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Einleitung

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Kunsttheorie

Part of the book series: essentials ((ESSENT))

  • 1854 Accesses

Zusammenfassung

Als ‚Kunst‘ gilt zunächst alles das, was nicht natürlich gewachsen, also Produkt von besonderen Herstellungsverfahren ist, die in einem bestimmten menschlichen Vermögen wurzeln. Dieses Vermögen hat im europäischen Raum zunächst Aristoteles als poiēsis formuliert, die in ihrer Komposition (synthesis) die Wirklichkeit um die Dimension des Möglichen und Wahrscheinlichen (kata to dynaton) überbietet. Es ist neben den beiden anderen, nämlich Theorie – bestehend aus den Wörtern theos (Gott) und orasis (Anschauung): Denken als Anschauung des Göttlichen – und Praxis (alltägliches Handeln), die dritte Grundfähigkeit, die den Menschen (als zoon logon echon, wörtlich: das Tier, das Sprache, Rationalität und Vernunft hat) definiert.

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Notes

  1. 1.

    So wird in den neunziger Jahren in dem von Dieter Henrich und Wolfgang Iser herausgegebenen Band Theorien der Kunst der Versuch unternommen, zwischen philosophischer Ästhetik und Kunsttheorie zu unterscheiden (wo sie dann auch die verschiedenen Kunsttheorietypen entsprechend einordnen: Phänomenologie/Hermeneutik, Metaphysische Ästhetik, Gestaltpsychologie, Psychoanalyse, Anthropologie, Marxismus, Pragmatismus, Semiotik, Informationsästhetik/Medientheorie und Bedeutungstheorie). Dahinter steht der postmoderne Ansatz (von heute aus gesehen etwas verstaubt), keine Einheit mehr gelten zu lassen: „Darin unterscheidet sich moderne Kunsttheorie erneut von philosophischer Ästhetik. Galt es dort, eine Seinsbestimmung der Kunst zu leisten, so gilt es nun, Funktionen der Kunst, Modalitäten ihrer Operationen und die Reflexion auf die Zugriffe selbst zum Gegenstand der Theorie zu machen.“ „In einer solchen Spannweite stellt moderne Kunsttheorie den abgerissenen Zusammenhang von Kunst und Leben wieder her, der durch die Herrschaft autonomer Kunst verloren gegangen war. War die autonome Kunst eine Folgeerscheinung der philosophischen Ästhetik, die die Kunst aus ihrer Dienstbarkeit befreite, so bringt moderne Kunsttheorie das Kunstphänomen auf Lebenszusammenhänge zurück, jedoch nicht um neue Dienstbarkeit oder gar Nützlichkeit zu propagieren, sondern um eine Aufklärung der Notwendigkeit von Kunst zu leisten“ (Iser 1987, S. 34 und 38 f.). Hier wird immer noch mit der alten Unterscheidung zwischen Begriff (Philosophie, Einheit, Sein, Abstraktion) und Kunst (Vielfalt, Metapher, Polyphonie, Leben) gearbeitet, während in Wirklichkeit hinter dem Rücken dieser pluralistischen Kunsttheorien eine Ontologie der Praxis, eine Metaphysik des Kunst- und Weltmarkts durchsetzte. Denn Kunst und Leben sind in Wirklichkeit das, was aus der Beziehung zwischen den kunsttheoretischen Lebewesen und den Dispositiven der Macht hervorgeht. Eine theoretische Vielheit, die gerade in ihren ästhetischen Zeichen oder poetischen Strukturen selbst als Einheit firmiert und dabei als neuer Kultgegenstand im Dienste des Kunstmarkts und der neuen Markenzeichen (auch als Theorien) steht. Damit werden die pluralistischen Kunsttheorien in ihrer rhizomatischen Subjektivierung unablässig von Desubjektivierungsprozessen durchströmt, denen im universellen Kunstmarkt keine Subjektivierung mehr folgt.

  2. 2.

    Es gilt daher die Polis nicht nur in die eine Richtung zu denken: „Mit dem Weltlichwerden der Kunst geht auch ein Weltweitwerden einher. Kunst findet statt im Global Contemporary. Im Hier und Jetzt einer weltweit gewordenen Polis“ (Meyer 2015, S. 8). Vielmehr bedeutet dieses „Weltweitwerden“, dialektisch, immer zugleich das ‚Weltengwerden‘, die „globalkapitalistische Weltverdichung“: „Wenn die entdeckte Welt anfangs ins Unermeßliche zu wachsen schien, schrumpft sie mit dem Abschluß des Zeitalters zu einem kleinen Ball, zu einem Punkt, zusammen“ (Sloterdijk 2005, S. 159). Insofern ist der Ausgang der Kunst aus dem „Gefängnis ihrer Autonomie“ (Baecker) zugleich der Eingang ins neue Gefängnis: die digitalisiert-vernetzte Systemarchitektur im globalen und nationalen Haus. Aber genau diese informatisch verflüssigte, präsentistische Netzwerk-Architektur (der gleichzeitig kreativ-operierenden Sender-Empfänger sowie die Architektur der festen Orte und Identitätszeichen) meint eben auch das Verhältnis von polis (Stadt) und oikos (Haus) als künstlerische Verortung eines Konflikts: der „heimliche Index“ der Kunst. Es geht eben nicht um die Überwindung des Hauses (oikos) durch die Stadt (polis, globales Phänomen), oder umgekehrt, sondern um eine widersprüchliche und vielschichtige Beziehung: Das menschlich-gestaltete Haus, das die Kunst zuletzt als an-archische Idee meint (ohne die arché als Idee des Anfangs und des Befehls), ist gleichermaßen Ursprung des Konflikts wie Paradigma der Versöhnung.

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Arabatzis, S. (2018). Einleitung. In: Kunsttheorie. essentials. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-19589-2_1

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-19589-2_1

  • Published:

  • Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-658-19588-5

  • Online ISBN: 978-3-658-19589-2

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