Zusammenfassung
Zunächst werden die wesentlichen Entwicklungsmomente hin zur mündlichen Kommunikation dargestellt (Kap. 5.1). Auf prälinguistischem Bildungsniveau sind dies die senso- und psychomotorischen Zeigegesten, die kommunikativen Zeigegesten mit ihrem imperativen und deklarativen Gehalt, die schließlich im Kontext eines gemeinsamen Hintergrundes und geteilter kooperativer Aufmerksamkeit die Herausbildung referentieller, selbstreflexiver Intentionen ermöglichen. Den Abschluss bildet das Gebärdenspiel. Erst danach vollzieht sich der Übergang zur mündlichen Sprache, zum wechselseitigen stimmlichen Verstehen und zur kooperativ und intersubjektiv getragenen Verständigung. Das Sprachlernen wird einerseits gefördert durch die alltagsverankerte Sprachverwendung in gemeinschaftlichen Interaktionsprozessen; und andererseits durch pädagogisch intendierte dialogische Anregungen und Unterstützungen, wozu auch das Vorlesen gehört (Kap. 5.2). Ein besonderes Aufgabenfeld sind die verschiedenen Formen der Zwei- und Mehrsprachigkeit (monolinguale und simultane Lernsituationen in verschiedenen biografischen Kontexten und Phasen), die das kognitive Entwicklungsniveau zu fördern vermögen und die Aneignung interkultureller Kompetenzen ermöglichen (Kap. 5.3). Das so erarbeite sprachliche „Entwicklungsraster“ kann dann auch dazu dienen, bestimmte Entwicklungsverzögerungen und -probleme auf der phonetischen, semantisch-lexikalischen, syntaktisch-morphologischen und pragmatisch-kommunikativen Ebene zu erkennen und darauf – jenseits von Panikmache – kindgerecht einzugehen (Kap. 5.3).
In der bisherigen Darstellung der Bildungsaufgaben wurde immer wieder – gerade bei den Beispielen – auf Kommunikationsprozesse hingewiesen, auch auf sprachliche. Zugleich wurde bezüglich der Kritischen Psychologie (Kap 4.1) ein wichtiger Argumentationsstrang quasi unterschlagen, nämlich die Erläuterungen der Symbolbedeutungen, welche die sachlichen und personalen Bedeutungsstrukturen einerseits interpretieren und andererseits an deren Entstehung wesentlich mitbeteiligt sind (vgl. Wissensbaustein Nr.6, S. 125-128). Dass die Sprache aber erst jetzt thematisiert wird, erklärt sich daraus, dass die bisher dargestellten Entwicklungsprozesse im Wesentlichen vollzogen sein müssen, damit der Übergang zur sprachlichen Kommunikation tatsächlich möglich wird. Warum das so ist, soll nun erläutert werden.
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Literaturnachweise (Kap. 5.1)
Albert, G. et al. Hrsg. 2016. Kooperation. Sozialität und Kultur. Michael Tomasellos Arbeiten in der soziologischen Diskussion. Zeitschrift für Theoretische Soziologie. 3. Sonderband, Weinheim: Beltz Juventa.
Brandt, Reinhard. 2009. Können Tiere Denken? Ein Beitrag zur Tierphilosophie, Frankfurt/M.: Suhrkamp
Braun, Karl-Heinz. 2014. Der aneignungstheoretische Blick auf die systemisch vermittelten Sozialräume. In: Tätigkeit – Aneignung – Bildung. Hrsg. U. Deinet und Chr. Reutlinger. 33-65, Wiesbaden: Springer
Bruner, Jerome. 2008. Wie das Kind sprechen lernt, Bern et al.: Huber
Bühler, Karl. 1999. Sprachtheorie. Die Darstellungsfunktion der Sprache, Stuttgart: Lucius& Lucius
Eschbach, Achim. Hrsg. 1984. Bühler-Studien. 2 Bde, Frankfurt/M.: Suhrkamp
Habermas, Jürgen. 2009. Es beginnt mit dem Zeigefinger. In: Die ZEIT vom 10.12.2009
Habermas, Jürgen. 2012. Die Lebenswelt als Raum symbolisch verkörperter Gründe. In: ders.: Nachmetaphysisches Denken II. 54-76, Berlin: Suhrkamp
Habermas, Jürgen. 2013. Bohrungen an der Quelle des objektiven Geistes. Hegel-Preis für Michael Tomasello. In: ders.: Im Sog der Technokratie. 166-173, Berlin: Suhrkamp.
Holzkamp, Klaus. 1983. Grundlegung der Psychologie, Frankfurt/New York: Campus
Loenhoff,J. und R. Mollenhauer. 2016. Zwischen Kooperation und methodologischem Individualismus. In: Albert et al. 102-127
Nungesser, Frithjof. 2016. Die intrinsische Sozialität rücksichtslosen Handelns. Über Michael Tomasello und die dunklen Seiten humanspezifischer Kooperation. In: Albert et. al 128-162
Mollenhauer, Rafael. 2015. Tomasellos Kooperationsmodell, Konstanz München: UVK
Rehberg, Karl-Siegbert. 2016. Sonderstellung oder ökologische Nische? In: Albert et al. 28-44
Tomasello Michael. 2002. Die kulturelle Entwicklung des menschlichen Denkens, Frankfurt/M.: Suhrkamp
Tomasello, Michael. 2009. Die Ursprünge der menschlichen Kommunikation, Frankfurt/M.: Suhrkamp
Tomasello, Michael. 2010. Warum wie kooperieren, Berlin: Suhrkamp
Tomasello, Michael. 2014a. Eine Naturgeschichte des menschlichen Denkens, Berlin: Suhrkamp
Tomasello, Michael. 2014b. Kooperation und Kommunikation im zweiten Lebensjahr. In: Handbuch Frühe Kindheit. Hrsg.: R. Braches-Chyrek et al., 153-160, Opladen et al.: Barbara Budrich
Tomasello, Michael. 2016. Eine Naturgeschichte der menschlichen Moral, Berlin: Suhrkamp
Literaturempfehlungen (Kap. 5.1)
Albert, G. et al. Hrsg. 2016. Kooperation, Sozialität und Kultur. Michael Tomasellos Arbeiten in der soziologischen Diskussion. Zeitschrift für Theoretische Soziologie. 3. Sonderband, Weinheim: Beltz Juventa.
Deutsche Zeitschrift für Philosophie. 2007 (55. Jg.), H. 5: Beiträge zum Schwerpunkt „Natur und Kultur: Die Spezifikation menschlichen Verhaltens“ (und speziell zu Tomasellos Theorie und Befunden)
Mollenhauer, Rafael. 2015. Tomasellos Kooperationsmodell. Michael Tomasellos Forschungen im Kontext kommunikationstheoretischer Fragestellungen, Konstanz München: UVK.
Tomasello, Michael. 2009. Die Ursprünge der menschlichen Kommunikation, Frankfurt/M.: Suhrkamp
Tomasello, Michael. 2010. Warum wir kooperieren, Berlin: Suhrkamp
Tomasello, Michael. 2014. Kooperation und Kommunikation im zweiten Lebensjahr. In: Handbuch Frühe Kindheit. Hrsg.: R. Braches-Chyrek et al., 153-160, Opladen et al.: Barbara Budrich
Tomasello, Michael und H. Rakoczy. 2009. Was macht menschliche Erkenntnis einzigartig? In: Kollektive Intentionalität. Hrsg.: H. Bernhard und D.P. Schweikard. 697-737, Frankfurt/M.: Suhrkamp
Literaturnachweise (Kap. 5.2)
Adler, Yvonne. 2011. Kinder lernen Sprache(n). Alltagsorientierte Sprachförderung in der Kindertagesstätte, Stuttgart: Kohlhammer
Albers, Timm. 2011. Sag mal! Krippe, Kindergarten und Familie: Sprachförderung im Alltag, Weinheim und Basel: Beltz
Klafki, Wolfgang. 1983. Zur Frage nach der Bedeutung des Sokratischen Gesprächs und neuerer Diskurstheorien. In: Vernunft-Ethik-Politik. Hrsg.: D. Horster und D. Krohn. 277-287, Hannover: SOAK
Müller, Natascha und K. Schmitz. 2014. Ehrsprachigkeit von Geburt an: Vorteile, Schwierigkeiten und Wege dahin. In: Handbuch Frühe Kindheit Hrsg. R. Braches-Chyrek et al., 199-213, Opladen et.al.: Barbara Budrich
Nickel, Sven. 2014. Sprache und Literacy im Elementarbereich. In: Handbuch Frühe Kindheit. Hrsg.: R. Braches et al. 645-657, Opladen et.al.: Barbara Budrich
Rau, Marie Luise. 2009. Literacy. Vom ersten Bilderbuch zum Erzählen, Lesen und Schreiben, Bern et al.: Haupt
Szagun, Gisela. 2008. Sprachentwicklung beim Kind, Weinheim und Basel: Beltz
Tracy, Rosemarie. 2008. Wie Kinder Sprache lernen, Tübingen: Franke
Tracy, Rosemarie. 2014. Spracherwerb und Mehrsprachigkeit. In: Handbuch Frühe Kindheit. Hrsg.: R. Braches-Chyrek et al. 185-197, Opladen et.al.: Barbara Budrich
Winner, Anna. 2012. Kleinkinder ergreifen das Wort, Berlin: Cornelsen
Wygotski, Lew Semjonowitsch. 1974. Denken und Sprechen, Frankfurt/M.: Fischer
Wyrobnik, Irit. 2013. Kindern vorlesen – Ratschläge für Eltern. In: Das Eltern-Buch. Hrsg.: S. Andresen et al., Reinbek: Rowohlt
Literaturempfehlungen (Kap. 5.2)
Adler, Yvonne. 2011. Kinder lernen Sprache(n). Alltagsorientierte Sprachförderung in der Kindertagesstätte, Stuttgart: Kohlhammer
Szagun, Gisela. 2008. Sprachentwicklung beim Kind, Weinheim und Basel: Beltz
Tracy, Rosemary. 2008. Wie Kinder Sprachen lernen. Und wie wir sie dabei unterstützen können, Tübingen: Franke
Literaturnachweise (Kap. 5.3)
Albers, Timm. 2011. Sag mal! Krippe, Kindergarten und Familie: Sprachförderung im Alltag, Weinheim und Basel: Beltz
Dittmann, Jürgen. 2010. Der Spracherwerb des Kindes. Verlauf und Störungen, München: Beck
König, Kathtrin. 2014. Störungen der Sprache und des Sprechens im frühen Kindesalter. In: Handbuch Frühe Pädagogik. Hrsg. R. Braches-Chyrek et.al. 215-227, Opladen et.al.: Barbara Budrich
Lüdtke, Ulrike und U. Stitzinger. 2015. Pädagogik bei Beeinträchtigungen der Sprache, München Basel: Reinhard
Literaturempfehlungen (Kap. 5.3)
Lüdtke, Ulrike und U. Stitzinger. 2015. Pädagogik bei Beeinträchtigungen der Sprache, München Basel: Reinhardt
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Braun, KH. (2018). Mündliche Kommunikation. In: Entwicklungspädagogische Theorien, Konzepte und Methoden 1. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-17100-1_5
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