Zusammenfassung
In Hochschulen muss das Spannungsverhältnis zwischen der Freiheit von Forschung und Lehre auf der einen und den Strategie- und Steuerungserfordernissen der Organisation in einem kompetitiven, dynamischen und von finanziellen Kennzahlen geprägten Umfeld auf der anderen Seite durch eine geeignete Steuerungsstruktur sowie Aufbau- und Ablauforganisation ausbalanciert werden. Die hierfür gefundenen Lösungen unterscheiden sich dabei im deutschen Hochschulsystem und in den Schweizer Fachhochschulen und Pädagogischen Hochschulen deutlich. Der Beitrag zeigt anhand eines Vergleichs im Bereich der politischen und behördlichen Steuerung, der Verteilung von Entscheidungsbefugnissen und der personellen Strukturen auf, welche Implikationen die unterschiedlichen Modelle auf die Führungsbedingungen und die Kompetenzanforderungen an Führungspersonen haben. Dabei zeigt sich, dass das System der Schweizer Fachhochschulen und Pädagogischen Hochschulen stärker auf Hochschulmanagementkompetenzen der Führungspersonen vertraut und solche Kompetenzen von ihnen auch fordert, um Entwicklungs- und Strategiefähigkeit zu gewährleisten. Das Hochschulsystem in Deutschland setzt deutlich stärker auf strukturelle Steuerungskomponenten durch formale Vorgaben und verhindert dadurch potenziell mögliche lokale Fehlentwicklungen. Die Frage, in welchem System letztlich mehr Freiraum für Kreativität vorhanden ist und eher den jeweiligen disziplinären Logiken angepasste Innovationen entstehen können, kann dabei nicht eindeutig beantwortet werden.
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Notes
- 1.
Einige Beispiele: Uni Bielefeld: 2001; Rektorenkonferenz der Fachhochschulen der Schweiz KFH: 2002; Hochschule Osnabrück: 2003; Universität Kassel: 2004; Universität Oldenburg: 2005.
- 2.
Primäre Strukturierung nach Disziplinen/Themenfeldern mit Querstruktur nach Leistungsbereichen oder umgekehrt primäre Strukturierung nach Leistungsbereichen und Querstruktur nach Disziplinen/Themenfeldern, wobei die zweite Dimension in unterschiedlichem Ausmaß formalen Einfluss auf Entscheidungen hat.
- 3.
In Österreich sind die Fachhochschulen und Pädagogischen Hochschulen in der Regel ebenfalls nicht nach dem traditionellen Hochschulmodell organisiert, wobei sich die Rahmenbedingungen von denjenigen in der Schweiz deutlich unterscheiden. Die in Österreich anzutreffenden Formen werden in diesem Beitrag nicht thematisiert.
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Böckelmann, C. (2017). Hochschulführung in unterschiedlichen Systemkontexten – Eine vergleichende Analyse zu Führungsbedingungen und Kompetenzanforderungen. In: Truniger, L. (eds) Führen in Hochschulen. Springer Gabler, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-16165-1_14
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