Zusammenfassung
Der paradoxe Satz Werde, der (oder die) Du bist kann missverständlich sein: Einerseits könnte man ihn naturalistisch auslegen, indem es um die Suche nach einem anlagebedingten Kern der Persönlichkeitsbeschaffenheit ginge, also etwa um die Eigenschaften eines geborenen Erziehers, gepaart mit einem bestimmten Maß an ebenfalls naturgegebenem sportlichen Talent; andererseits könnte man ihn rollenbezogen verstehen, indem sich die Erwartung ausdrückte, einem fixierten Rollen-Bild des gewählten Berufes zu entsprechen, hier des SportlehrerInnenberufes, also etwa gemäß dem Motto Werde, wie ein/e Sportlehrer/in zu sein hat. Statt einer naturalistischen oder rollenfixierten Sichtweise wird in diesem Beitrag ein dynamisches, entwicklungstheoretisches Verständnis im Sinne eines (Selbst-)Bildungsprozesses des SportlehrerInnen-Werdens und -Seins vertreten. Dieses Verständnis wird im Folgenden sukzessive entfaltet: Zunächst wird eine These zur Produktiven Unsicherheit des SportlehrerInnenberufs formuliert und begründet. Dem schließen sich professionalisierungstheoretische Überlegungen und eine Modellierung berufsbiographischer Entwicklungen von Sportlehrenden an, die in knappen Überlegungen zur Aus- und Fortbildung des SportlehrerInnenberufs münden.
Dieser Beitrag ist die überarbeitete Version meines Vortrags im Rahmen des Expertengesprächs Praxissemester Sport vom Oktober 2013 an der Westfälischen Wilhelms- Universität Münster. Er beruht in wesentlichen Teilen auf Ausführungen von Miethling und Gieß-Stüber (2007) sowie Miethling (2013) und ergänzend von Schierz und Miethling (2017). In guter und lebendiger Erinnerung an das Expertengespräch wurde der Sprachstil des Vortrages teilweise beibehalten.
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Miethling, WD. (2018). Werde, der Du bist!. In: Ukley, N., Gröben, B. (eds) Forschendes Lernen im Praxissemester. Bildung und Sport, vol 13. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-19492-5_2
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