Zusammenfassung
Das Thema „Bürgerbeteiligung“ hat momentan nicht nur in Deutschland Konjunktur. Deshalb wird in diesem Beitrag untersucht, wie die befragten Kommunalpolitiker dem Thema „Bürgerbeteiligung“ gegenüberstehen, wie stark ihre Vorbehalte diesbezüglich sind und wovon diese Vorbehalte abhängen. Die Untersuchung geht dabei besonders auf mögliche Effekte einer lokalen Beteiligungskultur ein. Die Analysen zeigen, dass die Einstellungen der lokalen Repräsentanten gegenüber Bürgerbeteiligung entgegen den theoretischen Erwartungen überraschend positiv sind. Dies spiegelt sich unter anderem wider in hohen positiven Erwartungen, die mit Bürgerbeteiligung verbunden werden. Die Ergebnisse zeigen aber auch, dass Kommunalpolitiker vor allem bei informellen Verfahren der Bürgerbeteiligung noch ein Wissensdefizit haben. Darüber hinaus kann tatsächlich ein positiver Kultureffekt nachgewiesen werden: Je intensiver ein partizipatives Klima vor Ort ist bzw. je stärker eine kollektive Sichtweise dominiert, dass Bürgerinnen und Bürger bei wichtigen politischen Fragen auf die eine oder andere Art in die Entscheidungsvorbereitung und -findung miteinbezogen werden sollten, umso geringer sind die individuellen Vorbehalte der lokalen Eliten gegenüber Bürgerbeteiligung – unabhängig von anderen individuellen Erklärungsfaktoren wie dem individuellen Demokratieverständnis, der eigenen ideologischen Position, dem religiösen Menschenbild und der politischen Position. Wie bei anderen Mehrebenenanalysen ist auch dieser Effekt schwach. Aber er belegt ein Phänomen, das bislang empirisch kaum nachgewiesen wurde.
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Notes
- 1.
Der Zusammenhang zwischen den Vorbehalten gegenüber Bürgerbeteiligung und dem Demokratieverständnis ist wie erwartet auch negativ mit r = −0,22 (p < 0,001); der Zusammenhang zwischen den Erwartungen an Bürgerbeteiligung und dem Demokratieverständnis ist umgekehrt stark positiv mit r = 0,54 (p < 0,001).
- 2.
Zwischen der Kommune mit den geringsten Vorurteilen (Heuchelheim, Mittelwert 2,46) und der Kommune mit den stärksten Vorurteilen (Rüdesheim, Mittelwert 4,15) besteht eine Differenz von 1,69 Skalenpunkten. Die Differenzen zwischen den Kommunen hinsichtlich der Erwartungen an Bürgerbeteiligung beträgt maximal 1,29 Skalenpunkte, beim Demokratieverständnis maximal 1,01 Skalenpunkte (vgl. Tab. 10 im Anhang).
- 3.
Dieser Effekt zeigt sich auch empirisch beim Vergleich der beiden Einstellungsdimensionen: Die Standardabweichung bei den Erwartungen an Bürgerbeteiligung beträgt 1,53; die Standardabweichung bei den Vorbehalten gegenüber Bürgerbeteiligung 1,65.
- 4.
Die Korrelationen zwischen diesen drei Operationalisierungsalternativen auf der Makroebene sind nicht so hoch, dass es sinnvoll wäre, daraus einen Index zu bilden. Die Korrelation zwischen Ortsgröße und Anteil der nationalen Parteien vor Ort ist nicht signifikant; die Korrelation zwischen Ortsgröße und der Meinung, dass Parteien in der lokalen Politik notwendig sind r = 0,50**; die Korrelation zwischen letzterem und dem Anteil der nationalen Parteien vor Ort r = 0,41*.
- 5.
Beispielsweise liegt der Anteil der Befragten, die zur Nutzung keine Angaben machen können, in Frielendorf, Helsa, Biedenkopf oder Petersburg bei 20 %, in Ranstadt, Kassel oder Wolfhagen dagegen bei 0 %.
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Vetter, A. (2017). Beteiligungskulturen und Bürgerbeteiligung. In: Tausendpfund, M., Vetter, A. (eds) Politische Einstellungen von Kommunalpolitikern im Vergleich. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-16398-3_13
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