Zusammenfassung
Cäsar, einem in der Kunst des Verrats bewanderten Staatsmann, wird die Aussage zugeschrieben: »Proditionem amo, sed proditores non laudo« – wohl liebe er den Verrat, doch den Verräter wolle er deshalb nicht loben. Die Notwendigkeit des Verrats erkennt der gerissene Stratege an, aber auch den unvermeidlich üblen Ruf des Verräters: unter allen Untaten gilt Verrat als die tückischste, unter allen Übeltätern der Verräter als der verwerflichste. Er hat seine berühmten mythischen und literarischen Repräsentanten: in der Liebe ist es Don Juan, in der Sphäre der verrataffinen Politik sind es Kollaborateure wie Quisling oder Renegaten wie Leo Trotzki, aber auch Attentäter wie Claus von Stauffenberg – das Urteil über den Verrat sprechen die Verlassenen und Verratenen. Im Bereich der Religion ist es Judas, ein Name, der nicht nur in der westlich-christlichen Welt unmissverständlich als Synonym für den Verräter gilt – denn Judas Iskariot war es, der Jesus von Nazareth, seinen Herrn und Meister, für einen lächerlich geringen Betrag an die Obrigkeit auslieferte.
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Brittnacher, H.R. (2017). Judas, der Archetyp des Verräters. In: Linke, D., Priesemuth, F., Schinagl, R. (eds) Sprachen des Unsagbaren. Kulturelle Figurationen: Artefakte, Praktiken, Fiktionen. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-17347-0_10
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