Zusammenfassung
Josef Stalin (dt: „Der Stählerne“), der Sowjetführer und zugleich eine der skrupellosesten und unberechenbarsten politischen Figuren des 20. Jahrhunderts, stellt bis heute eine kontroverse Persönlichkeit der neueren Geschichte da. Die Analyse stellt die Sozialisation und Herkunft der mannigfaltigen Persönlichkeit Stalin in den Fokus und erläutert anhand prägnanter Erlebnisse aus der Kindheit und Jugend des späteren Generalsekretärs des Zentralkomitees der KPdSU sowie weiterer historischer Ereignisse, die das ehemalige Zarenreich nachhaltig prägten, wie dem einst armen Georgier die Machtergreifung gelang. Im Besonderen beschäftigt sich die Untersuchung mit der Frage nach dem persönlichen Einfluss Josef Stalins auf eine explizite außenpolitische Entscheidung der Sowjetunion nach 1945: der Stalin-Note. In diesem Kontext dient die bereits von Gerhard Wettig vorgenommen Dreiteilung der Deutung der Note in Angebots-, Disziplinierungs- und Propagandathese als Grundlage. Die Machtstrukturen in der UdSSR erlaubten, dank des ausgeprägten Personenkults, eine autoritäre Herrscherfigur, weshalb man in den Noten nicht bloß Stalins Handschrift, sondern auch Charaktereigenschaften sowie Persönlichkeitsstrukturen erkennt. Die Untersuchung stellt demnach einen Beitrag zur Personenforschung in der Politikwissenschaft dar und erläutert, inwiefern von Macht und Wirkung des Einzelnen in einem festen System auszugehen ist.
Er war eine herausragende Persönlichkeit, die in unserer rauhen Zeit, in der Periode in der sein Leben verlief, imponierte. Stalin war ein außergewöhnlich energischer, belesener und äußerst willensstarker Mann, heftig, schroff, schonungslos in der Sache, wie im Gespräch […]. Stalins Kraft war so groß, daß er unter den Führern aller Völker und Zeiten nicht seinesgleichen kennt […]. Die Menschen konnten seinem Einfluß nicht widerstehen. Als er den Raum der Konferenz von Jalta betrat, erhoben wir uns alle, buchstäblich wie auf Kommando. Und, so seltsam es ist, wir legten die Hände an die Hosennaht. Stalin besaß einen tiefschürfenden, gründlichen und logischen Verstand. Er war ein unübertroffener Meister darin, in schweren Momenten einen Ausweg aus der ausweglosesten Lage zu finden […]. Er war ein Mann, der seinen Feind mit den Händen seiner Feinde vernichtete, der uns, die er offen Imperialisten nannte, zwang, gegen Imperialisten zu kämpfen. Er übernahm das Rußland des Hakenpflugs und hinterließ es im Besitz der Atomwaffe.
(Churchill 1954)
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Literatur
Barberowski, Jörg. 2003. Der rote Terror. Die Geschichte des Stalinismus. München: Deutsche Verlags-Anstalt.
Churchill, Winston S. 1949–1954. Der Zweite Weltkrieg. Stuttgart: Parnass Verlag Scherz & Goverts, Stuttgart.
Ennker, Benno. 1998. Politische Herrschaft und Stalinkult 1929–1939. In Stalinismus. Neue Forschungen und Konzepte, Hrsg. Stefan Plaggenborg, 151–184. Berlin: Berlin Verlag Arno Spitz GmbH.
Harris, James. 2005. Stalin as General Secretary: the appointments process and the nature of Stalin’s power. In Stalin. A New History, Hrsg. Sarah Davies und James Harris, 63–82. Cambridge University Press.
Lewin, Moshe. 2005. Lenin’s last struggle. Ann Arbor: University of Michigan Press.
Loth, Wilfried. 2002. Das Ende der Legende. Hermann Graml und die Stalin-Note – Eine Entgegnung. Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, 50/4, (653–664).
Montefiore, Simon Sebag. 2014. Der junge Stalin. Frankfurt am Main: S.Fischer2.
Rieber, Alfred J. 2005. Stalin as Georgian: the formative years. In Stalin. A New History, Hrsg. Sarah Davies und James Harris, 18–44. Cambridge University Press.
Rubel, Maximilien. 1975. Josef W. Stalin in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Hamburg: rowohlt verlag.
Ruggenthaler, Peter. 2007. Stalins großer Bluff. Die Geschichte der Stalin-Note in Dokumenten der sowjetischen Führung. München: Oldenbourg Wissenschaftsverlag GmbH.
Schad, Martha. 2004. Stalins Tochter. Das Leben der Swetlana Allilujewa. Bergisch Gladbach: Gustav Lübbe Verlag.
Smith, Jeremy. 2005. Stalin as Commissar for Nationality Affairs, 1918–1922. In Stalin. A New History, Hrsg. Sarah Davies und James Harris, 45–62. Cambridge: Cambridge University Press.
Stal, Marina. 2013. Psychopathology of Joseph Stalin. Psychology, 4.9: 1–4.
Wettig, Gerhard. 2002. Die Note vom 10. März 1952 im Kontext von Stalins Deutschland-Politik seit dem Zweiten Weltkrieg. In Die Stalin-Note vom 10. März 1952: Neue Quellen und Analysen, Hrsg. Jürgen Zarusky, 139–196. München: Oldenbourg.
Wettig, Gerhard. 2015. Die Stalin-Note. Historische Kontroverse im Spiegel der Quellen. Berlin-Brandenburg: be.bra wissenschaft verlag GmbH.
Author information
Authors and Affiliations
Corresponding author
Editor information
Editors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 2017 Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
About this chapter
Cite this chapter
Vetter, N. (2017). Josef Stalin: Der Einfluss seiner Sozialisation auf das außenpolitische Handeln der Sowjetunion nach 1945 am Beispiel der Stalin-Note vom 10. März 1952. In: Gu, X., Ohnesorge, H. (eds) Politische Persönlichkeiten und ihre weltpolitische Gestaltung. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-16100-2_2
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-16100-2_2
Published:
Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-658-16099-9
Online ISBN: 978-3-658-16100-2
eBook Packages: Social Science and Law (German Language)