Zusammenfassung
Führung kann nicht im bloßen Geben von Anordnungen bestehen, die von den Geführten nur zu befolgen sind. Für das Verständnis der Führung und ihrer Anforderungen ist die Aristotelische Unterscheidung von despotischer und politischer Herrschaft hilfreich. Während die despotische Herrschaft nur Befehle gibt, setzt die politische Herrschaft ein gemeinsames Ziel von Herrschern und Beherrschten voraus. Ebenso ist auf der Seite der Beherrschten oder Geführten sowohl Einsicht als auch selbstständiges Handeln nötig. Auch Führung im Unternehmen setzt die Bereitschaft und die Fähigkeit zu eigenständigem Engagement voraus – und damit das, was die Ethik des Aristoteles als Tugend bezeichnet. So lassen sich Bezüge zwischen dieser Ethik und einer zeitgenössischen Konzeption der Unternehmensethik herstellen.
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Notes
- 1.
Max Weber, Wirtschaft und Gesellschaft, S. 28.
- 2.
Nur der Utilitarismus war in seinen Ursprüngen – namentlich bei Jeremy Bentham – von der Vorstellung beherrscht, man könne Glück objektivieren und sogar wissenschaftlich messen.
- 3.
Neben diesen Pflichten gegen Andere kennt die Ethik Kants auch noch Pflichten des Einzelnen gegen sich selbst bzw. gegen die „Menschheit in der eigenen Person“; in der zeitgenössischen Ethikdiskussion spielen solche Pflichten gegen sich selbst jedoch allenfalls eine untergeordnete Rolle.
- 4.
Jedenfalls, wenn zusätzlich noch andere Güter wie Freiheit, Gesundheit und ein gewisser Wohlstand gegeben sind.
- 5.
Vgl. hierzu Arendt 1994, S. 327 ff.
- 6.
Vgl. Petersen 2006.
- 7.
Noch für Hegel (1970, S. 356) ist die „Ökonomie“ einfach die Landwirtschaft.
- 8.
Die Funktionalität der Tugenden in einer Aristotelischen Perspektive betont MacIntyre (1988, S. 256 u. passim).
- 9.
In den sozialistischen Ländern wurden Kommandostrukturen in der „volkseigenen Wirtschaft“ häufig dadurch implizit gerechtfertigt, dass man das Wirtschaftsgeschehen wie einen Krieg beschrieb und beispielsweise von der „Ernteschlacht“ sprach.
- 10.
Das ist es für Aristoteles gerade nicht, doch hat Hegel eine solche Perspektive entwickelt (vgl. Petersen und Fulda 1999).
Literatur
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Petersen, Thomas (2006): Wahrheit und Überredung, in: Gregor Fitzi (Hrsg.), Platon im Diskurs. Beiträge zur Philosophie, Neue Folge, Heidelberg 2006, 221–238.
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Spinoza, Benedictus de (1977): Tractatus politicus, in: ders., Sämtliche Werke in sieben Bänden, hrsg. Von Carl Gebhardt, Band 5, Hamburg.
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Petersen, T. (2017). Führung, Macht und Ethik. In: Führung in Verantwortung. Springer Gabler, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-16833-9_8
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