Zusammenfassung
Der Text »Der Spielfilm als soziales Gedächtnis?« fragt nach dem Zusammenhang von Film und Gedächtnis und will die bisher prävalenten kulturwissenschaftlichen Überlegungen aus einer soziologischen Perspektive ergänzen. Dazu wird in einem ersten Schritt das Konzept des sozialen Gedächtnisses umrissen. Danach wird skizziert, inwiefern Spielfilme bisher gedächtnistheoretisch interpretiert wurden und wie sich eine Interpretation vor dem Hintergrund gedächtnissoziologischer Überlegungen ausmacht. Die These ist, dass Filme, von wenigen Ausnahmen, etwa manchen Kunst- oder Experimentalfilmen, abgesehen, grundsätzlich Vergangenheit vergegenwärtigen. Gedächtnishaftigkeit und Erinnerungsfunktion verweisen auf medienvermittelte Formen der Wissensgenese. Der analytische Mehrwert einer soziologischen Erweiterung filmmedialer Bezugnahmen auf Vergangenheiten liegt darin, dass in (Spiel-)Filmen generell Momente sozialer Ordnung symbolisch perpetuiert und über ihre mediale Vermittlung zu gesellschaftlicher Wirklichkeit werden.
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Dimbath, O. (2018). Der Spielfilm als soziales Gedächtnis?. In: Sebald, G., Döbler, MK. (eds) (Digitale) Medien und soziale Gedächtnisse. Soziales Gedächtnis, Erinnern und Vergessen – Memory Studies. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-19513-7_9
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