Es ist tropisch warm an diesem Abend. In der Dunkelheit höre ich einige Tiere aktiv werden. Die Zikaden sind sehr laut als ich in das Gehege eintrete. Es raschelt im Busch. Vor mir sehe ich kurz das fleckige Muster eines Leoparden an mir vorbeiziehen. Von überall hört man Geräusche. Es ist aufregend, die Tierwelt in der Dunkelheit zu erspähen. Ein wenig Nervenkitzel stellt sich auch ein, da an den meisten Stellen des Zoos durch eine ausgeklügelte Architektur die Barrieren zu den Raubtieren tatsächlich nicht sichtbar sind.

Als ich das Gehege mit den Leoparden verlasse, um die Fledermäuse in der Nähe des kleinen Mangroven-Walds zu beobachten, kommt mir ein vielleicht fünfjähriges Mädchen auf dem Weg entgegen. Der Weg wird in Abständen von wenigen Metern von kleinen Laternen fahl beleuchtet. Das Mädchen geht in kleinen Schritten und schaut dabei gebannt auf ein kleines leuchtendes Gerät in ihrer Hand. Das Smartphone wirft ein gespenstisches Licht auf das Gesicht des Mädchens, welches von ihren schwarzen Haaren umrahmt wird. Das Mädchen nimmt nichts um sich herum wahr. Nicht die Nacht mit ihren Gerüchen und Geräuschen. Die Tiere sowieso nicht. Sie ist im Nachtzoo von Singapur und doch nicht da.