Zusammenfassung
Massenmedien sind in modernen Gesellschaften eine zentrale kommunikative Instanz. In Zeiten, in denen Primärkontakte abnehmen (Schenk, Medienwirkungsforschung, Mohr Siebeck, Tübingen 2007; Beck, Risikogesellschaft – Auf dem Weg in eine andere Moderne. Sonderausgabe zum 40jährigen Bestehen der Edition Suhrkamp, Suhrkamp, Frankfurt a. M. 2003) und das soziale Zusammenleben an Komplexität gewinnt (Luhmann 2006), nehmen über Massenmedien vermittelte Sekundärkontakte an Wichtigkeit für die Wahrnehmung des Einzelnen in der Gesellschaft zu. Die Bedeutung massenmedialer Kommunikation zeigen aktuelle Nutzungszahlen sehr nüchtern auf. So stieg laut einer Erhebung im Jahr 2015 die durchschnittliche Nutzungsdauer tagesaktueller Massenmedien in Deutschland in den vergangenen dreieinhalb Jahrzehnten um mehr als das Doppelte auf Werte von etwa neuneinhalb Stunden durchschnittlicher täglicher Mediennutzung eines durchschnittlichen Deutschen (ARD/ZDF 2016). Dabei dringen Medien immer früher in den Sozialisationsprozess ein (Bonfadelli, Medienwirkungsforschung, UVK, Konstanz 1999). Entsprechend sind Massenmedien wichtige „Sozialisationsagenten“ (Sturm 1992, S. 179), die von frühauf Einfluss auf affektive Bedürfnisse nehmen. Massenmedien sind somit in Bezug auf Sport wichtige „definers of social reality“ (Bonfadelli, Die Sozialisationsperspektive in der Massenkommunikationsforschung, Spiess, Berlin 1981, S. 252). Dabei stellt sich die Frage, wie viele Menschen in welcher Art und mit welchen Effekten Sportmedien lesen, anschauen, hören oder ansehen. In der Auseinandersetzung mit dem Rezeptionsverhalten In diesem Kapitel werden der Rezipient, sowie dessen Nutzungsverhalten auf den Sportjournalismus und deren Verbreitungsmedien in Bezug gesetzt. Dabei fällt auf, dass in der Kommunikationsforschung unterschiedliche Begrifflichkeiten verwendet werden. In der folgenden Tabelle sind die wichtigsten Aspekte der Publikumsforschung zusammengefasst und definiert.
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Bölz, M. (2018). Sportjournalismus und seine Rezipienten. In: Sportjournalistik. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-18905-1_7
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