Zusammenfassung
Der Beitrag fokussiert Bedarfserfassung als ein wechselseitiges Erschießungsverhältnis von Bedarfen, Zielgruppen und Angeboten und präsentiert hierzu ausgewählte empirische Befunde. Zudem wird Nachfrageorientierung als (neuer) Steuerungsmodus hochschulischer Angebotsgestaltung eingeführt und als Ausdruck einer zunehmenden Umwelt- und Leistungsorientierung von Hochschulen theoretisch ausgedeutet.
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Notes
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So etwa aus Sicht eines Individuums die idealtypische Kaskade von: Unterbrechung der Alltagsroutine, Problembestimmung, Reformulierung des Problems als Lernbedarf, Suche nach Möglichkeiten der Lernbedarfsdeckung, institutionelle Angebote als mögliche Form der Bedarfsdeckung, Prüfung der alltagstauglichen Passung, Kaufentscheidung und damit faktische Nachfrage.
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Ähnliche Formen der angebots- und programmspezifischen Bedarfskanalisierung finden sich im betrieblichen Bereich, wo Bedarfe auf bekannte Programmarten hin bezogen und artikuliert werden (Hippel und Röbel 2016).
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Zu Defizitunterstellungen als Voraussetzung und generalisiertem Modus pädagogischen Handelns vgl. Kade und Seitter 2007.
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Dieser periphere Organisationsstatus von Weiterbildung ist strukturell in vielen anderen Bereichen der sog. ‚impliziten‘ Weiterbildung – bei Betrieben, Krankenkassen, Kultureinrichtungen, etc. – zu finden, nämlich überall dort, wo Weiterbildung als Nebenaufgabe oder beigeordnete Bildung verstanden wird. In der erwachsenenpädagogischen Literatur zur Bedarfserhebung und Programmplanung hat diese Konstellation – und die damit verbundene Notwendigkeit der Motivierung und Bedarfsbestimmung der relevanten internen Zielgruppen – bislang viel zu wenig Beachtung gefunden.
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Ein strukturell ähnlich ausgerichtetes Erkenntnisinteresse verfolgt die Akzeptanzanalyse von ‚WM3 Weiterbildung Mittelhessen‘ (Kahl et al. 2015).
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Die Frage der Kostenpflichtigkeit wissenschaftlicher Weiterbildung, die Operationalisierung von Kosten, insbesondere mit Blick auf hochschulische Gemeinkostensätze, die – auch länderspezifisch unterschiedlich geregelte – Zuordnung von wissenschaftlicher Weiterbildung zum hoheitlichen oder wirtschaftlichen Bereich, die juristische Auslegung der EU-Beihilfeverordnung sowie die Auseinandersetzungen um die selektiven Wirkungen und gesellschaftlichen Renditen von wissenschaftlichen Weiterbildung sind bei weitem nicht abgeschlossen. Für einen Überblick der Kontroversen vgl. Vogt 2017 und Maschwitz et al. 2017.
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Seitter, W. (2020). Bedarfserfassung und Nachfrageorientierung in der wissenschaftlichen Weiterbildung. In: Jütte, W., Rohs, M. (eds) Handbuch Wissenschaftliche Weiterbildung. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-17643-3_16
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