Zusammenfassung
Als einer der Schlüsselbegriffe der politischen und kulturellen Debatten findet sich der Kontrakt im Glossar der Gegenwart (Bröckling et al. 2004) gelistet. Demnach sind vertragliche Konstruktionen in unserer Gesellschaft dermaßen präsent, dass hier die Frage aufgerollt wird, ob „das Soziale“ nicht gar einen Effekt von Vertragsbeziehungen darstelle: „Kontrakte überziehen alle Bereiche des Alltags: Kauf-, Miet-, Arbeits-, Versicherungs-, Heim-, Ausbildungs-, Ehe-, Bündnis- und Friedensverträge usw. regulieren die Beziehungen zwischen Individuen, zwischen Individuen und Organisationen und zwischen Organisationen“ (Bröckling 2004, S. 132). Ob in privatwirtschaftlichen Betrieben oder in staatlichen Einrichtungen, der Kontraktualismus scheint als neues Steuerungsmodell – in einer zeitgemäßen Semantik unter Vereinbarungskultur firmierend – mehr denn je Hochkonjunktur zu haben: Verhaltensvereinbarungen, Ziel-, Leistungs- und Betriebsvereinbarungen strukturieren soziale Verhältnisse in Unternehmen, Krankenhäusern und Bundesheereinrichtungen gleichermaßen wie in Schulen, Universitäten und Hochschulen; selbst Herausforderungen, die den institutionalisierten Raum überschreiten, wie z. B. jene der Migrationsgesellschaft, gilt es mittels mehr oder weniger verpflichtenden Integrationsvereinbarungen zu begegnen (vgl. österreichisches Integrationsgesetz, vgl. politische Debatten um Integrationsvereinbarungen in Deutschland).
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Literatur
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Czejkowska, A. (2020). Vertrag. In: Weiß, G., Zirfas, J. (eds) Handbuch Bildungs- und Erziehungsphilosophie. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-19004-0_40
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