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Wie der Krieg gegen den Terror ein politisches System verändert. Die USA auf dem Weg zur „defekten Demokratie“?

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Die Grenzen der Demokratie
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Zusammenfassung

Der Artikel geht der Frage nach, ob und inwiefern sich die USA als Folge ihrer Sicherheitspolitik nach den Anschlägen des 11. Septembers 2001 zu einer defekten Demokratie entwickelt haben. Hierfür werden zwei etablierte Typologien zur Feststellung einer „defekten Demokratie“ vorgestellt und einige konzeptionelle Probleme dieser Typologien aufgezeigt, bevor ein Abgleich mit den wesentlichen Maßnahmen der Bush- und Obama-Regierungen im „Krieg gegen den Terror“ erfolgt. Schließlich werden drei allgemeine Probleme als Folge einer neuartigen Anti-Terrorpolitik aufgezeigt, die bisher keine Berücksichtigung in den Typologien bezüglich „defekter Demokratien“ fanden. Aufgrund konzeptioneller Probleme sowie der allgemeinen Komplexität der US-Antiterrorpolitik lässt sich keine eindeutige Zuordnung und Bewertung im Rahmen der Typologie vornehmen. Es ist deshalb möglich, die US-Antiterrorpolitik in den Bush- und Obama-Jahren, je nach Zuordnung und Bewertung, als funktionierende „wehrhafte Demokratie“, als „defekte Demokratie“ oder sogar als „partielle Diktatur“ einzustufen.

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Notes

  1. 1.

    Lauth bezieht seine Kritik explizit auf Merkels Modell der „eingebetteten Demokratie“, die wiederum von Braml bei dessen Klassifizierungsversuch aufgegriffen wird.

  2. 2.

    Richter Souter erläutert hier in Bezug auf die US-Verfassung das Problem verschiedener Werte, die gleichzeitig garantiert werden und die miteinander in Konflikt treten.

  3. 3.

    Horst verdeutlicht in seiner Darstellung, dass es sich beim Patriot Act nicht um ein Ermächtigungsgesetz oder Ausnahmegesetz, sondern in erster Linie um ein beschleunigendes Verfahren als Folge einer außergewöhnlichen Krise handelt.

  4. 4.

    Boumediene v. Bush, 553 U.S. 723 (2008).

  5. 5.

    Ex parte Milligan, 71 U.S. (4 Wall.) 2 (1866).

  6. 6.

    Ex parte Quirin, 317 U.S. 1 (1942).

  7. 7.

    Es gab bisher nach Angaben der American Civil Liberties Union 9 Todesfälle unter den Häftlingen in Guantánamo, 7 durch Selbstmord, 1 durch eine Krebserkrankung und 1 durch einen Herzinfarkt (ACLU 2016).

  8. 8.

    18 U.S.C. §§ 2340–2340A.

  9. 9.

    Für Details siehe die Chronologie der Washington Post (2006) zum Thema Abu Ghraib.

  10. 10.

    779 − 532 − 151 = 96. Es gibt also eine Differenz von 5 hinsichtlich der Zahl, die die ACLU als aktuelle Häftlingszahl in Guantánamo anführt. Worauf sich diese Differenz gründet, ist unklar.

  11. 11.

    Siehe zum Problem die „Pazifierungskriege“ der USA, Münkler (2004, S. 183–184).

  12. 12.

    Siehe allgemein zum Problem des Ausnahmezustands im politischen System der USA: Förster und Lemke (2016, S. 14–16) und speziell zu den Entwicklungen nach den Anschlägen des 11. Septembers 2001: 23–26.

  13. 13.

    Vergleiche hierzu den Supreme-Court-Fall Hamdi v. Rumsfeld, 542 U.S. 507 (2004), in dem der US-Bürger Hamdi sein Habeas-Corpus-Recht einforderte. Hamdi wurde in den USA geboren, als Kleinkind verlegte die Familie ihren Aufenthalt nach Saudi-Arabien. Im Alter von 20 begab sich Hamdi nach Afghanistan, um dort Hilfsarbeiten zu leisten. Er wurde dort von der Nordallianz Ende 2001 aufgegriffen und den US-Truppen als Terror-Verdächtiger überstellt. Es stellte sich die Frage, ob Hamdi in einem Al-Qaida-Terrortrainingskampf eine Ausbildung zum Terroristen absolvierte.

  14. 14.

    Siehe zur „Sekuritisierung“ der Innenpolitik in den USA, in Deutschland und in Großbritannien vergleichend: Busch (2011, S. 861–881).

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Dregger, S. (2017). Wie der Krieg gegen den Terror ein politisches System verändert. Die USA auf dem Weg zur „defekten Demokratie“?. In: Förster, A., Lemke, M. (eds) Die Grenzen der Demokratie. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-16295-5_4

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