Zusammenfassung
Eine Konstante in den Arbeiten von Ralf Dahrendorf ist die Befassung mit sozialen Konflikten. Diese nimmt in der Auseinandersetzung mit Marx und Parsons ihren Ausgang, wobei er zunächst die dichotome Frontstellung der Konfliktparteien von Marx (der davon ausgeht es bildeten sich stets zwei Konfliktparteien mit entgegengesetzten Interessen, deren Konflikt in einer Revolution mündete) beibehält und seine Konflikttheorie später einen immer stärkeren Bezug zu „Max Weber in seinem Schreckenszenario vom stahlharten Gehäuse bürokratischer Herrschaft“ (Lamla 2005, S. 208) erhält. Später entwickelt sich seine Theorie zu einem Ansatz, in dem die Frage behandelt wird, wie Lebenschancen mit und in Konflikten bzw.
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Insofern ließe sie sich im Sinne von Merton (1957) als ‚Theorie mittlerer Reichweite‘ beschreiben, also eine Theorie, die nicht den Anspruch hat, die ‚soziale Wirklichkeit‘ in Gänze zu erklären (wie beispielsweise die Systemtheorie), sondern ausgewählte soziale Zusammenhänge, eine Konvergenz aus Theorie und Forschung. Dahrendorf allerdings steht dem Begriff der ‚Theorie der mittleren Reichweite‘ durchaus kritisch gegenüber, da der Verdacht naheläge, es gäbe eine Trennung von soziologischer Theorie und soziologischer Empirie. Einer Auffassung, der er deutlich widerspricht: „Es gibt keine Theorie, die sich von der empirischen Forschung trennen ließe, aber ebenso gilt natürlich das Gegenteil“ (Dahrendorf 1968, S. 255). Dahrendorf versteht den Begriff der ‚Theorie mittlerer Reichweite‘ eher als „einen Trostgedanken: Nimm`s nicht so schwer! Hab` keine schlaflosen Nächte, wenn du nicht allen Abstraktionen vergangener Meister, oder auch Parsons`, folgen kannst! Es gibt hier und jetzt genug zu tun, die intelligente Analyse von Sozialforschung, die eindrucksvolle Erklärung systematischer Beobachtungen. Den Hunderten von etwas verlorenen Dissertationsautoren konnte man nichts Ermutigenderes sagen als dass es in Ordnung geht, wenn sie ihre Ziele nicht allzu hochstecken, sondern mit der mittleren Entfernung zufriedengeben“ (Dahrendorf 1994a, S. 94–95).
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Eine solche Aufgabenzuschreibung setzt jedoch voraus, dass der Staat selbst nicht Konfliktpartei ist. Gerade in den aktuellen (sich räumlich manifestierenden) Konflikten, von der Energiewende bis zur Flüchtlingspolitik, ist er jedoch Konfliktpartei. Dies erschwert die Suche nach einer ‚schlichtenden Instanz‘.
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Kühne, O. (2017). Konflikt und Gesellschaft. In: Zur Aktualität von Ralf Dahrendorf. Aktuelle und klassische Sozial- und Kulturwissenschaftler innen. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-17926-7_4
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