Zusammenfassung
Seit mehr als einem Jahrzehnt prägen Abriss- und Umbaumaßnahmen im Rahmen des Stadtumbau Ost das Gesicht ostdeutscher Städte und das Lebensumfeld ihrer Bewohner(innen). Die Maßnahmen verändern dabei auch materielle ‚Fixpunkte‘, indem Bauwerke, Ensembles oder Gebietsstrukturen verschwinden oder erhebliche Veränderung erfahren. Der Beitrag diskutiert vor dem Hintergrund der Bedeutung der materiellen Stadtstruktur für das soziale und individuelle Erinnern die Frage, inwiefern dieser Faktor in der Praxis des Stadtumbaus berücksichtigt wird und ob im Hinblick auf den Aspekt der Erinnerung von einer eigenen Betroffenheitskategorie im Stadtumbauprozess (Dememoralisierung) gesprochen werden kann.
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Der Beitrag basiert auf Ergebnissen meiner 2014 abgeschlossenen Dissertation mit dem Titel Lost in Transformation? Raumbezogene Bindungen im Wandel städtebaulicher Erneuerungsmaßnahmen.
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Zwar beziehen Aleida und Jan Assmann dies vor allem auf die Vermittlung durch das Medium Sprache ; andere Autor(inn)en erweitern diesen Zusammenhang medialer Vermittlung jedoch (vgl. Sebald und Weyand 2011, S. 177 f.).
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„Dementieren statt demolieren“ zielt in diesem Sinne darauf, zum Beispiel nach Personen benannte Straßen nicht umzubenennen, wenn eine mit der Benennung verbundene Ehrung der Person nicht (mehr) angemessen erscheint, sondern über den Kontext zu informieren (beispielsweise mit einer zusätzlichen Beschilderung) und so eine Auseinandersetzung zu ermöglichen.
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Sievers, K. (2017). Ortsbezogene Bindung und Erinnerung(skultur) unter den Bedingungen des Stadtumbaus in Ostdeutschland. In: Haag, H., Heß, P., Leonhard, N. (eds) Volkseigenes Erinnern. Soziales Gedächtnis, Erinnern und Vergessen – Memory Studies. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-17548-1_7
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