Zusammenfassung
Höchst unterschiedliche Szenarien der Arbeits- und Technikgestaltung in der Digitalisierung sind denkbar. Das gilt auch für die Frage, welche Anforderungen und digitale Belastungen auf die Beschäftigten zukommen werden und auf welche Herausforderungen sich der Arbeitsschutz zukünftig einstellen muss. Bei der Suche nach Antworten muss daher die Betrachtung der heutigen Arbeitsbedingungen den Ausgangspunkt bilden. Daher stehen im ersten Kapitel die gegenwärtigen Problemlagen und Herausforderungen der „Arbeit 3.0“ im Zentrum. Darauf aufbauend werden dann mögliche Chancen und Risiken der „Arbeit 4.0“ in einer Art „Extrapolation“ erörtert, um daraus Anforderungen an einen modernen Arbeitsschutz abzuleiten. Hoch technisierte Produkte, komplexere arbeitsorganisatorische und technische Lösungen erzwingen neue Formen der „vorausschauenden Intervention“. Mit prospektiven Gefährdungsbeurteilungen und vorausschauenden Interventionen müssen gesundheitlich riskante Belastungskonstellationen bereits in der Entwicklungsphase antizipiert werden, damit menschengerechte Gestaltungsoptionen bei der Planung von Arbeit und Technik zum Tragen kommen. Die durch die digitale Technik zu erschließenden ergonomischen Verbesserungen müssen genutzt und psychische Fehlbelastungen vermieden werden.
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Notes
- 1.
So der Personalvorstand der Volkswagen AG, Horst Neumann, auf der Tagung „Arbeiten 4.0“ des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) am 22.04.2015.
- 2.
Vgl. dazu etwa die Forschungen des Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz; www.robotik.dfki-Bremen.de.
- 3.
Mit dem Thema „Big-Data und Gesundheit“ hat sich jüngst auch der Deutsche Ethikrat auseinandergesetzt. Vgl. dazu „Die Vermessung des Menschen – Big Data und Gesundheit“, www.ethikrat.org.
- 4.
In der Studie von Hassler et al. wurde ein elektronisches Tagebuch verwendet, das es ermöglichte, den realen Umfang der Kontaktierungsdauer zu erfassen.
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Fergen, A. (2018). Arbeitsschutz 4.0: Essentials einer digitalen Humanisierungs-Agenda aus Sicht der IG Metall. In: Cernavin, O., Schröter, W., Stowasser, S. (eds) Prävention 4.0 . Springer, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-17964-9_8
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