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Zum Nachdenken über Landschaftsarchitektur

Drei Anmerkungen

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Part of the book series: RaumFragen: Stadt – Region – Landschaft ((RFSRL))

Zusammenfassung

Die Autoren dieses Sammelbands wurden nach den Möglichkeiten und den Grenzen einer Disziplin „Landschaftsarchitekturtheorie” gefragt. Mein Beitrag zu dieser Fragestellung beschränkt sich auf drei Anmerkungen, die ich als methodische Hinweise verstehe. Es sind Hinweise, die ich als relevant erachte, wenn über die Grundlagen einer Disziplin „Landschaftsarchitekturtheorie” diskutiert werden soll. Um die Hinweise präziser zu formulieren, beschäftige ich mich zuerst mit einem Text von Roman Ingarden (1893–1970). Bei dem Text handelt es sich um das Kapitel Das Werk der Architektur, das aus den Untersuchungen zur Ontologie der Kunst stammt (in deutscher Sprache 1962). Durch die Auseinandersetzung mit Ingardens Position kann, begrifflich verfeinert, die spezifische Medialität der Landschaftsarchitektur diskutiert werden. Darauf aufbauend, gebe ich drei Hinweise für das Nachdenken über Landschaftsarchitektur. Sie betreffen die Differenz von Analyse, Interpretation und Bewertung, die Kritik an Metaphern und die Spannweite von Dingen oder Räumen. Diese Hinweise stehen beispielhaft für Weisen, wie man sich mit Landschaftsarchitektur auch auseinandersetzen sollte: erkenntnistheoretisch, begrifflich und explorativ.

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Notes

  1. 1.

    Im Vorwort dieser Untersuchungen erwähnt Ingarden, dass die Abhandlung über das Kunstwerk der Architektur bereits 1946 in polnischer Sprache veröffentlicht wurde. Diese Untersuchungen gingen auf Vorarbeiten aus dem Jahr 1928 zurück, die im Zusammenhang mit dem Abfassen der Untersuchung Das literarische Kunstwerk (zuerst 1931 in deutscher Sprache) standen.

  2. 2.

    Darunter besonders die zweibändige Untersuchung Der Streit um die Existenz der Welt (1964).

  3. 3.

    Einige Autoren zählen solche Fragestellungen, neben denen zur Funktion und zum Wert von Kunstwerken für den Menschen, zu den grundlegenden und bis heute andauernden Auseinandersetzungen der philosophischen Ästhetik (vgl. beispielsweise Schmücker 2013, S. 7 und ders. 2014).

  4. 4.

    Dieser trägt den Untertitel Untersuchungen zur Phänomenologie und Theorie der Erkenntnis (Husserl 1901). Diese Untersuchung wird heute in Husserls gesammelten Schriften, der Reihe Husserliana, als Band 19 herausgegeben (Husserl 1984). Ich zitiere hier aus Husserl (1901). Der Untertitel der Logischen Untersuchungen zeigt bereits das Ziel Husserls an: Er fragt sich, wie Erkenntnis überhaupt möglich sein kann und wie er Erkenntnis versteht. Darum geht es Ingarden in seinem hier thematisierten Kapitel zur Architektur nicht. Er möchte das Kunstwerk der Architektur ontologisch bestimmen.

  5. 5.

    Husserl war gewiss nicht der Erste, der sich mit der Intentionalität beschäftigt hat. Besonders wird hier Franz Brentano genannt, auch deshalb, weil Husserl unter anderem bei ihm studierte. Aber Husserl hat ein anderes Konzept der Intentionalität. Zum Verhältnis der Intentionalität bei Brentano und Husserl siehe Prechtl (1989). Eine umfangreiche und strukturierte Bibliografie zur Intentionalität im Allgemeinen liefert Barz (2002).

  6. 6.

    Schmitz (2012), hierzu kritisch zum Beispiel Ferran (2012).

  7. 7.

    Husserl drückt es so aus: „Man braucht es nur auszusprechen und Jedermann muß es anerkennen: daß der intentionale Gegenstand der Vorstellung derselbe ist wie ihr wirklicher und gegebenen Falls ihr äußerer Gegenstand, und daß es widersinnig ist, zwischen beiden zu unterscheiden. Der transscendente Gegenstand wäre garnicht Gegenstand dieser Vorstellung, wenn er nicht ihr intentionaler Gegenstand wäre. Und selbstverständlich ist das ein bloßer analytischer Satz. Der Gegenstand der Vorstellung, der „Intention“, das ist und besagt der gemeinte Gegenstand“ (1901, S. 398).

  8. 8.

    Dieser Gedanke bietet Anknüpfungspunkte für das, was man eine institutionalistische Bestimmung eines Kunstwerks nennen könnte, also eine solche Bestimmung, die Kunstwerke besonders aufgrund gesellschaftlicher Prozesse zu definieren versucht. Für einen Einstieg in dieses Thema ist Stecker (2013) hilfreich (besonders S. 134–137), der wiederum auf prägende Positionen zu diesem Thema verweist (besonders Fußnote 15).

  9. 9.

    Gewiss ist das Wahrnehmen mehr als nur Sehen. Das heißt, dass der Begriff „Betrachter“ nicht präzise ist. Ich habe auf die sachlich richtigen Begriffe wie „Wahrnehmender“ oder „Erlebender“ verzichtet, weil sie an einigen Stellen dieses Beitrags zu schwer verständlichen Formulierungen geführt hätten.

  10. 10.

    Den Begriff „Unbestimmtheitsstellen“ thematisiert Ingarden in Das literarische Kunstwerk (1972, besonders S. 264–267). Der Begriff wurde unter anderen von Wolfgang Iser aufgenommen und im Rahmen einer „Wirkungsästhetik“ in den Literarturwissenschaften thematisiert (siehe zum Beispiel 1972). Hans Robert Jauß hat einen ähnlichen Ansatz wie Iser und bezeichnet seinen Ansatz als „Rezeptionsästhetik“ (siehe zum Beispiel 1970).

  11. 11.

    Das ist nur eine Behauptung. Um dieser nachzugehen, müsste zum Beispiel erklärt werden, was man unter „Kunst“ versteht: Kunst im Sinne der Bildenden Kunst? Aber was ist mit Bildender Kunst gemeint? Diese und andere Fragen eröffnen ein anderes Problemfeld, das nicht Thema dieses Beitrags ist.

  12. 12.

    Diese notwendigen Bedingungen liefern ebenso nur den Bezugsrahmen für die Erörterungen zur Spezifik der Wahrnehmung von „ästhetischen Gegenständen“, die in der Wahrnehmung von beispielsweise Parks entstehen können. Darauf kann hier nicht weiter eingegangen werden. Anknüpfungspunkte für eine solche Diskussion bietet Ingarden bereits im Kapitel Das Werk der Architektur, aber besonders in seinem Vortrag Das ästhetische Erlebnis aus dem Jahr 1937, der 1969 veröffentlicht wurde (2013). Siehe zu diesem Thema auch Bensch (1994).

  13. 13.

    Die Untersuchung trägt den Untertitel Eine Einleitung in die phänomenologische Philosophie. Sie wird als Band 6 der Husserliana herausgegeben (Husserl 1954 [in Teilen 1936]).

  14. 14.

    Sonja Hnilica gibt zahlreiche Beispiele dafür (2012).

  15. 15.

    Das Thema der Leiblichkeit umgehe ich in diesem Beitrag völlig, da dieses den Rahmen dieses Beitrags sprengen würde, obwohl es besonders an dieser Stelle hätte thematisiert werden müssen. Eine gute Einführung in das Thema bietet meines Erachtens allgemein Waldenfels (2000) und architekturspezifisch Führ (1997).

  16. 16.

    Vgl. zum Beispiel allgemein Nohl (1980), professionsgeschichtlich Körner (2001) und programmatisch Tessin (2008).

  17. 17.

    Vgl. zum Beispiel Hahn (2012).

  18. 18.

    In der Produktgestaltung gibt es bereits solche Ansätze, vgl. zum Beispiel Bredies (2014).

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Feldhusen, S. (2018). Zum Nachdenken über Landschaftsarchitektur. In: Berr, K. (eds) Landschaftsarchitekturtheorie. RaumFragen: Stadt – Region – Landschaft. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-18838-2_9

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