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Grundform – das Fallen unter einen Begriff

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Leben und Form
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Zusammenfassung

Dass Gegenstände einzeln sind, als solche eine Einheit darstellen und ferner unter allgemeine Bestimmungen fallen, scheint einem weitgehenden Grundverständnis zu entsprechen. Raben sind schwarze Vögel, weil sie gewisse Eigenschaften besitzen, die sie einerseits mit einigen anderen Vögeln teilen, etwa mit Schwarzdrosseln, die sie andererseits von einigen unterscheiden, z. B. von Gänsen oder Eichelhähern. Die Verhältnisse werden auf den zweiten Blick komplizierter, denn einerseits gilt für einige Exemplare von Raben, dass sie nicht schwarz sein müssen und dennoch Raben sein können – etwa weil sie mit anderen Raben, die ihrerseits schwarz sein können oder nicht, erfolgreich reproduzieren.

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Notes

  1. 1.

    Hier verzichten wir noch auf das „sich“ – dies wird als Anzeige des Verhältnisses von Einzelnem und Allgemeinen wieder relevant.

  2. 2.

    Auch für den Ausdruck „Gans“ gilt, dass er Verschiedenes bedeuten kann – etwa Anser spec., Anseriformes oder eben eine Sorte (z. B.) weißer Vögel.

  3. 3.

    In einem sehr einfachen Sinn wird damit ja nicht mehr behauptet, als dass durch Setzung der Anführung „der Begriff ‚Pferd‘“ die Funktion eines Gegenstands im Sinne Freges gesetzt wird. Denn von diesem Ausdruck kann seinerseits prädiziert werden (z. B. mit „ist leicht gewinnbar“), ohne dass er zugleich prädizierend verwendet würde. Erschwert wird die Auseinandersetzung durch die Schwierigkeiten, die sich bekanntermaßen mit der Auflösung generischer Singulare verbinden. Mit Kerry wäre darauf zu verweisen, dass das Wort „Pferd“ in einem Kontext als Gegenstand fungiert und in einem anderen als Begriff. Dies gilt zumindest für den Unterschied von „dieses Pferd“ zu „das Pferd“. Denn „dieses Pferd“ mag z. B. braun oder weiß sein, „das Pferd“ ist weder das eine noch das andere (wiewohl beides möglich ist) – ganz unabhängig davon, ob der Begriff „das Pferd“ (zumindest im Sinne von „Equus spec.“) tatsächlich leicht zu gewinnen ist oder nicht. In der Tat scheint dabei die eigentümliche Metaphorik des „Fallens unter“ keine weiteren Probleme zu bereiten – was nichts daran ändert, dass es sich um eine Metapher handelt.

  4. 4.

    Wir werden auf den Unterschied von „Begriff“ und „Gegenstand“ zurückkommen. Wir können ihn mit Frege als eine funktionale Unterscheidung aufnehmen, sodass allerdings Begriff und Gegenstand „vertauscht werden“ können: „Wir sagen, ein Gegenstand a sei gleich einem Gegenstande b (im Sinne des völligen Zusammenfallens), wenn a unter jeden Begriff fällt, unter den b fällt, und umgekehrt. Wir erhalten etwas Entsprechendes für Begriffe, wenn wir Begriff und Gegenstand ihre Rollen vertauschen lassen. Wir könnten dann sagen, die oben gedachte Beziehung findet zwischen dem Begriffe Φ und dem Begriffe Χ statt, wenn jeder Gegenstand, der unter Φ fällt, auch unter Χ fällt und umgekehrt. Hierbei lassen sich freilich wieder die Ausdrücke ‚Der Begriff Φ‘ ‚der Begriff Χ‘ nicht vermeiden, wodurch der eigentliche Sinn wieder verdunkelt wird“ (Frege 1990, S. 28 f.). Auf die damit verbundenen Probleme weist u. a. Kemmerling (2004) hin. Reduziert man aber das Ziel der Betrachtung auf die formale Beziehung der Ausdrücke „Gegenstand“ und „Begriff“, so dürfte die Vertauschung viel an Ominösen verlieren. Der Funktionswechsel von (grammatischem) Prädikat und Subjekt kann jedenfalls an „ist rot“ in der Verbindung mit „das grammatische Prädikat ‚ist rot‘“ recht gut plausibilisiert werden, denn von diesem wird ja gesagt, dass es „zum Subjekt gehöre“ und damit kein Prädikat mehr wäre (Frege 1986a, S. 71). Sehen wir von dem notorischen Problem ab, dass bei völligem Zusammenfallen eben keine zwei Gegenstände mehr vorliegen (wie dies die Identität von Morgen- und Abendstern erläutern mag, womit allerdings gilt, dass es eben nie zwei waren etc.), so zeigt die Stelle deutlich, dass Vertauschen der Rollen eine funktionale Differenz der Verwendung zum Ausdruck bringt. Damit wäre gezeigt, dass nicht zugleich (in einem einfachen analytischen Sinne) ein Ausdruck Begriff und Gegenstand sein kann.

  5. 5.

    Kemmerling weist auf die Auflösung hin, dass der Ausdruck „der Begriff … ist ein Begriff“ als Prädikat und „Pferd“ als Begriff erster Stufe auftritt (Kemmerling 2004, S. 50). Der Vorteil dieser Lösung besteht darin, dass das Begriffsein von „Pferd“ erhalten bleibt. Damit sagen wir allerdings nichts über Pferde, sondern über Begriffe. Dann erscheint aber die angezeigte Korrektur nicht notwendig, da ohnedies über das gesprochen wurde, worüber wir sprechen wollten (oder sollten), „nämlich über die Begriffe selbst (und nicht über sie ‚vertretende‘ Gegenstände“; Kemmerling 2004, S. 47).

  6. 6.

    Dies entspricht der Einführungssituation von Typenexemplaren – mit Fixierung der Token(!)-Identität. Tugendhat (1987, S. 193 ff.) verweist auf den extensionalen Ansatz bei Frege, sodass alle Bemühungen darum, wie Ausdrücke als Begriffe überhaupt eingeführt werden können, von vornherein als Missverständnis seines Anliegens gelten können. Es liegt nahe, dass „Fallen unter“ einen Begriff als „logische Grundbeziehung“ unerläutert bleibt (Tugendhat 1987, S. 195 f.).

  7. 7.

    Diese Ergänzung ist wichtig, weil nicht einfach das Gesamt der „Leute“, die in Athen leben, die Stadt ist, sondern die Gesamtheit der Bürger – und diese sind die Stadt selbst in der Form der Individuen.

  8. 8.

    Wir sehen davon ab, dass eine rein ostensive Einführung auch hier kaum gelingen wird. Lässt man hingegen „Umgänge“ mit dem Gegenstand zu, dann ist dies möglich. Das zugrunde liegende Problem scheint rein praktischer Natur zu sein – und in der Tat hängt es mit der Unbestimmtheit des Ausdruckes „Einführung“ zusammen. Wir wollen dies in Auseinandersetzung mit der Wahrnehmungssituation als Verifikationsbedingung für Prädikate wie für singuläre Ausdrücke weiter unten wieder aufnehmen (Kap. 4).

  9. 9.

    Genau genommen haben beide vier Extremitäten (morphologisch vergleichbarer Form) – alles weitere ist der nivellierenden Struktur lebensweltlicher Rede geschuldet.

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Gutmann, M. (2017). Grundform – das Fallen unter einen Begriff. In: Leben und Form. Anthropologie – Technikphilosophie – Gesellschaft. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-17438-5_2

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-17438-5_2

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  • Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-658-17437-8

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