Zusammenfassung
Wie nähern sich Studierende Bildern über Kinder und Kindheiten in den drei fachwissenschaftlichen Zugängen Entwicklungspsychologie, Erziehungswissenschaft und Kindheitssoziologie an? Im vorliegenden Beitrag wird ein hochschuldidaktisches Szenario vorgestellt und diskutiert, das diese Frage aufgreift. In der konstruktivistischen Verortung zeigt sich ein Lernprozess, der eigene Konstruktionen von Kindheitsbildern, Rekonstruktionen disziplinärer Logiken sowie Dekonstruktionen alter und neuer Inhalte ermöglicht. Die Studierenden fertigen selbst Zeichnungen über Bilder von Kindern und Kindheiten in den drei disziplinären Zugängen an, aus denen ein methodischer Entwurf für eine interdisziplinäre Kindheitsforschung abgeleitet wird. Um dem diskutierten Vorwurf des Adultismus der Kindheitsforschung zu begegnen, wird danach gefragt, wie sich Kinder Zeichnungen von Studierenden über Kinder und Kindheiten in den drei fachwissenschaftlichen Zugängen annähern. Dazu wird ein symbolisches Gruppeninterview mit Kindern vorgestellt und erprobt sowie ein Interview exemplarisch ausgewertet. Sowohl die Auswertung der studentischen Zeichnungen als auch die Analyse des symbolischen Interviews mit den Kindern zeigt u. a., dass Kindheit als farbige, bunte Entwicklungsphase in Relation zu Erwachsenheit konstruiert wird, die insbesondere über Körperlichkeit, z. B. Größe, Ausdauer und Vitalität vorgenommen wird.
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Busse, A. (2018). Annäherungen an Bilder über Kinder und Kindheiten ohne Kinder?. In: Kaul, I., Schmidt, D., Thole, W. (eds) Kinder und Kindheiten. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-19484-0_11
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