Zusammenfassung
Obwohl sich langfristige Kommunikationsprozesse nur mittels Längsschnittstudien aussagekräftig erfassen lassen, spielen sie sowohl in der quantitativen als auch der qualitativen Rezeptions- und Wirkungsforschung bisher nur eine marginale Rolle. Der Beitrag stellt am Beispiel einer qualitativen Panelstudie zur Rolle von Medien in der Sozialisation sozial benachteiligter Kinder und Jugendlicher (2005 bis 2017) Auswertungsstrategien vor, die es erlauben, das über mehr als zehn Jahre gewonnene Datenmaterial transparent und intersubjektiv nachvollziehbar zu analysieren und die damit verbundenen Herausforderungen zu bewältigen.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Notes
- 1.
Anders als dies bei den Erhebungsmethoden der Fall ist, werden qualitative Auswertungsstrategien und -techniken eigens eher selten reflektiert und diskutiert, sondern zumeist in den Überblicken zur qualitativen Methodologie bzw. zur Anwendung qualitativer Methoden in der Forschungspraxis mitbehandelt. Siehe dazu etwa Flick 2013, Lamnek 2010; und speziell für die Kommunikations- und Medienwissenschaft Mikos und Wegener 2005, Wagner 2008 und Meyen et al. 2011, Daschmann et al. 2011 sowie in Bezug auf die Kinder- und Jugendmedienforschung Paus-Haase und Schorb 2000. Daher gilt dem Herausgeber Dank für die Initiative eines Bandes zu qualitativen Auswertungsstrategien.
- 2.
Die Studie wurde vom Jubiläumsfonds der Österreichischen Nationalbank gefördert.
- 3.
Der Ansatz der praxeologischen (Medien-)Sozialisationsforschung wurde zur Untersuchung der Rolle von Medien in der Sozialisation Heranwachsender von Paus-Hasebrink im Rahmen der Langzeitstudie entwickelt; siehe dazu Paus-Hasebrink 2017b, Paus-Hasebrink und Kulterer 2014 sowie Paus-Hasebrink und Bichler 2008.
- 4.
- 5.
Zwar ist der erste Codewortbaum bereits auf eine mögliche Erweiterbarkeit hin konzipiert worden, indem er und alle folgenden größere Dimensionen auf höherem Abstraktionsniveau aufweisen, unter denen jeweils speziellere Kategorien versammelt sind. Nicht in allen Fällen war jedoch eine einfache Anpassung und Erweiterung möglich. So wurde etwa in der Erhebungswelle 2016 die Dimension „Einstellung zu und Umgang mit Flüchtlingen“ sowie entsprechende Kategorien, etwa zur Analyse der Rolle von Medien in diesem Kontext, eingeführt.
- 6.
Ausführungen zur Person und den sozialen Lebensbedingungen der Familie, zum Stellenwert und zur Funktion bzw. Rolle unterschiedlicher Medienangebote im Alltag des Kindes und der Familie, zur familialen Alltagswelt und dem (Medien-)Erziehungsverhalten, zur Rolle der Familie und anderer Sozialisationsinstanzen für die Entwicklung des Kindes sowie ein Gesamtfazit zu den Charakteristika des Einzelfalls (siehe Paus-Hasebrink und Bichler 2008).
Literatur
Daschmann, G., Fahr, A., & Scholl, A. (Hrsg.). (2011). Zählen oder Verstehen? Zur aktuellen Diskussion um die Verwendung quantitativer und qualitativer Methoden in der empirischen Kommunikationswissenschaft. Köln: Halem.
Dresing, T., & Pehl, T. (2015). Praxisbuch Interview, Transkription & Analyse. Anleitungen und Regelsysteme für qualitativ Forschende (6. Aufl.). Marburg: Eigenverlag. https://www.audiotranskription.de/praxisbuch-transkription.pdf.
Flick, U. (2013). Qualitative Sozialforschung. Ein Handbuch. Reinbek: Rowohlt.
Kluge, S. (2000). Empirisch begründete Typenbildung in der qualitativen Sozialforschung. Forum: Qualitative Social Research, 1(1), Art. 14. http://www.qualitative-research.net/index.php/fqs/article/view/1124/2497.
Kowal, S., & O’Connell, D. C. (2005). Zur Transkription von Gesprächen. In U. Flick, E. von Kardorff, & I. Steinke (Hrsg.), Qualitative Forschung: Ein Handbuch (S. 437–446). Reinbek: Rowohlt.
Kuckartz, U. (2010). Einführung in die computergestützte Analyse qualitativer Daten. Wiesbaden: VS-Verlag.
Lamnek, S. (2010). Qualitative Sozialforschung. Lehrbuch. Weinheim: Beltz.
Meyen, M., Löblich, M., Pfaff-Rüdiger, S., & Riesmeyer, C. (2011). Qualitative Forschung in der Kommunikationswissenschaft. Eine praxisorientierte Einführung. Wiesbaden: VS-Verlag.
Mikos, L., & Wegener, C. (Hrsg.). (2005). Qualitative Medienforschung. Ein Handbuch. Konstanz: UVK.
Paus-Haase, I. (2000). Medienrezeptionsforschung mit Kindern – Prämissen und Vorgehensweisen. Das Modell der Triangulation. In I. Paus-Haase & B. Schorb (Hrsg.), Qualitative Kinder- und Jugendmedienforschung. Theorie und Methoden. Ein Arbeitsbuch (S. 15–32). München: kopaed.
Paus-Haase, I., & Schorb, B. (2000). Qualitative Kinder- und Jugendmedienforschung. Theorie und Methoden. Ein Arbeitsbuch. München: kopaed.
Paus-Haase, I., Hasebrink, U., Mattusch, U., Keuneke, S., & Krotz, F. (1999). Talkshows im Alltag von Jugendlichen. Der tägliche Balanceakt zwischen Orientierung, Amusement und Ablehnung. Opladen: Leske + Budrich.
Paus-Hasebrink, I. (Hrsg.) (2017a). Langzeitstudie zur Rolle von Medien in der Sozialisation sozial benachteiligter Heranwachsender: Lebensphase Jugend. Reihe Lebensweltbezogene Medienforschung: Angebote – Rezeption – Sozialisation: Bd 5. Baden-Baden: Nomos.
Paus-Hasebrink, I. (2017b). Praxeologische (Medien-)Sozialisationsforschung. In D. Hoffmann, F. Krotz, & W. Reißmann (Hrsg.), Mediatisierung und Mediensozialisation. Prozesse – Räume – Praktiken (S. 103–118). Wiesbaden: VS.
Paus-Hasebrink, I., & Bichler, M. (2008). Mediensozialisationsforschung – Theoretische Fundierung und Fallbeispiel sozial benachteiligte Kinder. Wien: Studienverlag (unter Mitarbeit von C. Wijnen).
Paus-Hasebrink, I., & Kulterer, J. (2014). Praxeologische Mediensozialisationsforschung. Langzeitstudie zu sozial benachteiligten Heranwachsenden. Reihe Lebensweltbezogene Medienforschung: Angebote – Rezeption – Sozialisation, Band 2. Baden-Baden: Nomos (unter Mitarbeit von P. Sinner).
Paus-Hasebrink, I., Lampert, C., Hammerer, E., & Pointecker, M. (2004). Medien, Marken, Merchandising in der Lebenswelt von Kindern. In I. Paus-Hasebrink, K. Neumann-Braun, U. Hasebrink, & S. Aufenanger (Hrsg.), Medienkindheit – Markenkindheit. Untersuchungen zur multimedialen Verwertung von Markenzeichen für Kinder (S. 135–184). München: kopaed.
Paus-Hasebrink, I., Hasebrink, U., & Schmidt, J.-H. (2011). Vorgehen bei den empirischen Untersuchungsschritten. In J.-H. Schmidt, I. Paus-Hasebrink, & U. Hasebrink (Hrsg.), Heranwachsen mit dem Social Web. Zur Rolle von Web 2.0-Angeboten im Alltag von Jugendlichen und jungen Erwachsenen (S. 41–56). Berlin: Vistas.
Scheu, A., & Meyen, M. (2014). Auswertung qualitativer Daten: Strategien, Verfahren und Methoden der Interpretation nicht-standardisierter Daten in der Kommunikationswissenschaft. Call for Papers. http://www.ifkw.uni-muenchen.de/lehrbereiche/meyen/tagung_auswertung/cfp_auswertung.pdf.
Schütze, Y. (1977). Innerfamiliale Kommunikation und kindliche Psyche. Eine exemplarische Analyse der Kommunikations- und Rollenstrukturen zweier Familien. Berlin: Schriften des MPI für Bildungsforschung.
Strauss, A. L., & Corbin, J. M. (1996). Grounded Theory. Grundlagen qualitativer Sozialforschung. Weinheim: Beltz, PsychologieVerlagsUnion.
Wagner, H. (2008). Qualitative Methoden in der Kommunikationswissenschaft Ein Lehr- und Studienbuch. Baden-Baden: Nomos (unter Mitarbeit von P. Schönhagen, U. Nawratil, & H. Starkulla).
Author information
Authors and Affiliations
Corresponding author
Editor information
Editors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 2018 Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
About this chapter
Cite this chapter
Paus-Hasebrink, I., Sinner, P., Prochazka, F., Kulterer, J. (2018). Auswertungsstrategien für qualitative Langzeitdaten: Das Beispiel einer Langzeitstudie zur Rolle von Medien in der Sozialisation Heranwachsender. In: Scheu, A. (eds) Auswertung qualitativer Daten. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-18405-6_14
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-18405-6_14
Published:
Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-658-18404-9
Online ISBN: 978-3-658-18405-6
eBook Packages: Social Science and Law (German Language)