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Hybridisierung der Erwerbsformen – Arbeits- und sozialrechtliche Antworten

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Hybride Erwerbsformen

Zusammenfassung

Der Wandel der Arbeitswelt, neue Informations- und Kommunikationstechniken, die Möglichkeit örtlich und zeitlich flexibel zu arbeiten, der Strukturwandel hin zur Dienstleistungsgesellschaft und neue Arbeitsformen (Projektarbeit etc.) bringen nicht nur neue Belastungen für die Erwerbstätigen mit sich. Der Wandel der Arbeitswelt löst auch vielfach klare Bilder und Vorstellung davon auf, was wir herkömmlich unter Arbeitern, Angestellten – oder weiter gefasst – abhängig Beschäftigten verstehen. Erwerbsverläufe enthalten Phasen abhängiger und Phasen sonstiger Erwerbstätigkeit im Wechsel. Die Hybridisierung der Erwerbsarbeit schreitet voran. Herkömmliche Abgrenzungskriterien wie das Weisungsrecht nach Art, Zeit und Ort der Tätigkeit oder die Eingliederung in den Betrieb scheinen nicht mehr zu passen und können die wünschenswerte Vorhersehbarkeit und damit Rechtssicherheit für die Vertragspartner in zahlreichen Bereichen nicht mehr hinreichend gewährleisten. Herausgefordert sind sowohl die Rechtsprechung, die klären muss, ob die herkömmlichen Instrumente ausreichen oder zu schärfen bzw. weiterzuentwickeln sind. Der Gesetzgeber steht vor der Frage: Wen soll das Sozialrecht, insbesondere die Sozialversicherung schützen, ist es nicht an der Zeit, den Schritt hin zu einer Erwerbstätigenversicherung zu gehen und die Bedingungen hierfür zu schaffen, insbesondere die heiklen Finanzierungsfragen zu klären?

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Notes

  1. 1.

    Ab 1. Januar 2017: Gesetzliche Renten- und Arbeitslosenversicherung 6350 EUR pro Monat und gesetzliche Kranken- und Pflegeversicherung 4350 EUR/Monat, Bundesregierung 2016b.

  2. 2.

    Ab 1. Januar 2017 beträgt der Beitragssatz für die allgemeine Rentenversicherung 18,7 % und für die Arbeitslosenversicherung 3,0 % sowie 14,6 % bzw. 2,55 % für die gesetzliche Kranken- bzw. Pflegeversicherung; Institut Arbeit und Qualifikation der Universität Duisburg-Essen 2017.

  3. 3.

    Beispielsweise 7,3 % in der GKV, wobei die Arbeitgeber an den Zahlungen des Zusatzbeitrags nicht beteiligt sind, 1,275 % für die gesetzliche Pflegeversicherung – in Sachsen zahlen die Arbeitgeber 0,775 %, zudem sind die Arbeitgeber grundsätzlich nicht an dem Zuschlag für Kinderlose beteiligt –, in der allgemeinen Rentenversicherung 9,35 % sowie 15,45 % für die in der knappschaftlichen Rentenversicherung Abgesicherten; Institut Arbeit und Qualifikation der Universität Duisburg-Essen 2017. Eine Sonderregelung betrifft die Einkommen zwischen 450,01 und 850,00 EUR pro Monat, die sogenannte Gleitzone; § 20 Absatz 2 SGB IV. Zu beachten ist ferner, dass vom Arbeitgeber die Insolvenzumlage in Höhe von 0,09 % vollständig gezahlt wird; Bundesrat 2016a; Bundesrat 2016b. Demgegenüber werden die Arbeitgeberaufwendungen zu den Umlagen U1 und U2 durch die GKV erstattet; Deutscher Bundestag 2005.

  4. 4.

    Gemäß Statistisches Bundesamt 2015, S. 15, beliefen sich die Sozialbeiträge der Arbeitgeber im Jahr 2012 auf 22,47 %, die tatsächlichen Sozialbeiträge der Arbeitgeber auf 16,04 % und die gesetzlichen Arbeitgeberbeiträge zur Sozialversicherung auf 13,15 %.

  5. 5.

    Sondertatbestände gemäß § 2 Satz 1 Nr. 1 bis 8 SGB VI.

  6. 6.

    Besonderheit § 2 Satz 1 Nr. 9 SGB VI.

  7. 7.

    Fachinger und Frankus 2011, S. 20.

  8. 8.

    § 66 SGB VI; siehe zur Rentenberechnung allgemein Michaelis 2012.

  9. 9.

    Rentenzahlbetrag: Rentenhöhe inklusive Auffüllbetrag, nach Abzug des KVdR/PVdR-Beitrags vor Steuer; § 154 Abs. 3 Nr. 2 SGB VI.

  10. 10.

    Empfängerinnen und Empfänger insgesamt, durchschnittliche Bedarfe im Dezember 2016: Bruttobedarf 804 EUR pro Monat; Statistisches Bundesamt 2016.

  11. 11.

    2017: 37.103 EUR jährlich, monatlich ca. 3091,92 EUR; Bundesregierung 2016b, S. 3.

  12. 12.

    Dem Wert liegt folgende Rechnung zugrunde: 38,5 h/Woche = 154 h/Monat; 154 h/Monat ∙ 8,50 EUR/h = 1309 EUR Monatsverdienst; 1309 EUR/3091,92 EUR Durchschnittsverdienst = 0,42 Entgeltpunkte; die Entgeltpunktsumme in Höhe von 14,82 ergibt sich aus 0,42 ∙ 35 Jahre; 14,82 Entgeltpunktsumme ∙ 30,45 EUR (aktueller Rentenwert ab Juli 2016) entspricht einer monatlichen Bruttorente in Höhe von 451,20 EUR.

  13. 13.

    Durchschnittlicher Bruttobedarf der Grundsicherung im Alter – außerhalb von Einrichtungen ab der Regelaltersgrenze, Dezember 2016; Statistisches Bundesamt 2016.

  14. 14.

    Bundesregierung 2016a, S. 8; für Alleinstehende 8652 EUR dividiert durch 12.

  15. 15.

    Vgl. BVerfGE 29, 221 = SozR Nr. 7 zu Art 2 GG.

  16. 16.

    Schutz der Allgemeinheit vor mangelnder Eigenvorsorge des Einzelnen, BSG 10.08.2000 – B 12 KR 21/98 R, SozR 3-2400 §7 Nr. 15 mit weiteren Nachweisen; zum Funktionswandel der Sozialversicherung vgl. auch Schlegel 2000, S. 427 f., mit weiteren Nachweisen; ablehnend Hase 2000, S. 61 f.

  17. 17.

    BSG 12.10.2000 – B 12 RA 2/99 R, SozR 3-2600 §2 Nr. 5 S 32 mit weiteren Nachweisen; BSG 15.07.2009 – B 12 KR 14/08 R, Rdnr. 19 zur Versicherungspflicht der zu ihrer Berufsausbildung Beschäftigten.

  18. 18.

    BSG 21.01.2001 – B 12 KR 17/00 R, USK 2001, 25: Rechtsanwalt; BSG 24.10.1978 – 12 RK 58/76, SozR 2200 §1227 Nr. 19 S 41.

  19. 19.

    Vgl. § 15 SGB IV.

  20. 20.

    Brenke und Beznoska 2016 sowie Fachinger in diesem Band.

  21. 21.

    Stichwort: Ehegattenarbeitsverhältnis, Mithilfe von Kindern im elterlichen Betrieb.

  22. 22.

    § 7 Abs. 1 Satz 1 SGB IV.

  23. 23.

    § 7 Abs. 1 Satz 2 SGB IV.

  24. 24.

    B 12 KR 5/97, SozR 3-2400 § 7 Nr. 13.

  25. 25.

    Ähnlich BSG 30.04.2013 – B 12 KR 19/11 R, SozR 4-2400 § 7 Nr. 21 Rz. 13 zum Familienbetrieb.

  26. 26.

    Zum Beispiel: „Abhängige Beschäftigung ist die Eingliederung in einen fremden Betrieb.“

  27. 27.

    Zum Beispiel: „Bei Diensten höher Art setzt die Eingliederung in einen fremden Betrieb lediglich die funktionsgerecht dienende Teilhabe am Arbeitsprozess voraus.“

  28. 28.

    Vgl. Art. 95 GG.

  29. 29.

    Vgl. BVerfG 17.11.1992 – 1 BvL 8/87, BVerfGE 87, 234 = SozR 3-4100 § 137 Nr. 3 zur „nichtehelichen Lebensgemeinschaft“, mit weiteren Nachweisen.

  30. 30.

    Vgl. BVerfG, Kammerbeschluss 20.05.1996 – 1 BvR 21/96, SozR 3-2400 § 7 Nr. 11; Schlegel 1996, Rdnr.  4 ff., zu diesen Kriterien im Einzelnen unter IV; gegen das BVerfG dagegen Papier und Moeller 1996.

  31. 31.

    Reichstag 1889, S. 98.

  32. 32.

    Siehe hierzu ausführlich Boecken 2012.

  33. 33.

    Siehe zur Problematik der Ermittlung einer geeigneten Bemessungsgrundlage z. B. Arnold et al. 2012.

  34. 34.

    Reichstag 1889, S. 104.

  35. 35.

    Inklusive des Bundeszuschusses zur GKV aufgrund der Defizithaftung; siehe Deutsche Rentenversicherung Bund 2016, S. 9.

  36. 36.

    Lohnsteuerabzug und Abführung der Gesamtsozialversicherungsbeiträge durch die Arbeitgeberin bzw. den Arbeitgeber, Abführung der Kapitalertragsteuer durch Geldinstitute.

Literatur

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Schlegel, R. (2018). Hybridisierung der Erwerbsformen – Arbeits- und sozialrechtliche Antworten. In: Bührmann, A., Fachinger, U., Welskop-Deffaa, E. (eds) Hybride Erwerbsformen. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-18982-2_12

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