Zusammenfassung
Die ökonomische Theorie diskutiert den Zusammenhang zwischen Ungleichheit oder Armut einerseits und wirtschaftlichem Wachstum sowie Wohlstand andererseits. Wichtige Theoretiker in diesem Zusammenhang sind insbesondere: Adam Smith, John Stuart Mill, Milton Friedman, Friedrich August von Hayek, John Maynard Keynes, John Rawls, Amartya Sen.
Es lassen sich im Prinzip zwei konträre Positionen ausmachen: Leistungsbereitschaft und Leistungsfähigkeit werden durch Ungleichheit bedroht und führen zu einer geringeren Wohlstandsentwicklung, wenn infolge von Ungleichheit das Funktionieren des Wirtschaftssystems durch Störung des sozialen Friedens gefährdet ist, so die eine These. Der Antrieb zur Erzielung von allgemeinem Wohlstand wird auf Ungleichheit zurückgeführt, so die Gegenthese. Die Armen würden sich mit Blick auf den nachahmenswerten Lebensstandard der Reichen anstrengen und so zur allgemeinen Wohlstandsentwicklung der Gesellschaft beitragen; die Reichen investieren gewinnbringend in Arbeitsplätze und schaff en Voraussetzungen für das (unbeabsichtigte) Wohlergehen der Ärmeren.
Die politischen Handlungsaufforderungen sind von daher konträr: Zum einen erwächst aus der Notwendigkeit, die benachteiligten Bevölkerungsgruppen zu befähigen, ihre Lage selbst überwinden zu können, der Bedarf nach stärkerer öffentlicher Intervention. Zusätzlich kann eine wachsende Ungleichheit dazu führen, dass den Armen Kaufkraft fehlt, während die Reichen ihre Sparsummen erhöhen, was zu einer sinkenden Nachfrage und Beeinträchtigung des Wirtschaftswachstums führt. Der Gegenposition geht es jedoch generell um den Rückzug des Staates aus der Wirtschaft und die maximale Freisetzung von Marktkräft en bzw. um den Verzicht auf die soziale Korrektur des Marktgeschehens.
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Eißel, D. (2018). Ungleichheit und Armut als Movens von Wachstum und Wohlstand?. In: Huster, EU., Boeckh, J., Mogge-Grotjahn, H. (eds) Handbuch Armut und soziale Ausgrenzung. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-19077-4_4
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