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Kultivierungsansatz

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Book cover Visuelle Kultivierung
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Zusammenfassung

Der sozialtheoretische Kultivierungsansatz ist „a well-known research paradigm for thinking about and studying the impacts of mass communication“ (Morgan/Shanahan 1997: 1 mit Bezug auf Gerbner 1973) und eignet sich besonders dafür, eine Verknüpfung zwischen medialer und der Wahrnehmung sozialer Realität in Abhängigkeit vom Erfahrungshintergrund herzustellen. Um die Entstehung und Hintergründe des Kultivierungsansatzes nachvollziehen zu können, werden in einem kurzen historischen Abriss unter Berücksichtigung der damaligen Medienentwicklung die ersten empirischen Wirkungsanalysen vorgestellt (Kap. 2.1.1) und anschließend die Grundannahmen des Kultivierungsansatzes (Kap. 2.1.2.1) sowie die klassische Methodik in Verbindung mit der Pilotstudie von George Gerbner und Larry Gross (1976) präsentiert (Kap. 2.1.2.2), auf welcher frühe Befunde der Kultivierungsforschung basieren (Kap. 2.1.2.3). Bereits kurz nach der Formulierung des Kultivierungsansatzes kam es zu ersten kritischen Auseinandersetzungen (Kap. 2.2), woraus Weiterentwicklungen des theoretischen (Kap. 2.3.1), methodischen (Kap. 2.3.2) und empirischen Spektrums (Kap. 2.3.3) folgten.

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Notes

  1. 1.

    In der Literatur werden häufig unterschiedliche Termini für die gleiche Idee verwendet: Während Gerbner (z.B. 1984) bzw. Gerbner und Kollegen (z.B. 1986, 2002) schlicht von ‚Cultivation‘ sprechen, finden sich in der Sekundärliteratur neben eben diesem Begriff (z.B. auch bei Bryant 1986; Hawkins/Pingree 1980) auch ‚Kultivierungsansatz‘ (z.B. Lücke 2007), ‚Kultivierungshypothese‘ (z.B. Potter 1986, 1988b; Winterhoff-Spurk 1989; Tamborini/Choi 1990), ‚Kultivierungsthese‘ (z.B. Kunczik/Zipfel 2006: 119) und ‚Kultivierungstheorie‘ (z.B. Bailey 2006; Morgan/Shanahan 1997; Newhagen/Lewenstein 1992) bzw. gar ‚Theorie sozialer Kontrolle‘ (Shanahan/Morgan 1999: 15ff.). Roskos-Ewoldson/Davies/Roskos-Ewoldson (2004) betonen etwa: „The overwhelming amount of evidence supporting cultivation theory elevates it to a class of theories called grand theories“ (ebd.: 346).

    Die Bezeichnungen werden, zunächst unabhängig vom Inhalt, wissenschaftstheoretisch fälschlicherweise oft weitestgehend unreflektiert verwendet und messen damit der Kultivierungsidee einen unterschiedlichen Grad hinsichtlich Aussagekraft und Generalisierung bei. Lücke (2007: 39ff.) erörtert diese Problematik umfassend am Beispiel des (sozial-)wissenschaftlichen Wissenserwerbs und ordnet den bisherigen Forschungsstand zur Kultivierung entsprechend ein. Sie kommt zu dem berechtigten Ergebnis, dass es sich bei der Kultivierung um einen „theoretischen Ansatz (…), d.h. (…) eine sozialwissenschaftliche Theorie mit begrenztem Objektbereich und geringem Allgemeinheitsgrad“ (ebd.: 40, Herv. i.O.) handelt. Dieser Auffassung wird entsprochen.

  2. 2.

    Die Wahl des Terminus bzw. der Metapher ‚Kultivierung‘ „builds on the assumption that the major impacts of television materialize by means of the way it exposes people to the same images and metaphors over and over again. Moreover, the cultivation metaphor is best understood as providing a way to talk about ‚influence‘ without talking about ‚effects‘“ (Shanahan/Morgan 1999: 12). Der Begriff ‚Kultivierung‘ rührt also daher, dass sich das Annenbergteam von den üblichen Begriffen wie ‚Effekt‘ oder ‚Wirkung‘ loslösen wollte, die eher kurzfristige Prozesse beschreiben, welche durch einzelne Stimuli ausgelöst werden – der Kultivierungsansatz jedoch trifft Aussagen über die Langfristigkeit von Weltbildveränderungen durch das Fernsehen (vgl. Gerbner 1969a: 125; Morgan/Signorielli 1990: 17ff.; Gerbner et al. 2002: 195f.; Schenk 2007: 580; auch Kap. 2.1.2.1). Auch trifft ‚Sozialisation‘ nicht den Kern der Idee, denn sie bezieht sich auf alle Erfahrungen, die ein Individuum macht; Kultivierung bezieht sich auf massenmediale Effekte im weitesten und fernsehverursachte Wirkungen im engen Sinne und ist darüber hinaus eher medienkritischer Natur (vgl. etwa Hasebrink 2006: 189). Kultivierung ist demnach ein Bestandteil von Sozialisation. Gross und Morgan (1985: 223) postulieren, dass „socialisation refers to more specific, salient, issue-oriented patterns; enculturation is cast as more basic, general and underlying“ und Kultivierung sei die „viewers’ expression of conceptions of social reality that match the patterns and values found in television drama“ (ebd.: 232). Prägnante Begriffsklärungen und kurze Zusammenfassungen finden sich lexikonartig z.B. bei Koschnik (2003), Hasebrink (2006), Lehmann/Wulff (2008), Shanahan (2009) oder Rossmann (2013a, b).

  3. 3.

    Einen umfangreichen Überblick zur Einordnung des Kultivierungsansatzes in die Medienwirkungsforschung bieten z.B. Brosius/Esser (1998), Gerbner (2000), Lücke (2007: 50ff.), Schenk (2007: 579f.) und Jäckel (2011: 239-253).

  4. 4.

    Bryant und Miron (2004: 673) zeigten darüber hinaus, dass die Kultivierung der am dritthäufigsten zitierte theoretische Ansatz (nach dem Agenda-Setting und dem Uses-and-Gratifications-Ansatz) aus dem Bereich der Massenkommunikation ist. Betrachtet wurden bei der Analyse die kommunikationswissenschaftlichen Fachjournals Journalism & Mass Communication Quarterly, Journal of Communication und Journal of Broadcasting & Electronic Media im Zeitraum von 1956 bis 2000 (vgl. ebd.: 663ff.).

  5. 5.

    Einen umfangreichen Überblick bieten z.B. Jarvis (1991), Lowery/DeFleur (1995: Kap. 2) oder Jowett/Jarvie/Fuller (2007); einen kurzen Überblick bietet auch Rossmann (2008: 20f.).

  6. 6.

    Die v.a. nach dem Zweiten Weltkrieg einsetzende Kommunikationsforschung beschränkte die Analysen hauptsächlich auf die Messung von Veränderungen. Konnten diese nicht nachgewiesen werden, ging man davon aus, dass es keinen medial hervorgerufenen Effekt gab (vgl. Shanahan/Morgan 1999: 10). Nicht berücksichtigt wurde, dass Medien nicht nur in der Lage sind, Meinungen, Einstellungen usw. zu verändern, sondern auch zu etablieren (vgl. entsprechenden Hinweis ebd. auf Klapper 1960).

  7. 7.

    Bereits nach dem Ersten Weltkrieg – und vor den Payne-Fund-Studien – erfuhr die Propagandaforschung in ersten kommunikationswissenschaftlichen Zügen öffentliche Aufmerksamkeit (vgl. überblickshaft Jowett/O‘Donnell 2012), beispielsweise mit dem von Harold D. Lasswell 1927 veröffentlichten Buch Propaganda Technique in the World War. Bereits hier verwies er neben zahlreichen Strategien zur Überzeugung der Menschen auf die (psychologische) Wichtigkeit bildlichen Materials (in der Ausgabe von 1972: 206f.) und die Festigung von Symbolen in den Köpfen der Menschen (ebd.: x-xi). Als im Jahre 1937 in den USA das Institute for Propaganda Analysis gegründet wurde, zeichnete sich bereits die Etablierung einer Schule der Medienwirkung ab. In der vom US War Departement gegründeten Information and Education Division wurden anschließend viele Experimente durchgeführt, bei denen v.a. die Auswirkungen von Filmen auf Soldaten analysiert wurden [vgl. für einen Überblick Hovland/Lumsdaine/Shefield 1949, dort Teil 1 (Kap. 2 bis 6)].

  8. 8.

    Da es sich um eine vom Militär in Auftrag gegebene Untersuchung handelte, gibt es hierzu derzeit keine öffentlich zugängliche Originalpublikation; jedoch widmeten Hovland, Lumsdaine und Sheffield in ihrem 1949 erschienenen Werk das gesamte Kapitel 2 der Studie. Später wurden wesentliche Befunde (auch weiterer Propagandaforschung) z.B. von Merton und Lazarsfeld (1968) publiziert.

  9. 9.

    Zentrale Aspekte des Cultural Indicators-Projekts beschreiben (chronologisch geordnet) Gerbner/Gross (1973), Gerbner/Gross/Jackson-Beeck/Jeffries-Fox/Signorielli (1977), Gerbner/Gross/Signorielli (1978), etwa 20 Jahre später in einer aktualisierten Version Gerbner/Morgan/Signorielli (1996) sowie Gerbner (2002a). Einen Überblick über das Cultural Indicators Project bietet auch das Gerbner Archive der Annenberg School for Communication der University of Pennsylvania [online erreichbar unter http://www.asc.upenn.edu/gerbner/ (Stand: 12. Dezember 2016)].

  10. 10.

    Einen sehr guten und ausführlichen Überblick bieten z.B. Signorielli/Morgan (1990), Morgan/Shanahan (1997: 1-7), Shanahan/Morgan (1999), Lücke (2007: 39-43), Schenk (2007: 578-613), Jäckel (2011: 239-262), Bonfadelli/Friemel (2011: 260-268) und Rossmann (2002: 41ff., 2006, 2008: 27ff., 2013a: 208ff.). An diesen Arbeiten orientiert sich der folgende Abschnitt.

  11. 11.

    Vornehmlich auf fiktionale Unterhaltungsprogramme [„television drama“ (z.B. Gerbner/Gross 1973: 3, 1976: 178)] trifft zu, dass Rezipienten eher passiv, inaktiv und kaum in das Geschehen involviert sind und daher die Informationen eher heuristisch verarbeiten, was wiederum nach Shrum (2009) zu den größten Kultivierungseffekten führt (vgl. Kap. 2.3.3.3). Das Annenbergteam schließt jedoch Kultivierungseffekte durch z.B. Nachrichtensendungen nicht per se aus (vgl. z.B. Morgan/Shanahan 1997: 5ff.; die Studien von Perse 1990; Gross/Aday 2003; Romer/Hall-Jamieson/Aday 2003).

  12. 12.

    Inwiefern dies der Fall ist, ist der zentrale Gegenstand der oben bereits genannten Institutional Process Analysis: Der Hintergedanke ist, dass Medien und insbesondere das Fernsehen aufgrund einer stereotypisierenden Berichterstattung in der Lage sei, gesellschaftliche Veränderungen durch das Zurückhalten von Informationen zu verhindern. Die Entscheidungen weniger (Medien-)Eliten steuern durch diese Enkulturation auch die Entwicklung einer Gesellschaft. Jener Gedanke geht bereits auf die Frankfurter Schule zurück (vgl. etwa Lücke 2007: 55f. mit Verweis auf Schicha 2003).

  13. 13.

    Das Paradigma der Narration postuliert, dass das Denken des Menschen v.a. auf eher assoziativen Erzählstrukturen (und kaum auf logischen oder rationalen Prozessen) beruht und Personen vornehmlich „stories, images and metaphors“ (Shanahan/Morgan 1999: 193 im Hinblick auf Fisher 1984) nutzen, um sich einen Eindruck der Realität zu verschaffen und selbigen zu speichern (vgl. ausführlich zur Kultivierung und Narration bspw. Gerbner 2000: 101ff.). In den Kapiteln 3.3.1 und 3.4.2 wird gezeigt, dass auch mentale und mediale Bilder diesem Assoziationsprinzip folgen.

  14. 14.

    Daraus folgt, dass die durch das Fernsehen wiederholt präsentierten Nachrichten einen Rahmen für die Interpretation dessen bilden, was die Kultur bzw. den sozialen Diskurs einer Gesellschaft ausmacht: Welche Normen und Werte existieren? Welche sind wichtig und garantieren Stabilität? usw. Diese massenmedial vermittelten Nachrichten werden von den Rezipienten als selbstverständlich wahrgenommen, der kulturelle Bezug wird nicht mehr hinterfragt. Morgan und Shanahan (1997: 5) schlussfolgern daher, dass das Modell der Kultivierung auf Enkulturation basiere (und nicht mehr der Tradition der Persuasion folgt): „cultivation is, what a culture does“ (ebd.) und „culture is the basic medium in which humans live and learn“ (ebd. mit Verweis auf Gerbner 1990: 249), während Kultur ein „system of stories and other artifacts – increasingly mass-produced – [is], that mediates between existence and consciousness of existence, and thereby contributes to both“ (Gerbner 2002b: 215, vgl. ausführlich ebd.: 214f.; auch Shanahan/Morgan 1999: 37).

    Die Argumentation bezüglich persuasiver Wirkungen ist dementsprechend nicht (mehr) zulässig, da der Kultivierungsansatz hinsichtlich der verursachten Wirkungen nicht von bestimmten Zeitintervallen der Präsentation oder Rezeption der Fernsehinhalte ausgeht und auch nicht argumentiert, dass einzelne Nachrichten(teile) direkt verantwortlich für die Beeinflussung sind; vielmehr entstehen die Effekte durch die langfristige und wiederholte Rezeption und gehen von der Fernsehwelt im Gesamten eher indirekt aus (vgl. Shanahan/Morgan 1999: 14).

  15. 15.

    Gleichzeitig betonen Gerbner und Kollegen jedoch, dass sie die Bedeutung von spezifischen Programmen, selektiver Aufmerksamkeit und Wahrnehmung, spezifischer, zielgerichteter Kommunikation, individueller Differenzen und Gruppenunterschieden sowie von individuellen Einstellungen und Verhaltensänderungen nicht abstreiten – letztlich sei dies jedoch nicht Untersuchungsgegenstand der Kultivierung. Im Vergleich zu anderen Medien bietet das Fernsehen relativ beschränkte inhaltliche Wahlmöglichkeiten (vgl. Gerbner et al. 2002: 194; Morgan/Shanahan 1997: 6) und es geht schlussendlich um „[t]he [b]ucket, not the [d]rops (or: the [m]essages are the [m]essage)“ (Shanahan/Morgan 1999: 28). Vor dem Hintergrund unserer modernen, äußerst ausdifferenzierten Medien- bzw. Fernsehlandschaft ist dieser Aspekt zumindest zu hinterfragen (vgl. ausführlich Kap. 2.2).

  16. 16.

    Zur Unterscheidung von Viel- und Wenigseher äußern sich Gerbner et al. (1976: 8) wie folgt: „The difference between light viewers (usually watching 2 hours or less a day) and heavy viewers (usually watching 4 hours or more a day) giving the ‚television version‘ of two divergent answers is the Cultivation Differential indicating the ‚biasing‘ effects of exposure to television drama“ (Herv. SG; vgl. zur Methodik Kap. 2.1.2.2). Die Auswirkungen des Fernsehens auf Nichtseher wurden lediglich einmal analysiert (vgl. Jackson-Beeck 1977b), da die Forscher diese Gruppe gesellschaftlich unterrepräsentiert sahen. Das Annenbergteam unterstreicht, dass als Kontrollgruppe zu den Vielsehern jedoch genau diese Nichtseher geeignet wären. Nur so wäre es möglich, die Auswirkungen des Fernsehens tatsächlich zu isolieren. Der Vergleich mit Wenigsehern als Kontrollgruppe ist daher vielmehr eine Hilfskonstruktion (vgl. Gerbner/Gross/Signorielli 1978: 2f.; Perse 2001: 12; kritisch v.a. Hirsch 1980).

  17. 17.

    Von besonderer Bedeutung der Inhaltsforschung waren die sog. Violence Indices, deren Gesamtvorkommen in sog. Violence Profiles zusammengefasst wurden (vgl. etwa Signorielli 1985; kritisch z.B. Blank 1977 a, b; Schenk 2007: 585ff.). Folgt man dem Annenbergteam, so waren die Violence Profiles in der Lage, den Gewaltanteil der gesamten Fernsehwelt quantitativ abzubilden: „The Violence Profile is a set of indicators tracing aspects of the television world and of conceptions of social reality they tend to cultivate in the minds of viewers“ (Gerbner/Gross 1976: 184; vgl. auch Blank 1977a: 273-277; Shanahan/Morgan 1999: 51ff.; Signorielli 1990). Zum Inhalt und Aufbau des Violence Index äußern sich Gerbner und Kollegen wie folgt: „The Violence Profile consists of measures of (1) the programming context in which dramatic violence occurs, (2) the composite counts of the prevalence, rate, and roles of violence that make up the Violence Index, (3) the structure of power in the world of television drama as indicated by the different risks of violence and victimization for for (sic) different groups in the fictional population, and (4) the extent to which television cultivates its own view of social reality as reflected in the responses of light and heavy viewers to questions related to the message of violence on television but applied to the real world“ (Gerbner et al. 1976: 1f.; zur Berechnung vgl. etwa Shanahan/Morgan 1999: 51f.; überblicksartig auch Schenk 2007: 583ff.; Jäckel 2011: 241ff.).

    Insgesamt entstanden zwischen 1968 (Gerbner et al. 1968, die bereits das Fernsehen im Jahr 1967 auf seine Gewalthaltigkeit hin untersuchten) und 1993 (Gerbner/Morgan/Signorielli 1993) 16 dieser Violence Profiles, seit 1972 wurden sie regelmäßig publiziert. Bereits bis zum Jahre 1978 wurden so 1.437 Programme, 4.106 Hauptcharaktere und 10.429 Nebencharaktere analysiert; für jedes Profil wurden 16-20 geschulte Codierer rekrutiert, die anschließend in zwei unabhängigen Paaren das aufgenommene Material doppelt codierten (vgl. Gerbner/Gross/Signorielli 1978: 2). Seit der Studie von Gerbner/Gross (1976) wurde den Violence Profiles eine Cultivation Analysis beigestellt, um durch Befragungen die Auswirkungen der Rezeption des Fernsehinhaltes zu überprüfen (vgl. die Darstellung der klassischen Studie unten). Anhand dieser zahlreichen Violence Profiles konnten Entwicklungen des Gewaltgehaltes im Fernsehen auch im Zeitverlauf verfolgt werden.

    Ab 1994 wurde der Nachfolger der Violence Profiles etabliert: Die National Television Violence Study (NTVS) wird in einer Kooperation diverser Universitäten (z.B. der University of California, Santa Barbara; University of North Carolina, Chapel Hill; University of Texas, Austin oder der University of Wisconsin, Madison) mit dem Ziel durchgeführt, alle drei Jahre mittels quantitativer Inhaltsanalyse den Inhalt und die Darstellung von Gewalt im US-amerikanischen Fernsehen zu dokumentieren. Ähnlich angelegt war und ebenfalls seit 1994 durchgeführt wird der UCLA Television Violence Monitoring Report, der darüber hinaus mittels qualitativer Bewertungen auch den Kontext der dargestellten Gewalttaten dokumentiert und so Aussagen über das Gefahrenpotenzial gesehener Gewaltakte, z.B. bei Kindern, zulässt (vgl. auch die Studie von Weaver/Wakshlag 1986, zusammengefasst in Kap. 2.3.3.2).

  18. 18.

    Die Fragebögen beinhalten v.a. teil-projektive Fragen (z.B. hinsichtlich der Einschätzung der sozialen Realität im Vergleich zur eigenen Situation), forced-error-Fragen (die Antwortmöglichkeiten auf Einschätzungsfragen sind im Vergleich zur tatsächlichen Situation je nach Fernseh- bzw. Realitätsantwort über- bzw. untertrieben, womit die Respondenten zu falschen Einschätzungen gezwungen werden) oder sie messen Meinungen, Einstellungen resp. das Verhalten nach üblichen Verfahren der Fragebogenmethodik. Shanahan und Morgan (1999: 24) subsummieren entsprechend: „The questionnaires typically include questions relating to many aspects of social reality as well as measures of television viewing and demographic variables such as age, gender, race, education, occupation, social class und political orientation.“

  19. 19.

    Als Gewalt definierten Gerbner und Gross (1976) „the overt expression of physical force against self or other, compelling action against one‘s will on pain of being hurt or killed, or actually hurting or killing“ (ebd.: 184; vgl. auch Gerbner/Gross/Morgan/Signorielli 1980b: viii).

  20. 20.

    Das Verhältnis zwischen Täter- und Opferzahl wurde auch als sog. risk ratio resp. vicitimization score bezeichnet und gibt an, ob im Fernsehen mehr (männliche/weibliche) Täter- bzw. Opferzahlen gezeigt werden: „[I]t is the percent of all characters involved in any violence plus the percent involved in any killing“ (Gerbner et al. 1976: 7; vgl. auch Gerbner/Gross 1976: 199).

  21. 21.

    Gerbner und Gross (1976) stellten auch fest, dass gerade die Morde als schlimmste Form der Gewalt häufig einseitig verzerrt im Fernsehen dargestellt wurden: „Old men, married men, lower class, foreign, and nonwhite males were most likely to get killed rather than to inflict lethal injury. ‚Good guys‘ were of course most likely to be the killers. (…) Old, poor, and black women were shown only as killed and never as killers. Interestingly, ‚good‘ women, unlike ‚good‘ men, had no lethal power, but ‚bad‘ women were even more lethal than ‚bad‘ men“ (ebd.: 190, Herv. i.O.).

  22. 22.

    Die Autoren unterstrichen ihre Vermutungen, indem sie unterstellten, dass häufiger Fernsehkonsum mit anderen, die Kultivierung begünstigenden Faktoren einhergeht: „We have found, as have others, that heavy viewing is part and parcel of a complex syndrome which also includes lower education, lower mobility, lower aspirations, higher anxieties, and other class, age, and sex related characteristics. We assume, indeed, that viewing helps to hold together and cultivate elements of that syndrome. (…) Television viewing also makes a separate and independent contribution to the ‚biasing‘ of conceptions of social reality within most age, sex, educational, and other groupings, including those presumably most ‚immune‘ to its effects“ (Gerbner/Gross 1976: 191). Damit räumen die Autoren ein, dass durchaus auch andere Variablen für ein gefundenes Kultivierungsdifferenzial verantwortlich sein können und bringen auf den Punkt: „Factors other than television may account for the difference“ (ebd.). In ihrem Vergleich von Viel- und Wenigsehern hielten sie daher die Variablen Bildung, Zeitung lesen, Alter und Geschlecht konstant, weitere Einflüsse blieben unkontrolliert (vgl. ebd.: 191ff.).

  23. 23.

    Die genauen Fragen und Antwortvorgaben von Gerbner und Gross (1976: 192ff.) waren: (1) „Can most people be trusted?“ (dichotome Antwortmöglichkeiten zwischen „yes“ und „no“) (2) „During any given week, what are your chances of being involved in some type of violence?“ (vorgegebene Fernsehantwort: „one in ten“, Realitätsantwort: „one in hundred“) und (3) „What proportion of people are employed in law enforcement?“ (vorgegebene Fernsehantwort: „five percent“, Realitätsantwort: „one percent“).

  24. 24.

    Die Liste der vollständigen Publikationen ist einsehbar im Gerbner-Archive der University of Pennsylvania unter http://www.asc.upenn.edu/gerbner/archive.aspx?sectionID=135 (Stand: 10. Dezember 2016); eine umfangreiche Beschreibung des Projektes findet sich z.B. unter http://www.asc.upenn.edu/gerbner/Asset.aspx?assetID=2602 (Stand: 10. Dezember 2016) oder bei Gerbner/Morgan/Signorielli (1996); eine bibliografische Liste von Studien, die im Zusammenhang mit dem Cultural-Indicators-Projekt stehen findet sich unter http://people.umass.edu/mmorgan/CulturalIndicatorsBibliography.pdf (Stand: 10. Dezember 2016). Gerbner, Gross und Signorielli (1978: 5f.) stellen 15 thematische Schwerpunkte vor, welche die Analyse des Kultivierungsansatzes erweitern sollten; ein Überblick findet sich z.B. auch bei Morgan (2002: 12-14) und Shanahan/Morgan (1999: 81-106). Aus Platzgründen werden die Einzelergebnisse der Studien nicht an dieser Stelle wiedergegeben, auch wäre eine detaillierte Ausdifferenzierung nicht zielführend im Sinne der Arbeit (vgl. hierzu Kap. 1.2).

  25. 25.

    Die nachfolgend systematisiert festgestellten Punkte wurden z.T. bereits bei Morgan/Shanahan (1997: 10-21), Cohen/Weimann (2000), Rossmann (2002: 44ff., 2008: 31-62, 2013a: 210, 2013b: 176), Lücke (2007: 59ff.), Schenk (2007: 604-610) und Bonfadelli/Friemel (2011: 266ff.) dargestellt und bieten daher eine z.T. sehr ausführliche Orientierung.

  26. 26.

    Diese ‚Symbolwelt‘ war in frühen Kultivierungsstudien mit Fokus auf die Darstellung von Gewalt insbesondere durch o.g. Violence Profiles beschrieben worden. Potter und Chang (1990) analysierten selbige und stießen auf unterschiedliche Gewaltdarstellungen zu unterschiedlichen Tageszeiten in unterschiedlichen Sendungen (mit Verweis auf Gerbner/Gross/Signorielli/Morgan/Jackson-Beeck 1979). Anhand der eigenen Daten der Annenberggruppe konnten sie also nachweisen, dass das Argument der homogenen Fernsehbotschaften zumindest überdenkenswürdig war.

  27. 27.

    Lücke (2007: 71) weist auf die in der Literatur in diesem Zusammenhang häufig fehlerhafte Verwendung des Terminus ‚genreübergreifend‘ hin. Korrekt wäre die Verwendung ‚gattungsübergreifend‘, da eine eindeutige Trennung vorzunehmen ist: Ein Genre bezieht sich auf den Inhalt einer Medienbotschaft und ist damit Bestandteil einer Gattung, welche sich auf die Form dieser Botschaft bezieht (z.B. Gattung Spielfilm mit den Genres Liebesfilm, Horrorfilm, Actionfilm, Komödie etc.). Die Autorin (ebd.: 76) gibt bezüglich gattungsspezifischer Kultivierungsstudien zu bedenken: „Manche Untersuchungsgegenstände wie Gewalt und Kriminalität oder die Darstellung von Partnerschaft und Ehe mögen gattungsspezifischer Natur sein (z.B. zurückgreifend auf Action/Abenteuerfilme und -serien bzw. Daily Soaps), während andere Vorstellungen von der sozialen Wirklichkeit, z.B. Altersstereotype oder politisch-ideologische Werthaltungen, nicht auf bestimmte Gattungen zurückzuführen sind. In Kultivierungsstudien sind deshalb bei der Wahl der Fernsehmaße theoretische und themenspezifische Argumente abzuwägen“ (Herv. i.O.).

  28. 28.

    Die Argumentation bezog sich (nach Morgan/Shanahan 1997: 10) auf die Idee der Cultural Studies, einer Strömung der Gratifikationsforschung, welche ebenfalls Medienwirkungen fokussiert und vor dem Hintergrund analysiert, inwiefern Rezipienten durch die Mediennutzung belohnt werden (vgl. auch Katz/Blumler/Gurevitch 1973; Bailey 2006; Lücke 2007: 59). Demnach würde jeder Zuschauer Medieninhalte reflektiert mit einer individuellen Bedeutung versehen. Bilandzic und Rössler (2004) übertrugen den Gratifikationsansatz auf die Kultivierung und entwickelten ein empirisch gestütztes Prozessmodell, welches der individuellen Zuwendung und Verarbeitung der kultivierenden Nachricht (Encodierung und Speicherung als erster Schritt) im Hinblick auf die Bedeutung persönlichen Wissens und persönlicher Einstellungen gerecht wird. Dieses Wissen wird in einem zweiten Schritt je nach Situation unter Berücksichtigung von Heuristiken (vgl. Kap. 2.3.3.3) und Frames (vgl. den Exkurs nach Kap. 4.2.3) rekonstruiert.

  29. 29.

    Pingree und Hawkins (1981) führten eine Studie an australischen Schülern durch: Sie konnten erfolgreich Kultivierungseffekte hinsichtlich der Gewaltvorstellungen nachweisen, die sich auf die Rezeption von US-amerikanischen Sendungen bezogen, welche einen deutlich größeren Anteil im australischen als im britischen Fernsehen haben (vgl. ebd.: 104).

  30. 30.

    Die Problematik ist vielmehr, dass es keine Vorher-Bedingung gibt bzw. diese im Nachhinein nur sehr schwer feststellbar ist. Daraus folgt, dass die Nachher-Bedingung ebenfalls nur schwer zu überprüfen ist, zumal die alltägliche Fernsehnutzung ein soziales Verhalten ist und keine Variable in einem Experiment (vgl. auch Schenk 2007: 582). Ferner ist das Fernsehen ein Sozialisationsfaktor von vielen. Kausalität ließe sich entsprechend des Kultivierungsansatzes nur dann nachweisen, wenn das Fernsehen abrupt eingeführt worden wäre, wenn Personen zu finden wären, die bisher überhaupt keinen Kontakt zum Fernsehen gehabt hätten (vgl. die obige Diskussion um Nichtseher; eine ausführliche Studie zur Problematik liefert Sicking 1998) oder das Fernsehen ganz aus unserer Umwelt verbannt würde. Nichts von diesen Punkten wird jedoch eintreten. Daraus folgt, dass die Änderung einer Einstellung, Meinung oder des Verhaltens nur durch das Fernsehen per se schwer feststellbar ist; langfristige Tendenzen können jedoch durchaus formuliert werden (vgl. Shanahan/Morgan 1999: 33).

  31. 31.

    Dieser Punkt betrifft auch den Kritikpunkt der Artefaktmessung bei der Untersuchung von Kultivierung (s.u.; vgl. Shanahan/Morgan 1999: 67ff.). Beide Effekte zeigten sich beispielsweise bei einem der ersten Replikationsversuche von Fox und Philliber (1978), als sie die Realitätswahrnehmungen des Publikums über Reichtum in den USA untersuchten. Die Forscher bezogen sich dabei auf vorangegangene Untersuchungen (ausführlich dargelegt ebd.: 104f.), die herausgefunden hatten, dass die amerikanische Bevölkerung unverhältnismäßig reich im Fernsehen dargestellt wurde. Im Rahmen der Cultivation Analysis werteten sie Sekundärdaten aus dem Cincinnati Area Project aus. Dort wurden die Probanden gebeten – im Gegensatz zum sonst üblichen Vorgehen mit geschlossenen, dichotomen Fragen – offen den Prozentanteil der Amerikaner zu schätzen, die mindestens einmal im Jahr in den Urlaub fahren können, ein teures Auto besitzen, Mitglied im Country-Club sind oder sich einen Swimmingpool leisten können (vgl. ebd.: 106). Zwar stellten die Forscher zunächst einen signifikanten Unterschied zwischen Viel- und Wenigsehern fest, jedoch war dieser bei der Kontrolle der soziodemografischen Variablen Bildung, Einkommen und beruflicher Status nicht mehr vorhanden (vgl. ebd.: 108ff.). Die Forscher schlussfolgerten, dass die Annahmen des Kultivierungsansatzes – zumindest in diesem Fall – nicht haltbar sind (vgl. ebd.: 111; die Diskussion bei Shanahan/Morgan 1999: 67ff.).

    Die eigene Erfahrung wurde ebenfalls als wirkmächtige Drittvariable von Doob und Macdonald (1979) eingeführt und es konnte gezeigt werden, dass bei entsprechender Kontrolle die zuvor gefunden Kultivierungseffekte verschwinden (vgl. ausführlich Kap. 2.3.3.2). Nach diesen Studien kam es zu einer großen Welle der Analyse potenzieller Drittvariablen, welche die Kultivierung bei diversen Subgruppen – die sich durch die jeweiligen Merkmale unterschieden – untersuchten (vgl. überblickshaft Shanahan/Morgan 1999: 71f.).

  32. 32.

    Unterstellt man beispielsweise, dass häufiges Fernsehen dazu führt, dass der Rezipient ängstlicher als eine wenigsehende Person ist – weil er vermehrt der dargestellten Gewalt ausgesetzt ist – dann ist dies lediglich eine mögliche Erklärung. Es ist auch denkbar, dass ängstliche Menschen eher fernsehen, z.B. weil sie aus Angst zu Hause bleiben und dort die Zeit mit fernsehen verbringen. Eine andere Erklärungsmöglichkeit ist die Wirkung weiterer bzw. anderer Faktoren, z.B. dass ältere Menschen oder Personen, die in gefährlichen Wohngegenden leben, eher zu Hause bleiben und aus diesem Grund mehr fernsehen (vgl. o.g. Studie von Doob/Macdonald 1979, ausführlich in Kap. 2.3.3.2; Vitouch 2007). Die Ergebnisse der Cultural Indicators-Studien erhoben aus diesem Grund auch ausdrücklich keinen Anspruch auf Kausalität, v.a. weil Individuen nicht frei von (anderen) sozialen Einflüssen sind und ein experimenteller Nachweis von Kultivierungseffekten nur schwer zu leisten ist (vgl. Gross/Morgan 1985: 225-229; Shanahan/Morgan 1999: 33; Rössler/Brosius 2001). Morgan und Signorielli (1990) äußern sich diesbezüglich: „Cultivation is not a unidirectional flow of influence from television to audience, but part of a continual, dynamic, ongoing process of interaction among messages and contexts“ (ebd.: 19).

  33. 33.

    Auch wurde in Kultivierungsstudien häufig nicht einheitlich hinsichtlich des Fernsehkonsums von Viel- und Wenigsehern unterschieden, was das Argument der Messung von Scheinkorrelationen stärkt (vgl. Potter 1991a: 566ff.). Allerdings ist eine relative Einordnung zu den Gruppen insofern von Vorteil, als dass sich die Gruppen der Viel- und Wenigseher in unterschiedlichen Stichproben (z.B. Jugendliche vs. ältere Menschen) nicht mit einem absoluten Maß des Fernsehkonsums beschreiben lassen (vgl. Gerbner et al. 1981e: 46).

  34. 34.

    Volgy und Schwarz (1980) stellten fest, dass beispielsweise Normalseher angaben, sehr viele spezifische Programme zu sehen. Bereits die Cultural Indicators-Studie von Gerbner et al. (1979) zeigt, dass etwa 15 Prozent der Nichtseher ‚Fernsehen‘ als beliebte Freizeitaktivität angegeben haben. Ähnliche Widersprüchlichkeiten zeigten sich in der Auswertung des General Social Survey im Jahre 1993 (häufig für Kultivierungsanalysen herangezogener Fragebogen, der den Anspruch erhebt, Daten repräsentativ für die USA zu erheben; vgl. auch Gerbner/Morgan/Signorielli 1993; für weitere Beispiele Morgan/Shanahan 1997: 19). Damit wurde Kritik laut, sich nicht ausschließlich auf die Angaben der Probanden hinsichtlich deren Fernsehnutzung zu verlassen, zumal diese Angaben schlussendlich ausschlaggebend für die Beurteilung der Linearität des Zusammenhangs mit abhängigen Variablen sind.

  35. 35.

    Erstmals erwähnt wurde das Konzept bereits 1979, als Signorielli ihre Untersuchung zur Kultivierung von Geschlechterrollen auf der 7th Annual Telecommunications Policy Research Conference (Skytop, PA) vorstellte. Die Publikation der Studie erfolgte jedoch erst zehn Jahre später (vgl. Signorielli 1989).

  36. 36.

    Lücke (2007: 79) verweist darauf, dass der Begriff ‚first order cultivation‘ erstmals von Hawkins/Pingree/Adler (1987), ‚second order cultivation‘ hingegen von Gerbner et al. – ohne Erwähnung der Kultivierung erster Ordnung – bereits ein Jahr zuvor (1986) eingeführt wurde. Auch rückte die empirische Analyse der Kultivierung zweiter Ordnung erst später in den Fokus. Dies lag zum einen daran, dass deren Erfassung deutlich komplexer war: Zusammenhänge mit der Fernsehnutzung zeigten sich vornehmlich kurvilinear oder konnten signifikant nur für einzelne Subgruppen nachgezeichnet werden (vgl. Hawkins/Pingree 1982: 237; Kap. 2.2). Zum anderen war nicht sicher, inwiefern die empirisch prüfbare Kultivierung erster bzw. zweiter Ordnung auf das gleiche theoretische Konzept und auf die gleiche Art der Informationsverarbeitung und -speicherung zurückgreift. Lücke (2007: 80) stellt in diesem Zusammenhang fest, dass die „empirischen Befunde (…) jedoch die Vermutung nahe [legten], dass die Typen Indikatoren für zwei eigenständige Formen von Kultivierungseffekten darstellen“.

  37. 37.

    Aus dieser Unterscheidung und der damit häufig erhobenen Gewaltwahrnehmung der sozialen Realität ergab sich beispielsweise das bekannte Mean World Syndrom (‚Böse Welt Syndrom‘ oder ‚Gefährliche Welt Syndrom‘; negatives Weltbild), „in which heavy viewers are more likely to see the world as a scary, mean, violent, and dangerous place“ (Shanahan 2009: 254; vgl. auch Gerbner et al. 1986; Signorielli 1990). Gemessen wurde selbiges auch vor dem Hintergrund des Mainstreamings v.a. über den Mean World Index. Hierbei handelt es sich um ein (indexiertes) Kultivierungsmaß, z.B. bestehend aus drei Einstellungsitems zur Erfassung des Misstrauens gegenüber anderen Menschen (geprägt wurde in diesem Zusammenhang mitunter auch der Begriff scary world, also ‚unheimliche Welt‘) oder diversen gewaltbezogenen Items (vgl. ausführlich z.B. Signorielli 1990; Gerbner 2000: 111f. oder das Interview von Earp et al. 2010 mit George Gerbner und Michael Morgan vom Annenbergteam).

  38. 38.

    Einige Autoren (vgl. z.B. Nabi/Sullivan 2001; Lücke 2007; Wünsch/Nitsch/Eilders 2010) gehen auch von einer Kultivierung dritter Ordnung, also von Auswirkungen auf das Verhalten, aus. Jene Interpretation findet in der Kultivierungsforschung kaum empirische Berücksichtigung und soll daher an dieser Stelle nicht vertieft werden.

  39. 39.

    Im Umkehrschluss bedeutet dies jedoch nicht, dass die Kultivierung erster Ordnung die Fernsehrealität besser oder ‚näher‘ misst, als die Kultivierung zweiter Ordnung. Vielmehr wurden die Termini eingeführt, um zu verdeutlichen, dass Kultivierungsmaße sich in einer spezifischen, auf statistischen Messwerten basierenden, faktischen Einschätzung der objektiven Realität – also die Kultivierung erster Ordnung – widerspiegeln kann, gleichzeitig aber auch nicht darauf beschränkt ist, was sich entsprechend in der Kultivierung zweiter Ordnung äußert (vgl. Shanahan/Morgan 1999: 176).

  40. 40.

    Rossmann (2008: 83) führt diesbezüglich das Beispiel an, dass Personen, welche der Ansicht sind, Frauen seien weniger für akademische Berufe geeignet als Männer bei einer Häufigkeitsschätzung von Frauen in akademischen Berufen wie Ärzte, Rechtsanwälte oder Architekten eher an ihre Einstellung denken und darauf basierend davon ausgehen, dass diese unterrepräsentiert sind. Hierbei stellt sich jedoch die Frage, welche Rolle das Fernsehen tatsächlich bei dieser Art der Einstellungsbildung übernimmt. Es kann durchaus möglich sein, dass sowohl Viel-, als auch Wenigseher die geringe Anzahl an weiblichen Studentinnen in der Universität (oder nur in bestimmten Fächern) vor Augen haben und ihre Einschätzungen darauf gründen. Möglicherweise besitzt das Fernsehen im Vergleich zur eigenen Erfahrung also nur einen geringen oder gar keinen Einfluss (vgl. zur Bedeutung der eigenen Erfahrung im Kultivierungsprozess Kap. 2.3.3.2).

  41. 41.

    Rossmann (2008) erarbeitete auf der Basis heuristischer und systematischer sowie online- und erinnerungsgestützter Informationsverarbeitung ein umfangreiches Modell, welches die Phasen der Informationsaufnahme, -speicherung und Urteilsbildung im Kultivierungsprozess berücksichtigt und unterschiedliche Aspekte zusammenfasst (vgl. insbesondere die systematische Darstellung ebd.: 297ff.).

  42. 42.

    Vgl. hierzu auch die von Anderson (1983b) formulierte Spreading-Activation-Theory. Folgt man selbiger, so werden Informationen in kognitiven Einheiten codiert, die in ihrer Stärke auf die Häufigkeit ihrer Aktivierungen rekurrieren und im Zeitverlauf ohne Aktivierung wieder zerfallen (vgl. ebd.: 261). Nach Rossmann (2013a) dient die Theorie ferner dazu, „Einstellungen in ihrer einfachsten Form als Verknüpfung eines Objektes mit seiner Bewertung“ (ebd.: 216) zu beschreiben (vgl. auch Fazio 1995; Anderson/Pirolli 1984; Roediger III/Balota/Watson 2001). Übertragen auf den Kultivierungsansatz bedeutet dies, dass das Fernsehen wiederholt bestimmte Bewertungen über diverse Themen oder Gegenstände (Objekte) liefert, die bei Vielsehern häufiger als bei Wenigsehern aktiviert werden und damit intensiver und leichter im Gedächtnis verfügbar sind. Wird im Rahmen von Kultivierungsstudien nach der Einstellung zum entsprechenden Objekt gefragt, so kommt es bei Vielsehern daher am ehesten zur Abgabe der Fernsehbewertung. Es wurde darüber hinaus gezeigt, dass Vielseher auf Kultivierungsfragen grundsätzlich schneller im Sinne der Fernsehantwort antworteten und diese ihre Einstellungen wahrscheinlich bereits (online) gebildet und nur noch abrufen mussten, während Wenigseher ihre Einstellungen offensichtlich stärker reflektierten (vgl. Shrum 1999; Shrum/O’Guinn 1993).

    Shrum (2004) untersuchte auch kognitive Wirkungen bei Kultivierungseffekten zweiter Ordnung und konnte zeigen, dass Häufigkeitseinschätzungen sehr spontan – also gedächtnisgestützt bzw. memory based/offline – und Einstellungen und Meinungen bereits während der Rezeption online gebildet und später abgerufen wurden (vgl. ebd.: 330). Waren die Zuschauer stärker in die Fernsehbotschaft involviert, so kam es zu einer Verstärkung von Kultivierungseffekten zweiter Ordnung und zu einer Verringerung der Kultivierung erster Ordnung (vgl. ebd.: 337; auch z.B. Lücke 2007: 95f.).

  43. 43.

    Einen sehr ausführlichen Überblick bietet Rossmann (2008: Kap. 3). An diesen Ausführungen wird sich nachfolgend orientiert.

  44. 44.

    Potter (1988b) hatte 252 Schüler zu zwei Zeitpunkten befragt: Beim ersten Mal erhob er die generelle Fernsehnutzung, zwei Wochen später die Kultivierungsmaße sowie soziodemografische Variablen. Er konnte Effekte der Kultivierung erster, nicht jedoch zweiter Ordnung nachweisen und damit keinen Zusammenhang zwischen Fernsehkonsum, Kognition und Kultivierung herstellen (vgl. ebd.: 935). Potter sollte drei Jahre später (1991b) zu einem anderen Ergebnis kommen und herausfinden, dass der Fernsehkonsum tatsächlich zur Kultivierung erster und anschließend ggf. zweiter Ordnung führt (vgl. ebd.: 103ff.; auch Kap. 2.3.1.2).

  45. 45.

    Zu prüfen wäre das für Kultivierung durch Online-Inhalte, indem beispielsweise die Beurteilung der sozialen Realität durch digital natives jenen älteren Probanden gegenübergestellt werden, welche die Etablierung des Internets bewusst miterlebt haben. Sollten sich unterschiedliche Effekte nachweisen lassen, dann wäre dies ein Hinweis auf ein divergierendes Rezeptionsverhalten. Ferner wäre zu plausibilisieren, woraus selbiges resultiert. Eine solche Studie existiert m.W. bis dato nicht.

  46. 46.

    Die Ablehnung von Experimenten zur Untersuchung von Kultivierung hat mehrere Gründe, die v.a. in der Natur der Methodik liegen: Zunächst würde damit kein realitätsnahes Rezeptionsverhalten abgebildet, die externe Validität von gefundenen Kultivierungseffekten wäre gering. Zwar können potenzielle Drittvariablen und die Manipulation des Stimulusmaterials kontrolliert und Effekte sowie deren Richtung anhand einer Kontrollgruppe weitestgehend zuverlässig nachgewiesen werden. Dieser hohen internen Validität steht allerdings gegenüber, dass der Kultivierungsansatz Aussagen über langfristige und kumulative Wirkungen trifft; im Experiment hingegen werden kurzfristig messbare Kausaleffekte nachgezeichnet (vgl. etwa Hawkins/Pingree 1982: 238; Shanahan/Morgan 1999: 45f.).

  47. 47.

    Diese Studie ist aus mehreren Gründen gegenüber anderen experimentellen Kultivierungsstudien erwähnenswert: So bedienten sich die Autoren eines Intensiv-Experiments mit kontrollierten, langfristig dargebotenen Fernsehbotschaften von Daily Talks (zuvor bereits untersucht von Carveth/Alexander 1985, Davis/Mares 1998 oder auch Shrum 1999; zur etwa gleichen Zeit von Hasebrink 2001; später z.B. von Woo/Dominick 2003) und wiederholten die Befragungen der Probanden. Sie konnten Kultivierungseffekte nachweisen, die zuvor bereits durch Davis/Mares (1998) in einer Querschnittbefragung zum gleichen Thema gefunden wurden. Die Kontrolle des Stimulusmaterials jedoch ermöglichte es Rössler und Brosius darüber hinaus, auch auf Kausalzusammenhänge zu schließen (vgl. zum methodischen Verhältnis von Kultivierung und Experimenten ausführlich ebd. 2001: 126-129).

  48. 48.

    Ebenfalls zu den späten Analysen zählt diesen Kriterien entsprechend die Übertragung der Kultivierungsidee auf Deutschland: Schulz (1986) konnte etwa zehn Jahre nach der wegweisenden US-Studie von Gerbner und Gross (1976) zeigen, dass das Bildungsniveau in der BRD der stärkste soziodemografische Prädiktor für Vielsehen ist und Vielseher v.a. „pessimistisch, unglücklich, einsam [und] unzufrieden“ (Schulz 1986: 770) sind. Schulz verneint auf der Basis seiner Daten einen Zusammenhang zwischen Fernsehkonsum und Beeinflussung des Weltbildes, sondern plädiert für entsprechende Panelstudien zur Prüfung des Sachverhaltes (vgl. ebd.: 772f.). Die Korrelationen ergeben nach statistischen Kontrollen keine „Fernseh-Paranoia, wie sie von Gerbner in bestimmte Korrelationen hineininterpretiert wird“ (ebd.:773; vgl. auch die Studie von Barth 1988).

  49. 49.

    Ihre eigene Metaanalyse resümieren die Autoren etwa zwei Jahre später und erweitern beispielsweise den Datensatz um einige in der Zwischenzeit durchgeführte Studien oder um die Interpretation der gefundenen Ergebnisse (vgl. Shanahan/Morgan 1999: Kap. 6 sowie 238-250).

  50. 50.

    Die Auswahl aus den mehr als 300 Studien erfolgte nach unterschiedlichen Gesichtspunkten: Zunächst wurden nur Studien berücksichtigt, die (1) eine Beziehung zwischen Fernsehkonsum und einer abhängigen Variable testeten, die mit einer Fernsehantwort erhoben wurde und (2) welche sich auf den Kultivierungsansatz als Erklärung bezogen. Studien, die diese Kriterien erfüllten, konnten aber auch aus anderen Gründen nicht berücksichtigt werden. Ausschlussgründe waren für Morgan und Shanahan (1997) folgende: Der Befragte war nicht die Analyseeinheit (sondern z.B. bestimmte Gruppen von Personen), die in Einzelstudien verwendeten Daten konnten nicht codiert werden, die Datenerhebung der Cultivation Analysis basierte nicht auf Umfragen, die Fernsehantwort konnte nicht eindeutig identifiziert werden, es existierten keine Zusammenhangserwartungen mit Kultivierungsbezug oder die Studien wurden nicht veröffentlicht (ausführlich ebd.: 22f.).

  51. 51.

    Im Gegensatz zur quantitativen Meta-Analyse – wie diese Morgan und Shanahan (1997) durchgeführt hatten – gibt bei einer qualitativen Metaanalyse kein statistischer Wert Auskunft über die gefundenen Zusammenhänge, sondern die analysierten Studien werden in ihrer gesamten Bandbreite abgebildet, „d.h. mit dem gesamten Spektrum unterschiedlicher Methoden, unterschiedlicher Fernsehnutzungsmaße, abhängiger Variablen, Drittvariablen und Datenanalyseverfahren“ (Rossmann 2008: 69).

  52. 52.

    Ähnlich wie Morgan und Shanahan (1997) selektierte auch Rossmann (2008) aus der Vielzahl der Kultivierungsstudien mit Hilfe eines bestimmten Schemas die für die Analyse relevanten Untersuchungen. So mussten diese (1) in einer der zehn ranghöchsten internationalen kommunikationswissenschaftlichen Fachjournals [Selektion erfolgte anhand des Essential Science Indicators (ESI), geordnet nach Rängen entsprechend der Häufigkeit der Zitation aus dem jeweiligen Journal] bzw. in europäischen oder deutschen Fachjournals sowie (2) nach dem Jahr 1976, also der Pionierstudie von Gerbner und Gross, veröffentlicht worden sein. Darüber hinaus musste es sich bei den Studien (3) um empirische Originär-Studien handeln, die (4) einen „Zusammenhang zwischen Fernsehnutzung und Realitätswahrnehmung und/oder Einstellungen“ (ebd.: 67) analysieren und bei denen (5) der Kultivierungsansatz „zumindest einen Teil der theoretischen Basis bildet“ (ebd.: 68).

  53. 53.

    Eine Ausnahme bildet die o.g. Studie von Williams (2006), der kultivierende Effekte von Online-Spielen untersuchte. McKinney und Rill (2009) analysierten die Rolle von Online-Videoportalen auf das Wahlverhalten junger Wähler. Obwohl diese Studie grundsätzlich der Kultivierungslogik folgt, bezieht sie sich nicht explizit auf den Kultivierungsansatz.

  54. 54.

    Beide Tendenzen wiederum hatten auch Auswirkungen auf ein verändertes Nutzungsverhalten und damit potenziell auch auf etwaige Kultivierungseffekte. Für die Fernsehnutzer war es beispielsweise dank der Erfindung der Fernbedienung möglich, schnell zu bevorzugten Inhalten zu wechseln und Videorekorder ermöglichten das zeitversetzte Fernsehen. Allerdings konnten beispielsweise Perse, Ferguson und McLeod (1994) keine Auswirkungen durch die Fernbedienung auf Kultivierungseffekte zeigen, Kabelfernsehen und Videorekorder hingegen verringerten den Autoren nach selbige sogar. Morgan und Shanahan (1991) fanden heraus, dass diese beiden damaligen technischen Neuerungen lediglich als Lieferanten für Vielseher dienten und das rezipierte Nachrichtensystem nicht veränderten (vgl. auch Eastman/Newton 1995). Morgan und Shanahan (2010) führen aus, dass neue Technologien wie Videorekorder oder Streaming-Portale v.a. dazu führen, Fernsehinhalte unabhängiger von Zeit und Ort zu konsumieren. Dies dürfte wiederum zur Folge haben, dass Fernsehinhalte vermehrt rezipiert und damit Kultivierungseffekte begünstigt werden: „As long as there are popular storytelling systems and purveyors of widely shared messages, Gerbner’s main ideas are likely to persist“ (ebd.: 350).

  55. 55.

    Diese Vermutung stützt z.B. eine Untersuchung von Shapiro (1991), der psychologische Strategien untersuchte, die zur Konstruktion der sozialen Realität und damit auch zur Kultivierung beitragen. Er ging davon aus, dass die Einschätzung der Realität auf Ereignissen beruht, die kürzlich erlebt wurden und dass hierzu fernsehvermittelte Botschaften genauso zählen können wie das eigene Erleben. Zentral seien jedoch in jedem Falle die Kontexte und die Quelle selbst, auch um die Korrektheit und Glaubhaftigkeit in die Urteilsbildung einzubeziehen (vgl. ebd.: 7). Shapiro unterstreicht, dass Menschen i.d.R. zwischen medial und real erlebten Ereignissen unterscheiden können und geht im Gegensatz zur ursprünglichen Annahme des Kultivierungsansatzes davon aus, dass das Fernsehen als unglaubwürdige Quelle eingestuft wird und z.B. für die Häufigkeitseinschätzung unberücksichtigt bleibt (vgl. ebd.). Wird die ursprüngliche Quelle einer Information vergessen, so kommt es dennoch zum Einbezug medialer bzw. fernsehvermittelter Botschaften und damit zu systematischen Fehlern der Realitätseinschätzung (vgl. zur damit in Verbindung stehenden heuristischen Informationsverarbeitung Kap. 2.3.3.3). Shapiro (1991: 12f.) konnte tatsächlich in einem Experiment zeigen, dass Medien im Vergleich zur eigenen Erfahrung oder zu Gesprächen kaum bei der Urteilsbildung berücksichtigt werden. Shrum/O’Guinn (1993: 439) etwa bemängelten, dass die Anzahl erinnerter Ereignisse negativ mit den Kultivierungsmaßen – die Probanden schätzten beispielsweise die Realität als weniger gefährlich ein, je mehr Ereignisse mit Gefahrenbezug sie erinnerten – aber positiv mit der Fernsehnutzung korrelierte. Dies hingegen wäre ein Hinweis auf die Bedeutung des Fernsehens bei der Erinnerung.

  56. 56.

    Hierbei handelt es sich um eine damals jährlich am 26. Januar abgehaltene Parade in Chicago zu Ehren des Geburtstages des Generals Douglas MacArthur (1880-1964), der zu den am häufigsten ausgezeichneten Soldaten der US-Army gehört. MacArthur selbst war zu den Feierlichkeiten präsent.

  57. 57.

    Für ihre Untersuchung wählten Doob und Macdonald vier Wohngebiete der Stadt Toronto, die entweder zentrumsnah oder sich in einem Vorort mit jeweils hoher bzw. niedriger Kriminalitätsrate befanden. Die Kriminalitätsraten basierten auf den Informationen der örtlichen Polizeibehörden und berücksichtigten z.B. die Anzahl der Überfälle oder Körperverletzungen. Die jeweiligen Areale waren ansonsten in ihrer Größe weitestgehend vergleichbar (vgl. Doob/Macdonald 1979: 171). Den zufällig ausgewählten Bewohnern der jeweiligen Viertel wurden Zeitungen vorgelegt, die alle verfügbaren Fernsehprogramme auflisteten und sie sollten diejenigen benennen, die sie in der vergangenen Woche gesehen hatten. Die Fernsehdauer wurde nicht erhoben, dafür jedoch anhand der Anzahl der gesehenen Programme ein Index der Fernsehnutzung erstellt und die angegebenen Programme in gewalthaltige und gewaltlose unterteilt. Anschließend sollten die Probanden 34 geschlossene Fragen beantworten, welche die Wahrnehmung von Kriminalität, Gewalt, Gefahr sowie die Viktimisierungsangst berücksichtigten. Nach einer Faktorenanalyse konnten hiervon neun Items selektiert werden, die als Index die Verbrechensangst der Rezipienten abbildeten (vgl. ebd.: 172). Dieser Index wurde mit den gesehenen Programmen verknüpft und ergab die in Tabelle 2.1 dargestellten Korrelationen.

  58. 58.

    Die Studie wurde an der Rutgers University durchgeführt, die sich etwa 60 Kilometer vom Zentrum New Yorks entfernt befindet.

  59. 59.

    Bereits Hawkins, Pingree und Adler (1987) gingen davon aus, dass die Fernsehinhalte dazu dienen könnten, die mit der eigenen Erfahrung gesammelten Eindrücke zu verstärken. Dies setzt – gemäß dem Prinzip der Resonanz (vgl. Kap. 2.3.1.1) – voraus, dass die Informationen aus den einzelnen Sozialisationsquellen gleichgerichtet sind. Sollte jedoch beispielsweise die Fernsehinformation von der eigenen Erfahrung abweichen, so könnte die soziale Realität auch entsprechend modifiziert wahrgenommen werden. Reimer und Rosengren (1990: 183) etwa haben Kultivierung als spezifische Form der Sozialisation betrachtet und acht sog. Sozialisationsagenten identifiziert: Familie, Freunde, Arbeitskollegen, Kirche, Schule, staatliches Rechtsgefüge, größere Organisationen und Interessengruppen sowie die Massenmedien. Letztgenannter wird im Kultivierungsansatz mit dem Fernsehen berücksichtigt. Die o.g. Systematisierung liefert einen Ansatz, potenzielle Moderatoren von Kultivierung zu analysieren (wie z.B. bei Pfau und Kollegen im Jahre 1995 durchgeführt; s.u.).

  60. 60.

    Tylers Annahme zeigt damit deutliche Ähnlichkeiten zum sog. Third Person Effect, der besagt, dass Menschen glauben, andere Personen werden von Medieninhalten stärker beeinflusst als sie selbst (vgl. überblickshaft Schenk 2007: 550-556; Perloff 2009; Diefenbach/West 2007, 2012).

  61. 61.

    Diesen Begriff prägte Giddens (1991), wie die Autoren der Studie festhalten (vgl. Pfau/Mullen/ Garrow 1995: 454). Der medientheoretisch-soziologische Effekt beschreibt im vorliegenden Falle die kognitive Vermischung von realen (eigenen) und fiktionalen (Fernseh-)Erlebnissen.

  62. 62.

    Weniger verbreitet werden auch die Konzepte der Anker-, Rekognitions- oder Simulationsheuristik diskutiert. Erstgenannte beschreibt, dass ein ggf. vorhandener Startwert (der sog. Anker, z.B. 2 vs. 34 Monate als Strafantrag des Staatsanwaltes) ein Urteil (z.B. Verurteilung eines Straftäters zu einer Gefängnisstrafe) beeinflussen kann (vgl. z.B. Englich/Mussweiler 2001 für das Beispiel; Tversky/Kahnemann 1974; Jacowitz/Kahneman 1995). Dies kommt insbesondere bei den in traditionellen Kultivierungsstudien angewendeten dichotomen Einschätzungen (erster Ordnung) über die Realität zum Tragen, bei denen die Anker bereits in die Antwortvorgaben implementiert sind. Zweitgenannte Heuristik nimmt sich vergleichenden Urteilen an und beschreibt einen Effekt des Wiedererkennens: Ist ein Urteilsgegenstand (z.B. die Einwohnerzahl von Erfurt) bereits prinzipiell bekannt (etwa 210.000, http://www.erfurt.de/ef/de/service/aktuelles/pm/2016/123423.html, Stand: 6. Oktober 2016), wird jedoch nicht exakt erinnert, so ist denkbar, dass ein Vergleichswert (z.B. die Einwohnerzahl von Leipzig) herangezogen wird. Ist die Einwohnerzahl Leipzigs größer (etwa 560.000, http://statistik.leipzig.de/statcity/table.aspx?cat=2&rub=1&per=q, Stand: 6. Oktober 2016), so wird die Einwohnerzahl von Erfurt unter Verwendung dieser Heuristik höher eingeschätzt als sie tatsächlich ist. Das Prinzip kann nur dann angewendet werden, wenn genau ein Wert unbekannt ist (vgl. Gigerenzer/Todd 2001; Goldstein/Gigerenzer 2002). Drittgenannte Heuristik thematisiert kontrafaktisches Denken: Je einfacher es ist, sich vorzustellen (zu simulieren), dass ein Ereignis (z.B. das Verpassen eines Zuges) nicht eintritt (z.B. Verpassen um wenige Sekunden vs. eine Stunde), desto mehr (affektive) Bedeutung (z.B. sich ärgern) wird dem Ereignis beigemessen (vgl. Kahneman/Tversky 1982).

  63. 63.

    Nisbett/Ross (1980: 45-50) konnten beispielsweise zeigen, dass die Lebhaftigkeit v.a. durch Emotionalität, Konkretheit sowie räumliche und zeitliche Nähe zum Objekt hergestellt werden kann. Brosius (1995: 110) verweist in diesem Zusammenhang darauf, dass sich die Lebhaftigkeit einer Information durch konkrete und bildhafte Sprache, durch die Verwendung von Bild- und Filmmaterial, durch eigenes Erleben sowie durch konkrete Fallbeispiele steigern lässt. Auch bei der im Gegensatz zu abstrakten Informationen wie beispielsweise Zahlen (z.B. bei Statistiken) leichteren Erinnerung bzw. Vorstellung spielt die Verfügbarkeitsheuristik eine Rolle.

  64. 64.

    Die i.d.R. automatisch und unbewusst ablaufende Beeinflussung von bereits im Gedächtnis existierenden Informationen wird auch als kognitives Priming bezeichnet (vgl. den Exkurs nach Kap. 4.2.3; im Medienkontext meist in Werbestudien untersucht, z.B. bei Yi 1990, 1993; Harris/Bargh/Brownell 2009; Reinisch 2010; spezifisch für Bilder z.B. Poddig 1995; allgemein z.B. bei Roskos-Ewoldson/Roskos-Ewoldson/Carpentier 2002).

  65. 65.

    Dem Modell zufolge stützen sich Rezipienten bei der Konfrontation mit politischen Informationen auf diejenigen kognitiven Abstraktionsstrategien, die sie auch im Alltag anwenden. Die Themenstrukturierung und Bildselektion innerhalb der Medien führt nach Brosius (1995) dazu, dass bestimmte Heuristiken und Schemata aktiviert werden. Diese wiederum bestimmen, welche Informationen verarbeitet und gespeichert werden und anschließend z.B. für Einschätzungen und Bewertungen zur Verfügung stehen (vgl. ebd.: 19). Hierin besteht eine auch eine Verknüpfung zum Framing (vgl. den Exkurs nach Kap. 4.2.3).

  66. 66.

    Das Involvement bezeichnet, vereinfacht gesagt, inwiefern sich ein Individuum von einem Wahrnehmungsgegenstand betroffen fühlt, beispielsweise von einem selbst erlebten Ereignis oder einem rezipierten Fernsehinhalt (vgl. Perse 1990; Lücke 2007: 90). Hawkins und Pingree (1982: 241) gehen davon aus, dass ein geringes Involvement wahrscheinlicher dafür sorgt, dass die Fernsehwelt auf das Weltbild der sozialen Realität übertragen wird, da die Verarbeitung dann nur sehr oberflächlich (heuristisch) erfolgt und Wiederholungen der Botschaften – ähnlich wie bei der Werbung – sehr gut gespeichert bzw. abgerufen werden können (bestätigt z.B. bei Pingree 1983; vgl. auch Shrum/O’Guinn 1993; Shrum 2009). Ausgehend von der Annahme, dass Informationen nicht grundsätzlich gleich verarbeitet werden, wird das Involvement bei Perse (1990: 53f.) in Themen- und Prozessinvolvement unterschieden, die beide auf kognitiver Aktivität beruhen. Erstgenanntes wird v.a. in der Persuasionsforschung verwendet und meint die Bedeutung, die mit einem Objekt, einer Person oder einer Angelegenheit verbunden wird. Zweitgenanntes hingegen wird im Rahmen der Massenkommunikationsforschung als die intellektuelle und emotionale Teilnahme während der Rezeption verstanden (vgl. ebd.).

  67. 67.

    Vgl. auch die Ausführungen von Petty/Cacioppo (1986) zum Elaboration-Likelihood-Modell, welches Aussagen über die Stabilität von Einstellungen – dem Ergebnis Kultivierung zweiter Ordnung (vgl. Kap. 2.3.1.2) – in Abhängigkeit von der Elaborationstiefe eingehender Informationen trifft.

  68. 68.

    Shapiro (1991) hingegen vertritt die Meinung, dass Kultivierung erster Ordnung durchaus auch auf systematischer Verarbeitung beruhen kann: Die Argumentation auf Basis der Multiple Trace Theorie (vgl. Hintzmann 1988; Nadel et al. 2000) beruht auf der Annahme, dass die fernsehvermittelten Botschaften als Gedächtnisspur im semantischen Speicher abgelegt werden. Diese beinhalten auch Kontextinformationen wie die Quelle und beispielsweise ihre damit zusammenhängende Glaubwürdigkeit, die im Falle des Fernsehens wahrscheinlich als gering eingestuft wird, da sie realitätsferner als z.B. die direkte Erfahrung angesehen wird (vgl. Shapiro 1991: 4f.; auch Kap. 2.3.3.2). Soll eine (spontane) Häufigkeitseinschätzung vorgenommen werden, so wird – bei systematischer Verarbeitung – erwogen, inwiefern die Quelle der verfügbaren Information für die Einschätzung relevant ist. Wurde jedoch genau diese Information vergessen, spielt es für den Antwortenden keine Rolle mehr, ob er seine Baseline aus dem Fernsehen bezog oder nicht – auch wenn er das Fernsehen als Quelle möglicherweise ausschließen würde, gibt er dennoch die Fernsehantwort (vgl. zur Übertragung der Theorie auf die Kultivierung z.B. Lücke 2007: 92ff.; Rossmann 2013a: 216).

  69. 69.

    Six (2007: 108) bringt die Transportation Theory nach Green und Brock (2000) mit den Annahmen Shrums in Verbindung und postuliert speziell für Unterhaltungsangebote, dass „narrative“ Inhalte die Rezipienten zeitweise in eine „narrative Welt transportieren“ (Green/Garst/Brock 2004: 162 zit. nach Six 2007: 108) können, was dazu führt, dass sie durch das mediale Erleben von der sozialen Realität absorbiert, aber die Medieninhalte emotional involviert wie die eigene Erfahrung erleben (vgl. auch Bilandzic/Busselle 2008; zur Kultivierung von Emotionen Winterhoff-Spurk/Unz/Schwab 2001). Dadurch stehen sie den rezipierten Inhalten ohne Distanz und weniger kritisch gegenüber und akzeptieren das Gesehene, ohne die Botschaften zu hinterfragen. Durch die Identifikation mit den Inhalten besteht ein hohes Persuasions- und Einflusspotenzial.

  70. 70.

    Shrum (2009) unterschied als Zugänglichkeitsdeterminanten neben der „frequency and recency of activation“ (ebd.: 52) und der „vividness“ (ebd.: 53) auch „relations with accessible constructs“ (ebd.) und verweist diesbezüglich auf das Associative Network/Spreading Activation Model of Memory nach Collins und Loftus (1995). Die Autoren gehen davon aus, dass Konstrukte im Gedächtnis in Form von miteinander verbundenen, sog. ‚Knoten‘ repräsentiert sind. Wird ein Knoten (z.B. Polizei) aktiviert, so werden automatisch weitere assoziierte Knoten (z.B. Waffen) bzw. Konstrukte (z.B. Gewalt) in die Informationsverarbeitung mit einbezogen, sofern sie eine Relevanz besitzen (vgl. ebd.: 411f.). Wird ein Knoten durch eine Fernsehbotschaft aktiviert, die scheinbar in keiner Beziehung zum in der Kultivierungsanalyse zu untersuchenden Gegenstand steht (z.B. eine leere Straße), dann muss berücksichtigt werden, dass eine Aktivierung eines bestimmten Beurteilungsgegenstandes (z.B. Anzahl der Gewalttaten in der sozialen Realität) gemäß dem individuellen ‚Knotennetzwerk‘ auch durch andere (Fernseh-)Botschaften erfolgen kann [z.B. eigene Erfahrung mit Gewalt, die eigene Erfahrung anderer mit Gewalt und Gespräche darüber, Gewalt in den lokalen Nachrichten als Prädiktor für die Gefährlichkeit (m)einer Wohngegend usw.]. Vor diesem Hintergrund dürfte sich der Nachweis von Kultivierungseffekten sehr viel komplexer gestalten, da auf individueller Ebene weitaus mehr Einflussfaktoren auf den Kultivierungsprozess berücksichtigt werden müssten (vgl. auch Kap. 2.2).

    Winterhoff-Spurk (1989) greift die Idee auf und überträgt sie auf die Wahrnehmungsunterschiede zwischen faktischer und medialer Realität, indem er ein Drei-Speicher-Modell des Gedächtnisses vorschlägt. So gebe es nach seiner Auffassung ein Gedächtnis (1) für die Informationen aus der real-personalen Umwelt, eines für (2) medial-reale und eines für (3) medial-fiktionale Informationen (vgl. ausführlich ebd.: Kap. 7). Ähnliche Ideen finden sich auch bei Shrum (1995, 2001) und Shrum/Wyer/O’Guinn (1998).

  71. 71.

    Erstmals – allerdings nicht konkret, sondern vielmehr implizit-metaphorisch – erwähnt wurden mentale Modelle bereits von Ludwig Wittgenstein (1889-1951) in seinem 1922 erschienenen Werk Tractatus logico-philosophicus: „Wir machen uns Bilder der Tatsachen. Das Bild stellt die Sachlage im logischen Raume, das Bestehen und Nichtbestehen von Sachverhalten vor. Das Bild ist ein Modell der Wirklichkeit“ (Abschnitt 2.1 bis 2.12; vgl. auch Kap. 3.2.3 zur Bildtheorie der Bedeutung nach Wittgenstein).

  72. 72.

    Intensiv mit mentalen Modellen beschäftigen sich auch die Autoren der Septemberausgabe von Memory & Cognition aus dem Jahre 1992 (Vol. 20, Issue 5).

  73. 73.

    Roskos-Ewoldson, Davies und Roskos-Ewoldson (2004: 356ff.) entsprechend fokussieren cultural models auf einen kognitiv-anthropologischen Ansatz: Das kulturelle Wissen eines Individuums, welches notwendig ist, um in einer Gesellschaft adäquat zu agieren, ist demnach ebenfalls in mentalen Modellen repräsentiert. Sobald diese intersubjektiv geteilt werden, spricht man von cultural models (vgl. ebd.: 357). Eine umfassende theoretische und methodische Aufarbeitung bieten Ewoldson und Rhodes (2012), empirische Ergebnisse stehen noch aus.

  74. 74.

    Johnson-Laird (1980, 1983, 1989) etwa unterstellt, dass die Komplexitätsreduktion durch die Übertragung quantitativer Beziehungen (z.B. die konkrete Einwohnerzahl von Erfurt vs. Leipzig) auf qualitative Relationen (Leipzig hat mehr Einwohner als Erfurt) und/oder durch die Reduktion der berücksichtigten Stichproben (z.B. nicht den Vergleich aller Städte Mitteldeutschlands) erfolgt (vgl. ausführlich ebd.: 1980: 98ff.; 1983: Kap. 6). Gentner (1989: 200ff.) oder auch Hasebrook (1995: 144f.) ergänzen, dass bereits im Gedächtnis repräsentierte Sachverhalte bei der Beurteilung neuer Informationen herangezogen und entsprechende Analogien (als mentale Modelle) gebildet werden (auch dargestellt bei Häcker/Stapf 2004: 593f.).

  75. 75.

    Aus diesem Grund wurde die Genese von mentalen Modellen zunächst v.a. an Kindern untersucht, da unterstellt wurde, dass selbige noch nicht über ausgeprägte und gefestigte kognitive Strukturen verfügen bzw. die Existenz alternativer mentaler Modelle zu einer bestimmten Situation beschränkt und damit z.B. das Problemlösen weniger komplex erscheint (vgl. z.B. die Studien von Wykes/Johnson-Laird 1977; Johnson-Laird/Oakhill/Bull 1986; Lecas/Barrouillet 1999; Morris/Sloutsky 2002).

  76. 76.

    Einen ähnlich gelagerten Ansatz stellt Schnotz (2003: 28ff.) vor, der die Zusammenhänge zwischen propositionalen und piktoriellen Wissensrepräsentationen unter Rückgriff auf ein mentales Modell hinsichtlich Organisations-, Verarbeitungs-, Selektions- sowie Wahrnehmungsmodi und -abläufen veranschaulicht. Eine detaillierte Darstellung erfolgt an dieser Stelle nicht, wenngleich der Ansatz noch deutlicher auf die Komplexität innerer Vorgänge hinweist.

  77. 77.

    Insgesamt wurden 362 Studierende befragt; die Autoren jedoch berücksichtigten aufgrund des Forschungsinteresses lediglich die Antworten der weißen Studierenden: „Because the purpose of the survey was to assess the impact of television exposure, TV depictions of Latinos, and interracial contact, on real world perceptions of Latinos, only responses from White students were included in analyses“ (Mastro/Behm-Morawitz/Ortiz 2007: 354). Rassistische Hintergründe sind demnach in jeglicher Hinsicht ausgeschlossen.

  78. 78.

    In Bezug auf (1) wurde aus vier bipolaren Einschätzungen (‚gewalttätig‘ vs. ‚nicht gewalttätig‘, ‚begeht wahrscheinlich ein Verbrechen‘ vs. ‚begeht wahrscheinlich kein Verbrechen‘, ‚Drogenkonsument‘ vs. ‚kein Drogenkonsument‘ und ‚Drogendealer‘ vs. ‚kein Drogendealer‘) ein Kriminalitätsmaß konstruiert, wobei die Befragten ihre Einschätzungen auf einer siebenstufigen Skala abgeben konnten. Die Wahrnehmung der Darstellung der Intelligenz von Latinos im Fernsehen wurde ähnlich erhoben, allerdings nur mit zwei bipolaren Adjektiven (‚intelligent‘ vs. ‚nicht intelligent‘ und ‚gebildet‘ vs. ‚ungebildet‘). Die Arbeitsmoral hingegen wurde mit nur einem zu bewertenden, bipolaren Adjektiv (‚faul‘ vs. ‚hart arbeitend‘) ermittelt. Der TV-Konsum (2) wurde durch die tägliche Fernsehdauer und der ‚interracial contact‘ (3) anhand von zwei Items berücksichtigt, die erhoben, wie nahe sich der Befragte dem Latino bzw. der Latina fühlt, dem bzw. der er besonders nahesteht und wie angenehm der Kontakt mit Latinos im Allgemeinen empfunden wurde (jeweils fünfstufige Skala). Daraus ergab sich die ‚Qualität‘ der Beziehung zu Latinos.

  79. 79.

    Als Items fungierten entsprechend die gleichen, o.g. Fragen bzw. Einschätzungen.

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Gerth, S. (2018). Kultivierungsansatz. In: Visuelle Kultivierung. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-19993-7_2

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