Zusammenfassung
Bilder und Narrative sind ein unablösbarer Bestandteil von school shootings. Sie ermöglichen die Taten, sind substanziell mit ihnen verschränkt und dienen der Ausgestaltung der Identität der Täter als Amokpersona. School shootings sind ein Tauschhandel mit Bildern, ein Zyklus von Inszenierung und Reinszenierung. Dabei ziehen sich mediale Praktiken der Selbsterzählung quer durch die westliche Geschichte des Amoks. Die Formen und Vorbilder ändern sich, die strukturelle Bedeutung medialer Verfahren für die Taten bleibt gleich. Untersucht wird diese Bedeutung anhand konkreter Beispiele. In einem historischen Vergleich wird deutlich, wie sich das Narrativ school shooter von einem Zustand des passiven Überwältigtseins zu einem aktiven Verhaltensmodell wandelt, das von den Tätern frenetisch gefeiert wird.
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Notes
- 1.
Die gesammelten Aufzeichnungen Ernst August Wagners finden sich in WAGNER – Lehrer Dichter Massenmörder von Bernd Neuzner und Horst Brandstätter (Frankfurt am Main 1996).
- 2.
Die Techniken dieser Rollenwahl sind etwa bei Heiko Christians exzellent herausgearbeitet (vgl. 2008, S. 34 ff.)
- 3.
Whitmans Aufzeichnungen finden sich in Lavergne 1997, hier S. 121.
- 4.
So steht es wörtlich im Behandlungsprotokoll des Arztes Maurice Dean Heatley, den Whitman am 9. März 1966 aufsucht, „He readily admits having overwhelming periods of hostility with a very minimum of provocation. Repeated inquiries attempting to analyze his exact experiences were not too successful with the exception of his vivid reference to thinking about going up on the tower with a deer rifle and start shooting people.“ Heatley (1966), S. 1.
- 5.
In seinem Abschiedsvideo erklärt Bastian Bosse: „And … and … 2003, 2004 my life changed and … and I wasn’t human anymore, I was godlike.“ Die Gottähnlichkeit übernimmt Bosse wiederum von seinen Vorbildern Harris und Klebold, die sich im bereits im Vorfeld ihrer Taten über die Legenden, die sie sein werden, im Klaren sind. Wie Dylan Klebold ausführt: „Ich weiß, wir werden Nachahmer haben, weil wir so verdammt gottähnlich sind“ Gaertner (2009), S. 133 f.
- 6.
Diese Art der Überblendung von sozialen und medialen Wirklichkeiten findet sich auch in anderen Bereichen. Der Sexualwissenschaftler Christoph Joseph Ahlers beschreibt dies im Hinblick auf die Wahrnehmung sozialer Szenen durch Jugendliche in Zeiten der Internetpornografie: „Junge Männer, die primär über Internetpornografie sexualisiert wurden, berichten mir, dass sie Frauen, denen sie in ihrem realen Lebensalltag begegnen, oft ungewollt und spontan in die Rolle einer Pornodarstellerin hineinfantasieren […]. Diese Männer berichten, es sei, als legten sich die Pornoszenen wie ein Filter über ihren Alltag“ (Ahlers 2015, S. 311 f.).
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Grzeszyk, A. (2017). Tödliche Bilder – Strategien der Selbstinszenierung von school shootern . In: Braselmann, S., Ahrens, J. (eds) Vermittlungskulturen des Amoklaufs. Kulturelle Figurationen: Artefakte, Praktiken, Fiktionen. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-16602-1_7
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