Zusammenfassung
Jede strategische Kommunikation leidet unter einem Glaubwürdigkeitsproblem. Im Mittelpunkt des Beitrags stehen zwei Strategien zur Lösung des Glaubwürdigkeitsproblems: die selbstthematisierende und oft zugleich selbstironische Werbung sowie strategische dramaturgische Erzählungen, die seit einigen Jahren mit dem Schlagwort Corporate Storytelling diskutiert werden. Mit beiden Strategien wird das Feld konventioneller strategischer Kommunikation verlassen. Während in der selbstthematisierenden Werbung die gesamte Werbesituation hinterfragt wird, verschwimmen bei strategischen dramaturgischen Erzählungen die Grenzen zu fiktionalen Erzählungen. So unterschiedlich beide Formen sind und so unterschiedlich sie die Formenvielfalt strategischer Kommunikation erweitern, so soll in dem Beitrag eine Gemeinsamkeit herausgearbeitet werden: Beide können als strategische Kommunikationsspiele interpretiert werden. In dem Beitrag werden zunächst die Besonderheiten selbstthematisierender Werbung und strategischer dramaturgischer Erzählungen herausgearbeitet. Anschließend wird auf Basis des paradoxiehaltigen Spielbegriffs von Bateson (1956, 1985) und eingebettet in die Rahmenanalyse von Goffman (1980) das Konzept des strategischen Kommunikationsspieles entwickelt.
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Da die Jobs-Biografie von Isaacson vom Apple-Gründer autorisiert wurde, wird sie hier der strategischen Kommunikation zugerechnet.
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Hoffjann, O. (2018). Die Ironie der Geschichte: Es ist nur ein Spiel. Selbstthematisierende Werbung und strategische Erzählungen als strategisches Kommunikationsspiel. In: Wehmeier, S., Schoeneborn, D. (eds) Strategische Kommunikation im Spannungsfeld zwischen Intention und Emergenz. Organisationskommunikation. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-17634-1_3
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