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Vom Mimetischen zum „als ob“

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Leben und Form
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Zusammenfassung

Der Sprung, den wir rezeptionsgeschichtlich vollziehen ist gewaltig – er ist aber, wie die Versuche Wielands anzeigten – sachlich gerechtfertigt, dann jedenfalls, wenn vermutet werden soll, dass die Zwecklichkeitsüberlegungen bei Aristoteles eine Art „Als-ob-Struktur“ wiedergeben. Die These selber stehe dahin – wir haben ihr immerhin andeutend eine modelltheoretische an die Seite gestellt, die zumindest in der explanatorischen Strategie bei Aristoteles eine Begründung finden könnte.

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Notes

  1. 1.

    Also das οὗ ἕνεκά τινι bei Aristoteles; s. Kullmann (1979) und Kap. 8.

  2. 2.

    Es wäre dann lediglich strittig, welche (relative) Zwecke und mithin welche Bedürfnisse zugelassen werden.

  3. 3.

    Dieser kommt natürlich durch das „sie“ besser zutage als durch die Variante des „es“. Gleichwohl handelt es dich in beiden Fällen nicht um einen ausschließenden Gegensatz zwischen Maschine und „organisiertem Wesen“ – denn diese wäre auch im kantischen Sinne organisiert –, sondern um eine Entgegensetzung von „bloß“ und „nicht-bloß“ Maschine.

  4. 4.

    Goethe (1988) hat eine solche Orientierung am Blatt zur Grundlage seiner Morphologie gemacht; auch erfolgt die Benennung tierlicher Keimblätter (sic) nicht ganz zufällig (s. Jahn 1990).

  5. 5.

    Cheung (2009) gibt eine mögliche Antwort auf die Frage nach der Auswahl dieses Modellorganismus durch Kant im Lichte der zeitgenössischen naturhistorischen Debatte; damit bleiben aber die resultierenden methodischen Probleme offen, die uns hier interessieren.

  6. 6.

    Zu den das zeitgenössische Naturverständnis prägenden Konzepten Buffons und Bonnets s. Jahn (1990), Cheung (2009). Dabei kann aber – so unsere These – methodisch abgesehen werden von der Frage, ob präformistisch von dem Vorliegen des Organismus als solchen ausgegangen wird, oder nur von der Bestimmung zu den ihn jeweils ausmachenden Strukturen und deren Verhältnisse, die sich epigenetisch herausbilden!

  7. 7.

    Dies unterstreicht, dass es sich nicht um sprachhistorische Zufälle handelt, womit dann nämlich zunächst geklärt werden müsste, welche Verwendung den historischen Primat zu beanspruchen hätte. Vielmehr liegt ein systematischer Primat vor, der einerseits im Anfangsproblem begründet ist, andererseits damit auf die γνωριμώτερα-Struktur verweist. Denn weder „Staat“ noch „Naturzweck“ erscheinen als sinnlich bestimmte und damit z. B. exemplarisch einführbare Gegenstände. Hingegen dürfte das für eine in der Form ihrer auf der Agora versammelten Polis ebenso gelten wie für eine Dampfmaschine.

  8. 8.

    Damit aktiviert Kant an dieser Stelle nicht den – immerhin möglichen – Bezug auf menschliches Tun, der in der μηχᾶνή liegt (und zwar nicht nur im Sinne von Belagerungsgerät). Für eine solche Explikation kann auf die truncated persons als einer Art Protokausalprinzip verwiesen werden (Sellars 1963).

  9. 9.

    Den regulativen – im Gegensatz zum konstitutiven – Gebrauch der Grundsätze der reinen Vernunft erläutert Kant mit Blick auf die Forderung (!) nach der Unabschließbarkeit der empirischen Forschung:

    In solcher Bedeutung können beide Grundsätze als bloß heuristisch und regulativ, die nichts als das formale Interesse der Vernunft besorgen, ganz wohl beieinander bestehen. Denn der eine sagt, ihr sollt so über die Natur philosophieren, als ob es zu allem, was zur Existenz gehört, einen notwendigen ersten Grund gebe, lediglich um systematische Einheit in eure Erkenntnis zu bringen, indem ihr einer solchen Idee, nämlich einem eingebildeten obersten Grunde, nachgeht; der andere aber warnet euch, keine einzige Bestimmung, die die Existenz der Dinge betrifft, für einen solchen obersten Grund, d. h. als absolutnotwendig anzunehmen, sondern euch noch immer den Weg zur ferneren Ableitung offen zu erhalten, und sie daher jederzeit noch als bedingt zu behandeln (Kant 1987, S. 545).

    Der regulative Gebrauch ist damit keinesfalls auf die Betrachtung von Naturzwecken eingeschränkt!

  10. 10.

    Der intellectus archetypus (Kant 1983a, S. 362 f.), der nicht Einzelnes unter einen gegebenen Begriff subsumiert, sondern zum Einzelnen das Gesetz finde, weißt zumindest in nuce abduktiven Charakter auf.

  11. 11.

    Was diese keineswegs daran hinderte, sämtliche Äußerungsformen des Lebendigen zum Gegenstand der Erklärung zu nehmen (s. exemplarisch Descartes 1972, 6. Meditation und Newton 1952).

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© 2017 Springer Fachmedien Wiesbaden

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Gutmann, M. (2017). Vom Mimetischen zum „als ob“. In: Leben und Form. Anthropologie – Technikphilosophie – Gesellschaft. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-17438-5_9

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-17438-5_9

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  • Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-658-17437-8

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