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Entsandte eines deutschen Unternehmens in China

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Kulturelle Differenzierung in Wirtschaftskooperationen
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Zusammenfassung

Luise Schmitz (DB7) ist als Expatriate nach China gekommen und dort in der Position einer Human Ressource Direktorin des Asien-Pazifik Headquarters (HQ) eines mittelständischen deutschen Unternehmens, der BETTER-AG, mit Zentralsitz in S-Stadt in Deutschland, tätig. Die BETTER-AG hat verschiedene Tochtergesellschaften in Asien, eine davon in China. Schmitz arbeitet zum Zeitpunkt des Interviews seit ungefähr eineinhalb Jahren im Asien-Pazifik HQ in Shanghai und wird dort voraussichtlich noch weitere zwei bis drei Jahre bleiben.

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Notes

  1. 1.

    „Der Begriff ‚Expatriates’ bezeichnet zunächst ganz allgemein Personen, die außerhalb ihres Herkunftslandes bzw. Stammlandes (lat patria ‚Abstammung’) leben“ (Moosmüller 2007: 480). In einem engeren, betriebswirtschaftlichen Sinne sind Expatriates Auslandsentsandte, die von der Muttergesellschaft eines direktinvestiv tätigen Unternehmens für eine Dauer von mindestens einem Jahr in eine ausländische Geschäftseinheit delegiert und anschließend wieder in das Stammhaus reintegriert werden (vgl. Doetsch 2016: 1).

  2. 2.

    In einem Interview formulierte es Herr Pohl, ein Kollege von Schmitz aus der Vertriebsabteilung in S-Stadt, selbstbewusst: „Wir haben die Welt eingeteilt in drei Bereiche“ (DB6: Protokoll). Schon die geographischen Bezeichnungen, an denen sich die Namensgebung der Organisationseinheiten des Unternehmens orientiert, fassen große, äußerst heterogene Regionen zu Räumen zusammen und können dabei den Eindruck von Homogenität innerhalb dieser Räume erwecken (vgl. Werlen 2000).

  3. 3.

    Compliance ist ein Begriff aus der betriebswirtschaftlichen Fachsprache und beschreibt die unternehmensinterne und –externe Regelkonformität. Insbesondere in größeren Unternehmen werden dazu auch Verhaltenskodizes aufgesetzt, die neben den legalen Aspekten auch ethische Aspekte umfassen (Bea et al. 2009: 60). Der Begriff gehört offenbar zum Standardjargon der Branche und wird von DB7 hier nicht weiter erläutert.

  4. 4.

    Der Begriff ‚Kulturschock’ wurde ursprünglich von der Kulturanthropologin Cora DuBois eingeführt. Sie benutzte ihn in ihrer Rede mit dem Titel „Culture Shock“ auf dem Midwest regional meeting of the Institute of International Education am 28. November 1951 in Chicago (Oberg 1960). Der Begriff soll einen schockartigen emotionalen Zustand von Menschen beschreiben, die mit einer anderen Kultur in Berührung kommen. Kalervo Oberg erweiterte diesen Begriff, um ihn allgemeiner anzuwenden und führte eine Theorie basierend auf vier Phasen (Honeymoon-Phase, Krise, Erholung und Anpassung) ein (ebd.).

  5. 5.

    Alternative Formulierungsmöglichkeiten währen ja Forderungen nach ‚Durchsetzungsvermögen’ oder ‚Führungsstärke’ gewesen, aber auch die nach der Fähigkeit sich ‚einzuordnen’ oder gar ‚anzupassen’. Schmitz wählt keine dieser Alternativen.

  6. 6.

    Alternative Kategorien hätten Schmitz zur Differenzierung zur Verfügung gestanden. Neben der der Kategorisierung in professionell/unprofessionell wäre z.B. eine Differenzierung aller Mitarbeiter in ‚pro-aktive’ und ‚nicht pro-aktive’ unter Absehung von kulturellen oder nationaler Zugehörigkeit denkbar gewesen.

  7. 7.

    Mit dem Begriff der ‚Erzählung’ geht es mir nicht darum, nach sprachlichen Darstellungsformen zu unterscheiden, wie in der Analyse narrativer Interviews (in Anlehnung an Fritz Schütze, nach: Strübing 2013: 97ff.).

  8. 8.

    Alternativ hätte die Erzählung auch mit „ich arbeite jetzt seit … bei BETTER“, beginnen können. Diese Formulierung hätte die Aufmerksamkeit zwar auch auf den zeitlichen Aspekt gelegt, der Rückblick („seit“) hätte aber eine stärkere Verknüpfung der Person mit der BETTER-AG hergestellt. Das ist hier nicht der Fall. Ebenso wäre denkbar gewesen: „Ich wollte immer schon bei BETTER in China arbeiten“, davon ist die Erzählung aber weit entfernt. Die Betonung liegt also recht eindeutig auf der Temporarität der eigenen professionellen Position.

  9. 9.

    Als alternativer Einstieg wäre denkbar: „Ich hatte ja internationale BWL mit Schwerpunkt China studiert und habe mich deswegen nach einem Job in China umgesehen“.

  10. 10.

    Vgl.: „Zugzwänge des Erzählens“ aus der Erzählforschung (Gühlich 1980, nach: Strübing 2013: 99f.).

  11. 11.

    In der Managementlehre ist das Team-Work Prinzip ein multipersonales Entscheidungssystem mit dem Ziel, Qualität und Geschwindigkeit von Entscheidungen zu erhöhen (Corsten 2008: 823). Dazu sei es notwendig, den Mitarbeitern Kontrolle über ihre eigenen Aufgabenfelder zu geben und Zugriffsbeschränkungen auf Informationen zu vermeiden.

  12. 12.

    Hirschauer (1993: 25-32) macht die Problematik in seiner Studie über Die soziale Konstruktion der Transsexualität anhand der „Attribution kultureller Genitalien“ deutlich. Transsexuelle können sich dabei mit dem Problem konfrontiert sehen, dass ihnen die Attribution der gewünschten Geschlechtszugehörigkeit vorenthalten wird.

  13. 13.

    Power Distance (‚Machtdistanz’) ist die erste der von Hofstedes entwickelten, ursprünglich vier universalen Kulturdimension (Hofstede 1980: 92). Er beschreibt damit, inwieweit Mitarbeiter die Ungleichverteilung von Macht akzeptieren und erwarten. Alle Nationen lassen sich in dieser bipolaren Dimension abbilden. Die deutsche und chinesische Ausprägung liegt an den entgegengesetzten Polen dieser Dimension.

  14. 14.

    Kommentare in den chinesischen Medien auch auf Xinhua Net, News: http://news.xinhuanet.com/fortune/2016-11/21/c_129372203.htm (Zugriff 14.02.2017).

  15. 15.

    Inbetriebnehmer sind in der Regel für einen auf wenige Wochen oder Monate begrenzten Zeitraum bei Tochtergesellschaften oder Kunden, um dort die Inbetriebnahme von Maschinen oder Anlagen zu betreuen, zu beaufsichtigen oder anzuleiten.

  16. 16.

    Etwa in den Reisebeschreibungen der Journalisten, die dem Appell Zhou Enlais von 1955 gefolgt waren und im Zuge der ersten Öffnung Chinas nach 1949 das Land für wenige Wochen bereisen konnten. In den Formulierungen „blaue Ameisen“ und den „Robotern mit Ameisengehorsam“ des deutschen Journalisten Robert Schmid beispielsweise spiegelt sich die konstatierte kollektive Gesinnung in Verbindung mit der Angst vor den „Menschenmassen“ des Landes wieder (Leutner/Yü-Dembski 1990: 89ff., 94f.). Die Beschreibung der Einheitlichkeit findet sich indes schon 1785 bei dem ‚Chinaspezialist’ Abbé Grossier, der den chinesischen Charakter überall „nach derselben Gußform gestaltet“ (nach: Demel 1992: 653) sieht, aber auch bei David Hume: „[…] the Chinese have the greatest uniformity of character imaginable […]“ (nach: Demel 1992: 654).

  17. 17.

    Mangelnde Kreativität wird den Chinesen beispielsweise von Bond (1991: 24ff.) auf der Grundlage wissenschaftlicher Untersuchungen attestiert, ebenso Autoritätshörigkeit (ebd.: 36; als Machtdistanz auch bei Hofstede 1980).

  18. 18.

    Die Sprachbarriere wird in der in der Forschungsliteratur immer wieder als zentrale Schwierigkeit der Zusammenarbeit zwischen Deutschen und Chinesen ausgemacht (etwa: Schreiter 2015; Wittkop 2006). Die Interviewten nehmen Sprache aber nicht durchgehend als zentrales Problem wahr, entweder, weil sie (wie im Fall Liu Er) beide Sprachen sprechen, oder weil sie die Fremdsprache Englisch als hinreichendes Behelfsmittel betrachten (wie im Falle Li Si oder Bernd Hämmerle).

  19. 19.

    Der Respekt der Chinesen vor den Deutschen und das Ansehen der Deutschen in China ist auch ein beliebter Topos in der deutschsprachigen Ratgeberliteratur. Dort werden die Deutschen mit den Eigenschaften fleißig, gewissenhaft, diszipliniert und zuverlässig charakterisiert, Eigenschaften, die man auf chinesischer Seite sehr schätze (Pörner 2009: 130). Pörner (2009) weist aber darauf hin, dass die Fremdbeschreibungen über die Deutschen in der chinesischen Ratgeberliteratur keineswegs immer von dem hohen Maß an Respekt und der Wertschätzung der Deutschen in China zeugen, wie man es aufgrund der Autostereotypisierungen von deutscher Seite annehmen könnte. Vielmehr würden die Deutschen darin als kühl, emotionslos, förmlich und steif sowie ernsthaft und ausgesprochen humorlos beschrieben (ebd.: 130-135).

  20. 20.

    Auf Baustellen in China sind häufig große Transparente aufgespannt, auf denen zu lesen ist: 安全第一 (Anquan diyi, ‚Sicherheit zuerst’). Den Erzählungen der Interviewten nach zu urteilen folgen diesen plakatierten Forderungen keine Taten.

  21. 21.

    Die Begriffe Maoismus und Kommunismus tauchen in den Interviews insgesamt nur zwei Mal auf. Mit ‚Maoismus’ wird häufig mangelnder Individualismus, mangelnde Wertschätzung des Individuums und geistige Gleichschaltung assoziiert (Leutner/Yü-Dembski 1990: 89-100). An anderer Stelle spricht Kaiser (DB1) über chinesisches Hierarchieverhalten und fragt sich, „ob das was mit dem Kommunismus zu tun hat?“ Interessanterweise werden die gravierenden gesellschaftlichen Umwälzungen zwischen der Gründung der Volksrepublik 1949 und der politischen und wirtschaftlichen Öffnung des Landes 1978 – etwa der große Sprung nach Vorn von 1958-1962 (Teiwes 2003) und die Kulturrevolution von 1965-1975 (Schoenhals 2003) – in den Darstellungen der Befragten nicht thematisiert. Auch die ‚großen Narrative’ über chinesische Kulturcharakteristiken (Konfuzianismus, Harmoniestreben; Guanxi; Gesicht wahren; China als kollektivistische Gesellschaft) klammern diese Epoche zugunsten eines Rückgriffs auf eine deutlich ältere Kulturtradition aus.

  22. 22.

    Sowohl Deutschland als auch China unterzeichneten die UN-Kinderrechtskonvention (Convention on the Rights of the Child (CRC) 1992, vgl. United Nations 1989: http://www.ohchr.org/en/professionalinterest/pages/crc.aspx (Zugriff: 12.01.2017). Als Kind gilt darin jede Person unter 18 Jahre.

  23. 23.

    Auf der Website des Deutschen Clubs Shanghai (DCS) ist zu lesen: „Der Deutsche Club will unterstützen, verbinden und Brücken schlagen. Mitglied können gemäß der Vorgaben der hiesigen Autoritäten leider nur deutschsprachige Inhaber/innen eines nicht-chinesischen Passes werden, sowie Chinesen/innen, die mit einem/r Inhaber/in eines nicht-chinesischen Passes verheiratet sind.“ (http://www.schanghai.com/deutscherclub/?p=1, H.i.O. (Zugriff 25.01.2017).

  24. 24.

    Eine treffende Beschreibung solcher Lokalitäten findet sich bereits 1984 bei Edith Terry: „Bridge of Broken Dreams – The (Peking Hotel) coffee shop barely gets mentioned in guidebooks. But for the business person visiting Beijing, it is a more important landmark than the Forbidden City with its magnificent rose-colored gates and courtyards, a few blocks away. It is, for one thing, the place where the expatriates of Beijing – business people, diplomats, foreign students, and journalists – gather night after night, in a mutually reinforcing effort to maintain their humor and set a distance between themselves and the often maddening frustrations of living in China. Funny, malicious, and banal, the world view expressed around the tables of the coffee shop is that of all foreigners who, for one reason or another, come to grips with the Chinese working world. The newcomer absorbs it instantly and goes out to face Madame Wang or Mr. Zhou braced for enigma, ready to be casual about a disappointment, and already thinking through a new approach to the matter at hand.” (Terry 1984: 22)

  25. 25.

    In meinem Sample gab es keinen Fall einer deutsch-chinesischen Eheschließung oder Familiengründung, lediglich Erzählungen über andere Deutsche die in China ‚hängengeblieben’ (z.B.: DB1: 213) sind.

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Dederichs, A. (2018). Entsandte eines deutschen Unternehmens in China. In: Kulturelle Differenzierung in Wirtschaftskooperationen. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-20117-3_5

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