Zusammenfassung
Rahim Hajji geht in seinem Beitrag der Frage nach, unter welchen Kontextbedingungen Integrationskoordinator*innen agieren und welche Strategien und Folgen sich daraus für die Initiierung von Integrationsprojekten ergeben. Nach einer Einführung in die zugrunde liegende theoretische Diskussion zur Integrationspolitik und Integrationsnetzwerken, stellt der Autor exemplarisch Ergebnisse aus seinen problemzentrierten Interviews mit Integrationskoordinator*innen vor. Die Daten zeigen, dass der Zusammenhang zwischen Integrationskoordinator*innen und dem Führen eines kommunalen Netzwerks komplex sind. Integrationskoordinator*innen können mit einer wertschätzenden Netzwerkführung dazu beitragen, dass die Akteure produktiv eingebunden werden, sodass das kommunale Netzwerk für Integration wächst und eine Vielzahl von Integrationsprojekten initiiert werden können. In der Forschung von Hajji wird aber noch etwas anders deutlich: Institutionalisierte „Integrationskoordinatoren“ agieren stark selbstreferenziell und äußern zeitweise eine regelrechte Orientierungslosigkeit hinsichtlich ihres Handelns (wer nun eigentlich in was „integriert“ soll). Über diese artikulierte Orientierungslosigkeit könnte „Integration“ kaum schöner als inhaltsleeres Konstrukt, das sich lediglich auf Fiktionen bezieht, entlarvt werden; damit zeigt sich hier deutlich, wie Integration an den Erfordernissen einer metropolitanen Stadtgesellschaft vorbei geht.
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Notes
- 1.
Die hier vorgestellten Daten sind anonymisiert, sodass kein Rückschluss auf das Bundesland, die Kommune und der Ausbildungsweg der Befragungspersonen möglich ist.
- 2.
Integrationskoordinatoren werden in verschiedenen Landesgesetzen, -verordnungen und -richtlinien unterschiedlich bezeichnet. In Nordrhein-Westfalen besteht seit 2012 mit dem „Gesetz zur Förderung der gesellschaftlichen Teilhabe und Integration“ die Möglichkeit, kommunale Integrationszentren aufzubauen. Diese haben unter anderem die Aufgabe, die Integrationsprojekte vor Ort mit den öffentlichen Einrichtungen und freien Trägern abzustimmen. Dafür sind sozialpädagogische Fachkräfte einzustellen (vgl. § 7 Absatz 1 Teilhabe- und Integrationsgesetz; Punkt 5.4 der Richtlinie für die Förderung Kommunaler Integrationszentren). Das Land Sachsen hat mit der Richtlinie „Integrative Maßnahmen“ vom 13. August 2015 den Kommunen die Möglichkeit eröffnet, Stellen einzurichten, um lokale Integrationsnetzwerke zu fördern und Koordinierungsaufgaben im Bereich Integration wahrzunehmen (vgl. Teil 2, Punkt 2 Absatz 1 der Richtlinie Integrative Maßnahmen) und spricht in dem Zusammenhang von der Koordinationskraft Integration. Das Land Sachsen-Anhalt fördert im Rahmen seiner „Richtlinie über die Gewährung von Zuwendungen zur Stärkung der kommunalen Integrationsarbeit“ (Koordinatorenrichtlinie 2015) Koordinatorenstellen, um in den Kommunen unter anderem auch lokale Integrationsnetzwerke zu initiieren und zu fördern (vgl. § 2 der Koordinatorenrichtlinie).
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Hajji, R. (2018). Wie kann eine kooperative Koordination kommunaler Integrationsnetzwerke gelingen?. In: Berding, N., Bukow, WD., Cudak, K. (eds) Die kompakte Stadt der Zukunft. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-18734-7_14
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