Zusammenfassung
In seiner bedeutenden Untersuchung „Eye of the Century. Film, Experience, Modernity“ bezeichnet der Filmtheoretiker Francesco Casetti den Spielfilm als das „Auge des 20. Jahrhunderts“ (2008), da das Medium Film durch seine technische Beschaffenheit in der Lage sei, die Modernität, die Signatur der Moderne, ihre Transformation und Beschleunigung wie auch ihren Fluss und ihre Brüche, gleichsam zu erfassen wie auch festzuhalten. Nun ist es müßig, jetzt über das Ende des Films zu spekulieren, doch spricht einiges für die These, die neuen Qualitätsserien, die in der Folge von The Sopranos entstanden, seien die Augen des 21. Jahrhunderts.
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Notes
- 1.
So der Klappentext zum inoffiziellen Serienguide „Breaking Bad“ von Ensley Guffey und K. Dale Koontz, Berlin 2014.
- 2.
Diese Wiederaufnahme von Motiven – die Wiederkehr des Geburtstags, die aus Speck geformte Jahreszahl, die Videoaufnahme – mit ihren Verschiebungen bildet eines der charakteristischen Stilmittel der Serie, mit der die Transformation des Walter White immer wieder elliptisch nachvollzogen wird.
- 3.
Walt scheint keinen (guten) Kontakt zu seiner Mutter zu haben. Es gibt keine Bilder von ihr im Hause White und Walt informiert sie auch nicht über seine Erkrankung. Mike Ehrmantraut hat eine Enkelin Kaylee, doch keine Familie; Hank und Marie wie auch Elliot und Gretchen Schwartz sind kinderlos.
- 4.
„Vordergründig“ deshalb, weil auch die familiären Bindungen im hohen Maße bereits verdinglicht sind: so ist Krazy-8 ein Polizeispitzel, emotionale Beziehungen spielen überhaupt keine Rolle und Sicherheit vermag dieser familiäre Zusammenhang schon gar nicht zu garantieren: von den oben genannten überleben nur die Kleinkriminellen Badger und Clovis.
- 5.
Doctor: „What is it she does now? Look, how she rubs her hands.“ Gentlewoman: „It is an accustomed action with her, to seem thus washing her hands.“ (…) Lady Macbeth: „Out, damned spot! out I say! (…) Hereʼs the smell of the blood still: all the perfumes of Arabia will not sweeten this little hand. Oh! oh! oh!“ (Macbeth: Akt 5, 1. Szene, Shakespeare 1990).
- 6.
Marie wird dieses Motiv später, in der Folge „Confessions“ (5 × 11), explizit aufnehmen und Walter zum Selbstmord auffordern.
- 7.
Guffey und Koontz (2014, S. 330 ff.) zählen zehn Geständnisse/Bekenntnisse in dieser Folge.
- 8.
Im Cold Open bricht Walt in einen Wagen ein, um aus seinem Versteck nach New Mexiko zurückzukehren. Beim Anlassen des Autos hören wir einige Zeilen des Liedes aus dem Casettenrekorder des Wagens: „I saddled up and away I did go, Riding alone in the dark, Maybe tomorrow, a bullet may find me, Tonight nothingʼs worse than this pain in my heart …“, wodurch Walters finale Stimmung gut eingefangen wird. Guffey und Koontz kommentieren dies mit den Worten: „Der Song erzählt die Geschichte eines Cowboys, dessen Liebe zu einer wunderschönen Frau namens Felina ihn dazu bringt, einen Konkurrenten umzubringen, weshalb er von Texas nach New Mexiko fliehen muss, bevor er aus Liebe wieder nach El Paso zurückkehrt, wo er sicher getötet werden wird. Walts Felina ist jedoch keine Frau, sondern das blaue Meth und der Stolz und die Macht, die seine außergewöhnlichen Fähigkeiten als Meth-Koch mit sich bringen“ (2014, S. 355).
Literatur
Butler, J. (2003). Kritik der ethischen Gewalt. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
Casetti, F. (2008). Eye of the century. Film, experience, modernity. New York: Columbia University Press.
Fiske, J. (2000). Lesarten des Populären. Wien: Turia und Kant.
Früchtl, J. (2004). Das unverschämte Ich. Eine Heldengeschichte der Moderne. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
Galston, W. (1991). Liberal purposes: Goods, virtues, and diversity in the liberal state. Cambridge: Cambridge University Press.
Giddens, A. (1993). Wandel der Intimität. Sexualität, Liebe und Erotik in modernen Gesellschaften. Frankfurt a. M.: Fischer-Taschenbuch-Verlag.
Goffman, E. (1983). Wir alle spielen Theater. Die Selbstdarstellung im Alltag. München: Piper.
Guffey, E. F., & Koontz, D. (2014). Breaking bad. Der inoffizielle Serienguide. Berlin: Schwarzkopf & Schwarzkopf.
Luhmann, N. (2000). Die Politik der Gesellschaft. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
Miori, D. (2017). Skylerʼs intervention ethical? Hell, it shouldnʼt even be legal. In D. R. Koepsell & R. Arp (Hrsg.), Breaking bad and philosophy (S. 27–39). Chicago: Open Court.
Shakespeare, W. (1990). Macbeth. The Oxford Shakespeare. Oxford Worlds Classics. Edited by Nicholas Brooke. Oxford: Oxford University Press.
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Arenhövel, M. (2017). Family Values in New Mexico. Patriarchale Eskalation in Serie. In: Besand, A., Arenhövel, M., Sanders, O. (eds) Väter allerlei Geschlechts. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-16424-9_7
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