Zusammenfassung
Der Umgang mit dem Phänomen Terrorismus erfolgt in Deutschland vorrangig über eine Erweiterung des Strafrechts und eine Ausweitung von Befugnissen der Sicherheitsbehörden. Dieser Beitrag will den Hintergründen der Bedeutung des Strafrechts beim Umgang mit Terrorismus nachgehen. Dabei wird die Terrorismusbekämpfung durch das Strafrecht als ein kriminalpolitisches Projekt verstanden, in dessen Zug Freiheitsansprüche zurücktreten müssen. Die aktuellen Strafrechtserweiterungen (Einführung der §§ 89a, b, c und 91 StGB) dienen als Beispiele für zwei Diskurse: Strafrecht ist seit geraumer Zeit eine tiefe Hegemonie. Sicherheit hat sich in den vergangenen Jahrzehnten in einem Kampf um Hegemonie etabliert, ihre Vormachtstellung wird zudem weiter bekräftigt. Hierfür spielt das Terrorismusstrafrecht eine bedeutende Rolle. Dabei werden Staat, Gesellschaft und Justiz als Felder des Kampfes um Hegemonie ausgemacht. In Wissenschaft und Rechtsprechung zeigen sich Widersprüche, die aber keine grundsätzliche Infragestellung der aktuellen Entwicklung zulassen.
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Puschke, J., Rienhoff, J. (2018). Terrorismusbekämpfung durch das Strafrecht. In: Puschke, J., Singelnstein, T. (eds) Der Staat und die Sicherheitsgesellschaft. Staat – Souveränität – Nation. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-19301-0_11
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