbildungen durchzuführen und hat inzwischen diverse Schulungsreihen mit einem eigens entwickelten Curriculum abgeschlossen, um unter anderem sicherzustellen, dass den Sozialdiensten jeder Justizvollzugsanstalt eine zertifizierte Case-Management Fachkraft zur Verfügung steht, die dort für die örtliche Institutionalisierung des Übergangsmanagements zuständig ist (Weiteres dazu bei Grosch und Wirth 2011, 2015a).

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Wirth, W. (2018). Steuerung und Erfolgskontrolle im Übergangsmanagement. In: Maelicke, B., Suhling, S. (eds) Das Gefängnis auf dem Prüfstand. Edition Forschung und Entwicklung in der Strafrechtspflege. Springer, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-20147-0_23

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