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Part of the book series: Phänomenologische Erziehungswissenschaft ((PHE,volume 4))

Zusammenfassung

Der Artikel widmet sich dem menschlichen Lernen, wie es als Erfahrung gegeben ist. Dabei knüpft er kritisch an die derzeitig weite Verbreitung sowie unklare Verwendung des Wortes an und erinnert an neuere kognitionstheoretische Forschungen, um sich dann gezielt dem Problem des Anfangs von Lernen zu widmen. Dabei geht es um ein Lernen, in dem ein Verständnishorizont allererst eröffnet wird. Im Durchgang durch philosophische Thematisierungen des Beginns von Lernen, Erfahrung und Erkenntnis zeigt sich, dass der Anfang dieses Lernens nicht als Initiative eines zielorientierten Aktes zu begreifen ist. Vielmehr erweist er sich als eine Art Erwachen, das von einem fremden Anspruch ausgelöst wird. Anfangen, die Dinge in einem neuen Licht zu sehen, ist ein Ereignis, bei dem man in dem Sinne dabei ist, dass es einem selbst zustößt. Sowohl hermeneutische als auch phänomenologische Theorien des Lernens haben sich mit der Vorstruktur des Verstehens befasst. Will man angesichts der Nähe beider Richtungen ihre Differenz bestimmen, so ist sie im Umgang mit den Grenzen des Sinnverstehens zu suchen. Hermeneutik widmet sich der erschließenden und verbindenden Kraft der Sprache. Phänomenologie, welche die Leiblichkeit des Menschen betont, untersucht auch die Rolle unwiderruflicher Versagungen im Prozess der Erfahrung.

Abstract

This essay analyses the process of learning as a special form of experience. It starts out from the observation that the word ‘learning’ is used widely and without clear-cut meaning. In a second step new research in the field of cognitive science will be discussed. After that the essay focuses on the problem of whether it is possible to identify the beginning of learning. However, this can only be called a problem insofar as learning is not understood as an accumulation of knowledge but as the process in which a new horizon is opened up. A philosophical investigation of the beginnings of learning, experience and cognition shows that learning cannot be initiated by an intentional act. Rather it proves to be like a kind of awakening. To begin to see something in a different light is an occurrence in which one is involved in the sense that it happens to or befalls her. Hermeneutical as well as phenomenological theories of learning have dealt with the pre-structure of understanding. Inspite of their far-reaching similarities there is a significant difference between them which concerns their respective ways in which they handle the limits of understanding. While hermeneutic theories centre on the productive and mediating force of language, phenomenological theories, which emphasize the living corporeality of human beings, analyse in addition the dimension of insurmountable bounds of experience.

Den Ausführungen liegen Ergebnisse aus einem Forschungsprojekt zugrunde, das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft von 2000 bis 2003 gefördert wurde und an dem vor allem Thorsten Kubitza und Wassilios Stravoravdis mitgearbeitet haben.

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Meyer-Drawe, K. (2019). Lernen als Erfahrung (2003). In: Brinkmann, M. (eds) Phänomenologische Erziehungswissenschaft von ihren Anfängen bis heute. Phänomenologische Erziehungswissenschaft, vol 4. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-17082-0_21

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