Zusammenfassung
Refugees Welcome, bekannt als Statement asylpolitisch-kritischer Aktivist*innen und Refugee-Netzwerken, wurde und wird insbesondere seit den gegenwärtigen Migrationsbewegungen von Menschen in und durch Deutschland zur Solidaritätsbekundung an geflüchtete Personen genutzt. Was bedeutet es im Allgemeinen für eine kritisch reflexive Migrationsforschung, sich dem Thema FluchtMigration zu nähern und was bedeutet es im Besonderen mit Blick auf freiwilliges Engagement in diesem Bereich? Rassismuskritische Überlegungen zur Forschung über Engagement für Geflüchtete werden im vorliegenden Artikel mit Blick auf ein aktuelles Projekt beleuchtet. Der Artikel befragt Zielrichtungen von Analysen in diesem Bereich und zeigt dabei Einblicke in das Interviewmaterial aus der eigenen Forschungspraxis. Langfristig gehen mit der Reflexion von bestehenden Machtverhältnissen Veränderungen im wissenschaftlichen Denken und in akademischen Strukturen einher. Forschung in diesem Bereich bedeutet, sich politisch an dem Diskurs um einen Umgang mit Refugees Welcome zu beteiligen.
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Die kursive Schreibweise einiger Wörter in diesem Text dient verschiedenen Zwecken: Zum einen der Hervorhebung meiner Vorstellung von konstruierten Gruppen, zum anderen verweist er mit der Benutzung dieser auf häufig einhergehende Problematiken wenn es um das Sprechen über Zusammenhänge im Kontext von FluchtMigration, Rassismus und Forschung geht.
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Mecheril et al. (2013).
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Netzwerk rassismuskritische Migrationspädagogik Baden-Württemberg, http://www.rassismuskritik-bw.de/erklaervideo/ (Zugegriffen am 14.12.2016).
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http://www.fluechtlingssozialarbeit.de/ (Zugegriffen am 14.12.2016).
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Initiative Hochschullehrender zu Sozialer Arbeit in Gemeinschaftsunterkünften (2016), http://movements-journal.org/ (Zugegriffen am 13.12.2016).
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Z. B. http://www.useless-shop.de/refugees-welcome-tasche-pink.html; https://shop.die-linke.de/index.php?cat=PROMOTION&lang=deu&product=P000543; http://www.fluechtlinge-willkommen.de/ (zuletzt geprüft am 18.12.2016).
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http://oplatz.net/about/; http://www.thevoiceforum.org/; http://thecaravan.org/. (zuletzt geprüft am 18.12.2016). Rechtsradikale Gruppen machen sich den Slogan in abgewandelter Form zu eigen, indem sie auf lokaler Ebene ebenfalls den Slogan für sich nutzen, um ihre Deutungen dessen zu verbreiten – hier auch mit Verweisen auf nationalsozialistische Anspielungen, Pauschalisierungen und sprachlich eindeutig rassistische Essenzialisierungen von Zugehörigkeiten versehen.
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Danielzik und Bendix (2016) stellen dazu in ihrem Beitrag zur Reflexion von einer reflexiven Willkommenskultur in Geflüchteten-Initiativen fest, dass es praktisch umsetzbar ist, auch von einer eher karitativ ausgerichteten Gruppe politisch auf strukturelle Ungleichheiten hinzuweisen.
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Der Name wurde geändert. Auszug aus Interview mit Ariane #00:55:25–9#.
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Hoffmann, S. (2018). Refugees Welcome? Eine rassismuskritische Perspektive auf Forschungsprozesse im Zuge von FluchtMigration. In: Goebel, S., Fischer, T., Kießling, F., Treiber, A. (eds) FluchtMigration und gesellschaftliche Transformationsprozesse. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-19036-1_10
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