Zusammenfassung
Wie gelingt es in geografischer Distanz mit Unterstützung von Kommunikationstechnologien eine Mutter- oder Vater-Position im Lebensalltag von Kindern innezuhaben? Auf welche Weise schreiben sich technologische Prozesslogiken in das doing family unter Migrationsbedingungen ein? Transstaatlich organisierte Familien werden in diesem Beitrag als Avantgarde der Mediatisierung untersucht. Anhand empirischer Daten aus einem laufenden Forschungsprojekt werden emergente techno-soziale Praktiken der Fürsorge und Erziehung auf Distanz herausgearbeitet und die Möglichkeiten und Grenzen einer polymedial-translokalen Lebensweise unter der Bedingung von Transstaatlichkeit eruiert. Ziel dieses Beitrags ist eine empirische Fundierung der Mediatisierungstheorie unter besonderer Berücksichtigung des Polymedialitäts-Ansatzes.
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Die Namen aller Studienteilnehmenden wurden anonymisiert.
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Als Nostrifizierung – der „Aneignung des anderen nach eigenem Maß“ (1992, S. 84) – kritisiert Matthes eine Praxis der international vergleichenden soziologischen Forschung, die, so der Vorwurf, Begriffe universalisiere, die sie an der eigenen gesellschaftlichen Erfahrung gebildet habe. So wurden Familienmodelle, die vom konjugalen Kernfamilien-Modell abwichen, entweder als vormoderne Residuen abgewertet oder erst gar nicht als Familie klassifiziert, wenn sie etwa mehrörtig organisiert waren.
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Der aus der englischsprachigen Forschung übernommene Begriff transnational birgt nach dem Transfer ins Deutsche ein schwerwiegendes Problem: Er ist genau genommen nur auf die Migration zwischen Nationalstaaten anwendbar. Da jedoch die weltweite Mehrheit der Staaten nicht zu dieser Kategorie gehört, verliert der Begriff an seiner analytischen Schärfe. In multinationalen Staaten wie etwa Belgien oder Indien existieren interne transnationale (kulturelle) Beziehungen. Ferner sind zahlreiche Nationen durch Staatsgrenzen geteilt, wie zum Beispiel Kosovo und Albanien (vgl. dazu ausführlicher Faist 2000, S. 13).
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Erläuterung der Transkriptionssymbole:
Vater = Levente; Tochter = Réka
-, --, --- kurze, mittellange und längere Pausen bis 1,5 s
(2.0) geschätzte Pausenlänge ab ca. 1,6 s
: Dehnungen des Wortes
( ) para- und außersprachliche Handlungen,
[ ] Erläuterungen der Autorin
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Levente und Réka sind Teil einer transstaatlich organisierten Familie mit Lebensmittelpunkt in Südwest-Ungarn. Zum Zeitpunkt der Aufnahme arbeitet Levente bereits seit einem Jahr in Deutschland. Seine Frau (Veronika) lebt mit den beiden gemeinsamen Kindern (Réka, 9 Jahre, Zoli, 4 Jahre) dauerhaft in Ungarn. Der Vater kommt etwa alle fünf bis sechs Wochen aus Deutschland zurück und verbleibt etwa sieben bis 14 Tage im gemeinsamen Haushalt. Wenn er in Deutschland ist, führt er mit seiner Familie täglich am späteren Abend etwa 20–40-min Videotelefonate. Sonntags nimmt er sich vor allem für die Kinder Zeit, dann dauern die Videotelefonate häufig länger als eine Stunde und er unterhält sich oder singt mit ihnen und hilft seiner Tochter bei den Schulaufgaben.
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Dieser zum Zeitpunkt der Veröffentlichung noch vorläufige Eindruck muss anhand der systematischen Analyse der vorliegenden Daten auf den Zusammenhang von Kommunikationsabbrüchen und anschließenden Themenwechsel überprüft werden.
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Facetime ist die Videotelefonieanwendung für Macintosh-Geräte.
- 8.
Orkut ist ein von Google entwickeltes Soziales-Netzwerk-Projekt, das etwa zeitgleich mit Facebook angeboten wurde und sich insbesondere in Brasilien und Indien schnell verbreitete. Es wurde im September 2014 wieder eingestellt und ist jetzt nur als Archiv zugänglich, vgl. https://orkut.google.com/en.html. Zugegriffen: 25. August 2016.
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Ein Messenger ist ein Sofort-Nachrichten-Programm zum Austausch synchroner schriftlicher Nachrichten, mit dem später auch audiovisuelle Synchronkommunikation möglich wurde.
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Greschke, H., Dreßler, D., Hierasimowicz, K. (2017). Die Mediatisierung von Eltern-Kind-Beziehungen im Kontext grenzüberschreitender Migration. In: Krotz, F., Despotović, C., Kruse, MM. (eds) Mediatisierung als Metaprozess. Medien • Kultur • Kommunikation. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-16084-5_4
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